Gelsenkirchen. . Solide Abwehrarbeit führte dazu, dass die Königsblauen gegen die Königlichen diesmal nicht wie vor einem Jahr untergingen. Aber eine blieb aus.
Aufrecht gingen sie der Nordkurve entgegen, wo sie von den Fans mit aufmunterndem Applaus empfangen wurden. Die Spieler des FC Schalke 04 hatten nach dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid keinen Grund, sich verkriechen zu müssen. 0:2, das war ein Ergebnis, mit dem man rechnen musste und das keinesfalls als Beleg für eine Blamage taugte. „Ich glaube, wir haben uns ordentlich verkauft“, bilanzierte deshalb auch Benedikt Höwedes, der Kapitän der Blau-Weißen. „Wir waren darauf bedacht, hinten gut zu verteidigen, das haben wir auch ganz gut gemacht.“ Ja, das haben sie. Aber es reichte nicht, um Real Madrid in Verlegenheit bringen zu können.
Roberto Di Matteo hatte die Partie ja als Standortbestimmung ausgerufen: Man werde sehen, hatte der Trainer im Vorfeld gesagt, wie weit sich Schalke entwickelt habe und wo es nun international stehe. Nun weiß der Italiener, dass sein Team durch die von ihm verordnete Konzentration auf die Defensivarbeit nicht mehr wie noch vor einem Jahr beim 1:6 gegen Real auseinander bricht. Eine Zeitlang bekämpften die Schalker die Madrilenen so intensiv, dass die sich schon genervt fühlten. Was besonders bei Cristiano Ronaldo sichtbar wurde, dem Weltfußballer, der mehrmals auf dem Hosenboden lag, sich darüber beklagte und anschließend ausgepfiffen wurde.
Mängel im Spiel nach vorne
Wer allerdings auch gegen einen solchen Top-Favoriten eine Außenseiterchance wahrnehmen will, der sollte dann doch mehr zu bieten haben als solide Arbeit gegen den Ball. Im Spiel nach vorne tat sich zu wenig bei den Schalkern, die bei Ballbesitz oft nachrücken müssen. Es fehlen die Sprints von Flügelspezialisten wie Jefferson Farfan und Julian Draxler, es fehlen zündende Ideen, und es fehlt Torgefahr. Einmal sorgte Klaas-Jan Huntelaar dafür, dass sich Real-Torwart Iker Casillas strecken musste, später prüfte der nach Huntelaars Verletzung eingewechselte Felix Platte die Stabilität der Latte – das war’s. „Ronaldo ist einmal vor unserem Tor aufgetaucht und hat direkt getroffen“, analysierte Di Matteo. „Diese Qualität hat den Unterschied gemacht.“
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Di Matteo fehlen die personellen Möglichkeiten, um auch mal auf die Formschwäche von Eric Maxim Choupo-Moting reagieren zu können, dem offenbar die Reise zum Afrika-Cup nicht gut getan hat. Selbst der 0:1-Rückstand veranlasste den Trainer nicht dazu, mehr Offensive zu wagen und Max Meyer zu bringen. Er habe den Top-Angreifern von Real keine Räume geben wollen, erklärte Di Matteo, deshalb habe er die Taktik nicht verändert. Es ging ihm also ganz offensichtlich vor allem darum, nicht unterzugehen. Und nicht darum, den Versuch zu wagen, Real vielleicht doch mal richtig zu ärgern.
Da Madrid nicht der Gradmesser sein kann, lässt sich das 0:2 verschmerzen. Wenn Di Matteo mit seiner Defensivstrategie am Samstag einen Heimsieg gegen Bremen einfährt, macht er alles richtig.