Gelsenkirchen. .

Keine Majestätsbeleidigung in Gelsenkirchen, die Königlichen von Real Madrid schafften in der Königsklasse ein Jahr nach ihrem 6:1-Spaziergang erneut den Achtelfinal-Hinspielsieg beim FC Schalke 04. Diesmal aber ließ sich der Außenseiter nicht vorführen, der Titelverteidiger kam eher glanzlos und mühevoll zu seinem 2:0-Erfolg – dem allerdings schon siebten Sieg im siebten Champions-League-Spiel dieser Saison.

Wie mag sich Timon Wellenreuther tatsächlich gefühlt haben, als er vor seinem Debüt in Europas Eliteliga unten im Spielertunnel neben Iker Casillas stand, der Torwart-Legende von Real? Die Mimik des 19-jährigen Schalker Torhüters verriet keine Nervosität. Falls er geglaubt haben sollte, dass er von Beginn an vollzeitbeschäftigt sein würde, so dürfte er sich anschließend darüber gewundert haben, wie wenig er tatsächlich zu tun bekam. Nach einer Viertelstunde musste er erstmals zum Ball greifen, als er eine Flanke sicher herunter pflückte.

Ronaldo zeigte doch seine Klasse

Es waren erstaunlicherweise die Schalker, die anfangs die Initiative ergriffen. In der 21. Minute zischte ein Außenristschuss von Dennis Aogo über das Tor von Casillas, und in der 25. Minute musste sich der Routinier mächtig strecken, um einen Schuss von Klaas-Jan Huntelaar aus dem Eck zu fischen.

Und auf der anderen Seite? Wo war Cristiano Ronaldo, der Weltfußballer? Erst am Wochenende hatte ihm die Zeitung Marca bescheinigt, er sei derzeit „in der schwächsten Form seit seinem Wechsel 2009 nach Madrid”. Auf Schalke war er zunächst gar nicht zu sehen, sein erster Schuss hatte dann tatsächlich so viel Schnitt, dass er an der Eckfahne landete.

Aber, aber, aber: Ein Mann dieser Klasse, das war vorher nicht ganz unbekannt, nutzt eben jeden kleinen Patzer gnadenlos aus. In Minute 26 verhinderte der bis dahin starke Dennis Aogo nicht die Flanke von Dani Carvajal, in der Mitte stand Joel Matip falsch, und zwischen dem Innenverteidiger und Torwart Wellenreuther stieg Ronaldo zum Kopfball hoch. 1:0 für Real – ein besonders ärgerliches Gegentor für die Schalker, denn es war die Kopie des Treffers, der ihnen am Samstag eine 0:1-Niederlage bei Eintracht Frankfurt beschert hatte.

Der Rückschlag nahm den Schalkern den Mut, zumal sie schon in der 33. Minute eine weitere Enttäuschung zu verkraften hatten: Der in der Bundesliga noch gesperrte Hoffnungsträger Huntelaar humpelte nach einem Zweikampf mit Raphael Varane verletzt vom Feld. Und in welcher Personallage sich Schalke seit Wochen befindet, unterstrich der Wechsel: Für den routinierten Stürmer kam A-Jugend-Spieler Felix Platte, seit einer Woche 19 Jahre alt, zu seinem europäischen Erstauftritt.

Im Rückspiel in Madrid wird auch noch Kevin-Prince Boateng fehlen: Er holte sich die dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb ab – nach einem Foul an Ronaldo. Der feuerte den folgenden Freistoß direkt aufs Tor von Wellenreuther, der den Ball nach einer sehenswerten Flugeinlage entschärfte.

Felix Platte mit der Chance

Ein gutes Signal. Auch in Halbzeit zwei ließen sich die Schalker nicht hängen, sie hätten beinahe sogar den Ausgleich erzielt, als ausgerechnet Felix Platte den Ball in Minute 73 an die Latte pfefferte. Fünf Minuten später aber war die Partie entschieden: Der brasilianische Linksverteidiger Marcelo brachte den Ball unhaltbar zum 2:0 in langen Eck unter.

Schalke blamierte sich nicht, das war wichtig. Noch wichtiger wird das Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Bremen sein.