Essen. Mit dem souveränen 4:0-Sieg beim Tabellenletzten aus Hennef zählt Rot-Weiss Essen nun zu einem punktgleichen Führungstrio an der Spitze. Das Fascher-Team zeigt eine selbstbewusste Vorstellung und bestätigt einen Trend.

Der Sieg gegen Wattenscheid, so Sportvorstand Uwe Harttgen, wäre erst versüßt, wenn man denn auch in Hennef nachlege. Gesagt, getan: Der RWE 2014 ist eine Spätlese und bekommt so langsam noch Edelsüße: Mit 4:0 (2:0) entledigte sich das Team von Trainer Marc Fascher der Pflichtaufgabe beim Schlusslicht Hennef 05 und nutzte die Steilvorlage, die Alemannia Aachen schon am Freitagabend mit dem 1:0 beim Spitzenreiter Viktoria Köln geliefert hatte. Aus dem befürchteten Alleingang der Wollitz-Elf ist nun im November im letzten Teil der Hinrunde ein Triumvirat geworden. Und RWE ist mittendrin, statt nur dabei. Zwischen Viktoria und der Alemannia, alle mit 27 Punkten. Die rot-weiße Fußballwelt zum Jahresende ist schwer in Ordnung.

„Das war schon ein souveräner Auftritt von uns“, hatte auch Marc Fascher wenig Ansätze zur Kritik nach dem Spiel. Was auffallend war: Der 6:0-Erfolg gegen Wattenscheid hatte jedem einzelnen RWE-Akteur ungemein Selbstvertrauen mit auf den Weg gegeben. Und der Tabellenletzte aus Hennef hatte sich noch gar nicht an die ungewohnte Fußballatmosphäre auf ihrer schmucken Anlage gewöhnt – die Essener Fans hatten das ganze Liedgut mitgebracht – da lag er auch schon im Hintertreffen. Das „Duell der weiten Einwürfe“, beide Teams haben da so ihre Spezialisten, entschied Rot-Weiss wieder einmal früh für sich. Tim Hermes – wer sonst – erfasste als Erster die Situation, mit seinem weiten Einwurf ging Sven Kreyer auf links auf Reisen, und Marcel Platzek musste in der Mitte nur noch das Füßchen reinstellen: 1:0 nach sechs Minuten. „Da war das Spiel eigentlich schon entschieden. Wenn man so ein Tor am ersten Spieltag kassiert, einverstanden, aber nicht am 13.“, echauffierte sich Hennefs Trainer Marco Bäumer hinterher. Dies zum Trost: Das ist auch schon anderen Mannschaften in dieser Saison gegen RWE passiert.

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Abwehrchef Zeiger wie ein Torjäger

Das ohne schon reichlich vorhandene Selbstbewusstsein wurde durch die frühe Führung natürlich noch unterfüttert, die Essener legten sich geduldig den Gegner zurecht, zogen das Spiel immer wieder gekonnt auseinander und blieben so brandgefährlich. Im Mittelfeld schwang einmal mehr Daniel Grebe das Zepter, und als er nach 17 Minuten einen Traumpass auf Tim Hermes spielte, arbeitete dieser an seinen neu entdeckten Offensiv-Qualitäten: Er lief noch ein paar Schritte und nagelte dann die Kugel humorlos in den Winkel: 2:0. Ein echter Anschauungs-Unterricht zum Beispiel für Marwin Studtrucker, dem an diesem Nachmittag nur wenig gelang. Die Gastgeber hatten der spielerischen Überlegenheit der Rot-Weissen nur Laufbereitschaft entgegen zu setzen, spielerisch trennte die beiden Mannschaften schon ein Klassen-Unterschied.

Und als sie nach der Pause etwas mutiger agieren wollten, gab es den nächsten Nackenschlag: Wieder war Tim Hermes in einen Querpass gespritzt, ging auf und davon und erwies sich diesmal als glänzender Vorbereiter des 3:0 durch Sven Kreyer (48.). In der Folgezeit suchten die Essener das richtige Maß an kontrollierter Offensive. Dass ausgerechnet Abwehrchef Philipp Zeiger in Mittelstürmer-Manier nachsetzte und das 4:0 (67.) folgen ließ, sagt alles über die Unterforderung an diesem Nachmittag.