Gelsenkirchen. Wenn der neue Schalke-Trainer André Breitenreiter seine Ideen umsetzen kann, profitiert davon auch Manager Heldt. Doch es gibt einen Imageschaden.
Am Tag, als auf Schalke Tränenbäche flossen, verabschiedete sich André Breitenreiter als Fußballer aus der Bundesliga. Schalke 04 spielte zum letzten Mal im Parkstadion, es war der 19. Mai 2001 – einer der schwärzesten Tage in der Vereinsgeschichte der Königsblauen. Stürmer Breitenreiter hatte die Spielvereinigung Unterhaching schon nach drei Minuten in Führung gebracht, am Ende siegte Schalke doch noch 5:3. Haching war abgestiegen, Schalke fühlte sich vier Minuten lang als Deutscher Meister, bis die Nachricht von einem späten Ausgleichstreffer der Bayern in Hamburg den Klub erschütterte.
Schalke-Präsentation am Montag
An diesem Montag kehrt André Breitenreiter nach Gelsenkirchen zurück – er wird als neuer Trainer des Bundesligisten vorgestellt. Schalkes Manager Horst Heldt war am Freitag nach Mallorca geflogen, um an Breitenreiters Urlaubsort die bis 2017 vereinbarte Zusammenarbeit mit dem bisherigen Trainer des SC Paderborn per Handschlag zu besiegeln. „Er hatte überhaupt keine Bedenken, diese sicherlich nicht einfache Aufgabe zu übernehmen“, berichtet Heldt. Breitenreiter freut sich auf „diesen großartigen Klub“ und versichert, dass er sich vor dem Karriereschritt nicht fürchtet: „Von Regionalligist Havelse zu Paderborn in die Zweite Liga, das war auch schon nicht ohne“, sagt der 41-Jährige.
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Breitenreiter hat klare Pläne davon, wie er Schalke wieder in die Spur bringen will, und die seien „genau so, wie wir uns das vorstellen“, betont Heldt. Bedenkenträger verweisen darauf, der Neue hätte bisher noch nie mit schwierigen Stars zusammengearbeitet, doch irgendwann muss man ja mal damit anfangen dürfen – sonst hätte Jürgen Klopp 2008 auch nicht bei Borussia Dortmund anheuern können. Breitenreiter bietet sich die große Chance, Anhängerschaft und Mannschaft wieder zu versöhnen. Aber auch für ihn gilt, was für jeden neuen Schalker Trainer gegolten hätte: Die ersten Spiele der Saison sollten nicht deftig misslingen, sonst wäre sofort wieder Feuer unterm Arena-Dach. Vor allem Horst Heldt, den viele Fans weiterhin kritisch beäugen, müsste dann erneut mit starkem Gegenwind rechnen.
Ob Marc Wilmots eine bessere Lösung gewesen wäre, kann keiner wissen. Fakt ist aber, dass es nicht gelang, ein sauberes Ende der Verhandlungen mit der Vereinslegende herbeizuführen. Der belgische Nationaltrainer war der Wunschkandidat von Aufsichtsrats-Chef Tönnies, der die Fans mit der Aura eines Eurofighters besänftigen wollte, doch Wilmots und Heldt kamen nicht überein. Es gab unterschiedliche Ansichten über Gehalt und Machtbefugnisse. Bevor Wilmots seine Sicht verkünden konnte, sagte Schalke ihm ab – was ihn schwer verärgerte. „Wenn ich gewollt hätte, wäre ich jetzt auf Schalke“, behauptet der Belgier. „Aber ich habe mich dazu entschieden, das Angebot nicht anzunehmen.“
Heldt ist nun von Breitenreiters Erfolg abhängig, die Ausgangslage aber erlaubt eine optimistische Sicht: Der neue Trainer pflegt den Teamgedanken und bringt Talente vorwärts. Beides braucht Schalke dringend. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie sich jetzt noch das Aufgebot verändern wird.