Essen. Waldemar Wrobel, ehemaliger Fußball-Trainer des Regionalligisten Rot-Weiss Essen, ist seit August im Scouting-Bereich von Borussia Dortmund tätig. Im Interview spricht der 44-Jährige über seinen Job als Polizist, seine neue Aufgabe beim Bundesligisten BVB und seine „alte Liebe“ RWE.
Hallo, Waldemar Wrobel, man munkelt von einem neuen Job im Fußballgeschäft?
Waldemar Wrobel: Es stimmt, seit August bin ich für Borussia Dortmund im Bereich von Spielbeobachtung und Scouting tätig, für den Nachwuchsbereich, aber auch mannschaftsübergreifend.
Wie kam der Kontakt zustande?
Wrobel: Nun, in meinem Urlaub habe ich den BVB im Trainingslager in Österreich besucht, Jürgen Klopp kenn ich ja schon aus meiner Zeit des Fußballlehrer-Lehrgangs. Und nach weiteren Gesprächen mit Sportdirektor Michael Zorc und Chefscout Sven Mislintat haben wir das Ganze dann schnell fixiert.
Eine anspruchsvolle Aufgabe, oder?
Wrobel: Sicher, die Geschichte Scouting mache ich ja bereits für den DFB, das ist nun der nächste Schritt für mich. Sehr interessant, bei einem Verein wie dem BVB, einem Champions-League-Teilnehmer, der einen Deutschen Meister in der U17 stellt, das ist schon eine besondere Herausforderung. Da werden Spieler gesucht, die besondere Qualität haben, um später einmal Top-Niveau zu erreichen.
Und das ist mit viel Reisen verbunden?
Wrobel: Zuletzt war ich zum Beispiel beim U21-Länderspiel der Niederlande gegen die Slowakei in Tilburg und bei der Partie der U20, Niederlande gegen Tschechien in Rotterdam.
Wie lässt sich das mit dem Hauptberuf bei der Polizei vereinbaren?
Wrobel: Das ist kein Problem, dort bin ich seit August auch wieder voll eingebunden. Das Schöne ist, dass die Termine mit der Scouting-Abteilung in enger Absprache erfolgen, das ist alles durchaus kompatibel.
Bleibt da noch Zeit für die alte Liebe RWE?
Wrobel: Ich versuche mir die Heimspiele anzuschauen und öfters auch Auswärtspartien. Nach wie vor habe ich viele Freunde im Verein und Kontakt zu einigen Spielern der Mannschaft, zur Geschäftsstelle und zu Mitarbeitern. Ich glaube auch, dass ich zu Sponsoren und im Bereich der Fanebene gut aufgestellt bin.
Bei so viel Nähe: Hat sich da nach der Entlassung als Cheftrainer keine andere Möglichkeit ergeben, im Verein tätig zu bleiben?
Wrobel: Die Frage kann ich nicht beantworten, weil der Sportvorstand sie mir nie gestellt hat.
Und wie gefällt Ihnen der „neue RWE“?
RWE und Wrobel trennen sich einvernehmlich
Waldemar Wrobel und Rot-Weiss Essen haben sich einvernehmlich auf die Auflösung des bestehenden Vertrages geeinigt.
Vor zwei Monaten war Wrobel von seinen Aufgaben als Cheftrainer der ersten Mannschaft entbunden worden. Sein Nachfolger ist Marc Fascher.
Wrobel: Es steht mir grundsätzlich nicht zu, Führungs- und Personalentscheidungen zu kommentieren. Fakt ist: Auf Spieler-, Trainer-, Co-Trainerebene sowie im Funktionsbereich wurden viele Änderungen vorgenommen. Monetär wurde in andere Regale gegriffen, man hat komplette Mannschaften abgemeldet, und letztendlich muss man sich dann am Erfolg messen lassen.
Der momentan heißt: Rang zehn nach sieben Spieltagen.
Wrobel: Man kann es so sehen, aber es sind ja auch nur zwei Zähler zum tolerierten Saisonziel Platz fünf.
Und die Zwischenbilanz auf Führungsebene?
Wrobel: Kann ich nicht beurteilen, ich bleib bei meiner Aussage: RWE ist einzigartig – so wie unsere Philosophie war: Absolute Klarheit und Vertrautheit gegenüber Spielern und Funktionsträgern, Mitnahme der „RWE-Familie“, das Gefühl der Wichtigkeit gegenüber Fans und Sponsoren glaubhaft vorleben. Zusammengefasst: Ehrliche glaubhafte Kommunikation auf allen Ebenen. Wenn man das macht, ist jede Entscheidung nachvollziehbar – aber nur dann. Manche Menschen merken erst, wie sie mit anderen umgehen, wenn sie selbst so behandelt werden – und plötzlich ist das Leben unfair.