Gelsenkirchen. Der 19-jährige Torwart erlebte den vorläufigen Höhepunkt in seiner noch jungen Karriere. Er hielt stark - trotzdem unterlag S04 Real Madrid mit 0:2.

Ein Schuss wie ein Strich. Wie eine Rakete. Timon Wellenreuther streckt sich vergeblich. Am Ende bedeutet Marcelos Tor zum 2:0 in der 75. Minute den Endstand. Der FC Schalke 04 verliert das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League zwar gegen Real Madrid, verdient sich aber Respekt für einen engagierten Auftritt. So wie sich auch Wellenreuther weiteren Respekt verdient.

Als gäbe es nichts Alltäglicheres. Als liefe er alle paar Tage raus aus diesem einem Bergbau-Stollen nachempfundenen Spielertunnel und in Richtung Nordkurve. Wellenreuther, weiße Stutzen, weiße Hose, weißes Trikot, hebt beide Arme, spendet kurzen Applaus für die Fans und schmeißt seine schwarze Trinkflasche in eine Ecke des Tornetzes.

Wie ein erfahrener Torwart

Wie es ein Torwart des FC Schalke 04 eben macht, wenn eine zweite Halbzeit kurz vor dem Anpfiff steht. Wellenreuther verhält sich, nicht nur in dieser harmlosen Szene, wie ein Alter, dabei ist er erst 19 Jahre jung - und feiert im Heimspiel gegen das Star-Ensemble aus Madrid sein Debüt in der Champions League.

Dieser Abend ist der vorläufige Höhepunkt in Wellenreuthers junger Karriere, die in den vergangenen Wochen eine Wendung genommen hatte, mit der selbst der aus Karlsruhe stammende Torwart-Bubi nie gerechnet hätte. Weil Fährmann mit einem Kreuzbandteilriss ausfällt und sich Fabian Giefer eine Adduktorenzerrung zuzieht, rückt Wellenreuther ins Rampenlicht. "Ich habe dieses Spiel sehr genossen", sagt Wellenreuther ganz bescheiden nach dem Abpfiff. Schalkes Trainer Roberto Di Matteo vertraut den Qualitäten des jungen Mannes schlicht und einfach – und befördert ihn. "Timon", erklärt Di Matteo stolz, "hat wieder eine gute Partie gemacht."

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Zweieinhalb Bundesliga-Spiele liegen hinter ihm, als er zur Hymne der Champions League in die ausverkaufte Arena einläuft und Ronaldo, Gareth Bale oder Karim Benzema in die Augen schaut. Doch in Wellenreuther spiegelt sich der gesamter Schalker Auftritt wider. Die Königsblauen begegnen den Königlichen auf Augenhöhe.

Gute Paraden in der ersten Hälfte

Und der junge Torwart steigert sein ohnehin nicht geringes Selbstvertrauen mit starken Paraden. Er klärt gegen Benzema spektakulär mit dem Fuß, er entschärft einen Freistoß von Ronaldo mit einer beeindruckenden Flugeinlage. "Eine Superparade", schwärmt Di Matteo, während der junge Keeper nüchtern schildert: "Man sieht natürlich die Show, die er vor so einem Freistoß abzieht und hat Respekt. Aber es ist ein normaler Freistoß und da will man natürlich den Ball halten." Das schaffte er - bravourös. Wellenreuther ist ein Puzzlestückchen in Schalkes Bollwerk gegen die pinken Ballartisten, die kaum Raum für ihre Kunststückchen erhalten.

Außer in dieser vermaledeiten 27. Minute, als Dennis Aogo eine Flanke nicht verhindert und Cristiano Ronaldo zur 1:0-Führung einköpft. Timon Wellenreuther? Machtlos. So wie es andere, ältere Torhüter auch gewesen wären.

Real gewinnt bei Schalke

Schalke mühte sich, doch am Ende vergebens. Real Madrid gewann das Achtelfinal-Hinspiel in Gelsenkirchen mit 2:0. Zumindest war es diesmal kein Debakel, wie im Vorjahr.
Schalke mühte sich, doch am Ende vergebens. Real Madrid gewann das Achtelfinal-Hinspiel in Gelsenkirchen mit 2:0. Zumindest war es diesmal kein Debakel, wie im Vorjahr. © Bongarts/Getty Images
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Als die Gastgeber durch Felix Platte eine Viertelstunde vor Schluss die riesige Chance zum Ausgleich vergeben, hadert Wellenreuther nur kurz. Er dreht sich vielmehr um zu den Fans, fuchtelt mit den Armen und heizt die Atmosphäre an. Doch vergeblich. „Das war der Knackpunkt“, sagt Wellenreuther-Fan Di Matteo später. „Hätten wir den 1:1-Ausgleich erzielt, vielleicht wäre das Spiel anders ausgegangen.“ Doch es kommt anders. Am Ende steht ein 0:2. Ganz ohne Erfolgserlebnis geht Wellenreuther aber nicht nach Hause. Nach dem Abpfiff holt er sich das Trikot von Gegenüber Iker Casillas ab. Ganz selbstverständlich. Als gäbe es nichts Alltäglicheres für einen 19-jährigen Königsklassen-Debütanten.