RWE versteht sich selbst nicht - "Wir waren doch schon tot"
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Essen. Bei Rot-Weiss Essen genießen sie im punktgleichen Spitzentrio den Augenblick, aber der Abwehrchef warnt vor Rückschlägen, die kommen werden. „Immer weitermachen“, ist das Motto
Man darf vermuten, dass im Sportpark von Hennef am Montag die Ruhe nach dem Sturm eingekehrt ist. Und die Erkenntnis: Es geht auch nach einem RWE-Gastspiel mit dem kompletten Inventar weiter. Allzu schlimm waren sie dann doch nicht, die berüchtigten Gäste aus dem Ruhrgebiet. Und auch die rigorose Ankündigung, sämtliche Fans, die in RWE-Vereinsfarben erscheinen, von der Haupttribüne zu verbannen, wurde dann doch nicht eingehalten.
Man feierte zusammen ein schönes Fußballfest, auch wenn die Tracht Prügel auf dem Spielfeld dem Tabellenletzten ordentlich weh tat. Aber noch ist nicht Saisonende, und wie schnell es manchmal im Fußball in die andere Richtung geht, könnten die Rheinländer bei ihrem prominenten Besuch erfragen. Deren Abwehrchef ließ nach Abpfiff staunend die vergangenen Wochen Revue passieren. „Das ist dieser verrückte Spruch: Im Fußball geht alles so schnell. Wir sind doch das beste Beispiel, wir waren doch fast schon weg, wir waren tot“, staunte Philipp Zeiger.
RWE verfällt trotz Erfolgsserie nicht in Euphorie
Und dann diese Auferstehung und das Erkennen des eigenen Charakters: „Das ist wohl unsere Stärke, wir haben auch nie aufgegeben und uns gesagt: Pass auf, wir geben einfach weiter Gas, vielleicht gewinnt Viktoria nicht jedes Spiel.“
Genauso kam es, und manchmal ist Fußball eben doch ein Wunschkonzert. Aber eben nur eine Momentaufnahme, das weiß auch der erfahrene Abwehrmann, der in der RWE-Hinterreihe so sehr eingeschlagen hat wie selten ein Neuzugang vor ihm. Und dem es plötzlich hinten fad wird und er heimliche Torjägergelüste unbefangen auslebt: „Wann schieß ich mal ein Tor mit dem Fuß – und dann auch noch mit links?“ fragte sich der Kopfball-Spezialist nach seinem 3:0 in bester Mittelstürmer-Manier. Eine interdisziplinäre Maßnahme, weil er seine ureigene Aufgaben in der Abwehr in diesem Augenblick grob vernachlässigte, muss der Hüne übrigens nicht befürchten, wie Trainer Marc Fascher anschließend schmunzelnd versicherte.
Hermes’ Dank ging an Daniel Grebe
Disziplin muss man beim gebürtigen Dresdner nicht anmahnen: „Wir haben jetzt einen Lauf, aber jetzt heißt es, immer weitermachen, es wird auch Rückschläge geben, aber davon dürfen wir uns nicht umwerfen lassen“, erwartet der 24-Jährige auch wieder stürmischere Tage an der Hafenstraße.
Mit Vielseitigkeit werden die Rot-Weissen versuchen, dass dieser Fall überhaupt nicht mehr eintritt. Da blühen Spieler plötzlich in ungewohnter Rolle auf. Das beste Beispiel hierfür ist Tim Hermes, der in letzter Zeit wieder lächelnd durch die Gegend läuft. Als er seinen sicher geglaubten Stammplatz als Linksverteidiger an Patrick Huckle verloren hatte, wurde er kurzerhand umgeschult. Für ihn sind seine stürmerischen Qualitäten nichts Besonderes: „Das hab ich ja auch in Aachen und Dortmund schon gespielt, Toreschießen macht einfach Spaß“, grinste er nach seinem Traumtor zum 2:0, wobei er auch seinen Zulieferer nicht vergaß: „War einfach ein perfekter Pass von Daniel Grebe, genau in die Schnittstelle, ich nehme ihn einfach mit und haue ihn mit rechts unter die Latte“, erklärt er ebenso schnörkellos, wie er zur Zeit spielt. Auch wenn Hermes seine Lieblingsposition hinten links noch immer nicht ganz abgeschrieben hat.
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