Essen. . Das Auswärtsspiel am Sonntag beim Schlusslicht FC Hennef weckt Erinnerungen an die glorreiche NRW-Ligasaison mit Reisen in die Provinz. Mit nur zwei Punkten steht der Gegner auf dem letzten Tabellenplatz. Laut Hennefs Medienbeauftragte Toni Bunte ist es “das Spiel des Jahres.“
Am Wochenende gehen die Fans von Rot-Weiss Essen auf Revival-Tour. Vor der Auswärtspartie beim FC Hennef (Sonntag, 14 Uhr, Sportpark) werden Erinnerungen wach an die legendäre NRW-Ligasaison 2010/11, als RWE die Fünfte Liga rockte und die Fans verträumte Sportstätten in Schermbeck und Rhynern kennenlernten.
Preis für die Unerfahrenheit
Nun führt der fußballerische Bildungsauftrag in den Rhein-Sieg-Kreis, zum Schlusslicht der Regionalliga. Dort ist man schon Tage vorher in freudiger Erwartung ob der rot-weissen Invasion und hat in der Planung im Vergleich zu sonstigen Heimspielen mal eben alles verdoppelt: Ordnungskräfte, Bier- wie Würstchenkonsum und Zuschauerkapazität. „Für uns ist es wirklich das Spiel des Jahres, wir hoffen auf einen rundum gelungenen Fußball-Nachmittag“, so Toni Bunte, der Medienbeauftragte und in diesen Tagen Mann für alles der Rheinländer. Erstmals wird die Gästetribüne, die eigens für das Regionalliga-Abenteuer neu errichtet worden war, pickepackevoll sein. Die 700 Karten sind natürlich schnell weg gewesen, „wir hätten locker die doppelte Menge verkaufen können“, so Bunte. Die bisherige Hennefer Bestmarke von 1100 Zuschauern wird ebenfalls mühelos übertrumpft werden.
Auch wenn die Euphorie nach mickrigen zwei Pünktchen aus 13 Spielen mittlerweile der Realität gewichen ist: „Wir sind vom Verlauf nicht enttäuscht, überall bekommen wir dicke Komplimente für unseren attraktiven Fußball, den wir spielen“, bemerkt der Medienchef. Am Ende zahle man eben den Preis für Unerfahrenheit, und das nötige Quäntchen Glück habe auch gefehlt. „Aber irgendwann werden auch wir mal für eine Überraschung gut sein“, glaubt Bunte, der Rahmen hierzu wäre am Sonntag angemessen.
Alle Hennefer haben einen Beruf oder studieren
Aber niemand im Verein bereut trotz der bislang mageren Ausbeute das Unternehmen Viertklassigkeit. Nachdem man zweimal als Mittelrheinmeister auf den Aufstieg verzichtet hatte, „konnten wir es beim dritten Mal sportlich der Mannschaft nicht mehr verkaufen.“ Doch man betreibe kein Harakiri, sondern würde bei einem Abstieg ohne Anhäufung von Schulden aus dem Abenteuer herauskommen. Die Mannschaft mitsamt Trainer Marco Bäumer (Postbeamter) geht tagsüber einem Beruf/Studium nach, trainiert für die prominentere Konkurrenz wird viermal die Woche.
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Mit dem sportlichen Aufstieg hat sich auch die finanzielle Lage verbessert: Ein stetig wachsender Pool von mittleren Sponsoren entlastet dabei Vereinspräsident Anton Klein, einen Logistik-Unternehmer mit Transportgeschäften nach Übersee, in seinem Mäzenatentum.
Die Essener Ultras haben sich ebenfalls angekündigt, und zwar – im Gegensatz zu den Heimspielen – mit einer eigens angefertigten Choreographie, worauf die Verantwortlichen ziemlich stolz sind und sich freuen, riecht es doch ein wenig nach großer weiter Fußballwelt. Daheim verzichten die Ultras, die unter der Woche auch ein Treffen mit RWE hatten, mittlerweile auf derlei Aktionen Die Alkoholfrage im Stadion stellt sich übrigens nicht: Es gibt Gaffel-Kölsch. „Das ist unser kultureller Beitrag zum Spiel“, witzelt Toni Bunte.