Gelsenkirchen. Real Madrid hat sich im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League wie erwartet als zu abgeklärt für Schalke 04 erwiesen. Für zwei 19-Jährige aber öffnete sich das Tor zur weiten Fußball-Welt.
Max Meyer kann nicht glücklich sein in diesen Wochen, es ist nicht seine Zeit. Der Dribbelkünstler des FC Schalke 04 braucht den Ball am Fuß, um sich gut zu fühlen, eine Bank unter dem Sitzfleisch kann ihm solches Wohlbefinden nicht verschaffen. Als er im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League ab der 80. Minute seine Stollen in das abgenutzte Gras drücken durfte, war die Partie gegen Real Madrid bereits gelaufen: Marcelo hatte eine Minute zuvor das 2:0 erzielt, das Rückspiel am 10. März kann der Titelverteidiger nun beruhigt angehen. Für die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gebliebenen Schalker dürfte die Aussicht auf weitere Königsklassenspiele in dieser Saison so realistisch sein wie ein Triumph von Äquatorialguinea bei der Nordischen Ski-WM.
Schienbeinprellung stoppt Huntelaar
Max Meyer ist erst 19 Jahre jung, in diesem Alter ist es normal, lernen zu müssen, wie man sich durchbeißt. Als Schalkes Trainer noch Jens Keller hieß, wurde Meyer zur Stammkraft, deshalb reagierte er irritiert, als er diesen Status unter Roberto Di Matteo verlor. Dem Italiener wurde nachgesagt, dass er lieber auf erfahrene Profis baue. Doch diese Annahme widerlegte er schon in den vergangenen Wochen und erst recht gegen Madrid.
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Nach dem Ausfall der Torhüter Ralf Fährmann und Fabian Giefer vertraute Di Matteo nicht dem 35-jährigen Christian Wetklo, sondern Timon Wellenreuther. Der 19-Jährige, gewöhnlich für Schalkes Zweite in der Regionalliga gegen Verl oder Lotte am Start, zögerte zwar beim ersten Gegentor, behielt sonst aber auch gegen Giganten wie Cristiano Ronaldo und Karim Benzema die Nerven.
Und als sich Top-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar bei einem Zweikampf eine schwere Schienbeinprellung zuzog, die das geplante Comeback des in der Bundesliga noch gesperrten Niederländers am übernächsten Samstag im Derby in Dortmund in Frage stellt, warf der Trainer den A-Jugend-Angreifer Felix Platte ins eiskalte Wasser.
Meyer ist ein Opfer des Systems
Auch er ist erst 19, auch er kuschte nicht vor großen Namen. Draufgängerisch rannte der frühere Paderborner gegen die Real-Prominenz an, bei seinem Schuss in der 73. Minute wackelte die Latte. „Ich stand da rum und hab dann einfach mal draufgehalten“, erzählte Platte erfrischend unbekümmert. „Wäre da das 1:1 gefallen, hätte das Spiel noch anders laufen können“, bedauerte Di Matteo. „Real hat aus wenigen Chancen Tore gemacht, das haben wir nicht geschafft.“
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Für seine beiden Nachwuchskräfte aber hatte der Trainer ein Sonderlob parat. „Sie haben mir sehr gut gefallen“, sagte Di Matteo. „Timon hat wieder eine gute Partie gemacht, und Felix ist reingekommen und hatte keine Angst vor nichts. Ich glaube, die beiden Jungs können eine Zukunft bei uns haben, wenn sie so weitermachen.“
Und Max Meyer? Der sollte seine derzeitige Positionierung in Reihe zwei nicht persönlich nehmen, denn sie ist in erster Linie dem neuen System geschuldet. Weil zu viele Leistungsträger fehlen, schließt Di Matteo die hinteren Reihen und verzichtet auf einen Zehner sowie auf offensive Flügelspieler. Es dürfte interessant sein zu sehen, wie Di Matteo taktisch reagieren wird, wenn er mal deutlich mehr Auswahl haben wird. Am Samstag gegen Bremen kann er seine Strategie noch nicht ändern. Max Meyer wird sich weiter gedulden müssen.