Essen. Nach der 2:4-Schmach gegen den FC Kray erwartet RWE-Trainer Marc Fascher eine „jetzt-erst-recht“-Stimmung in seinem Team. Im Training wird haargenau auf die Körpersprache geachtet. Die Derby-Niederlage hat der Coach verdaut.

Nein, Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat sich nach der 2:4-Schmach gegen den FC Kray nicht vom Spielbetrieb abgemeldet. Und beim Montagmorgen-Training an der Hafenstraße ging auch niemand in Sack und Asche. Dagegen wurde konzentriert und mit einer gesunden aggressiven Grundhaltung das Übungsspiel Angriff gegen Abwehr praktiziert. Und wenn dem jungen Marco Beier gegen den ungestüm grätschenden Torhüter Daniel Schwabke ein Beinschuss gelingt, dann darf auch mal gejohlt werden.

Marc Fascher achtet dabei genau auf die Körpersprache jedes Einzelnen und brüllt ab und an sein Kommando „in die Ordnung“ dazwischen. Jene Ordnung, die vergangenen Freitag nur das Team aus dem Ostteil der Stadt aufrecht erhalten hatte. Auch der Trainer hat die Packung mittlerweile verdaut, das „Ding sei durch“, wie er nach 48stündiger Bedenkzeit verkündet. Auch wenn das Geschehene nun mal immer noch nachwirke. „Wir haben Bockmist gebaut, ganz klar, so ist Fußball, das gehört dazu. Nun ist es wichtig, dass eine Wutreaktion entsteht. Darauf werde ich besonders achten, diese ,jetzt erst recht Stimmung’ möchte bei den Spielern sehen“, so der Coach, der Kopfarbeit in dieser Woche für genauso wichtig erachtet wie die tägliche körperliche Bewegung.

Dabei erlebte der Trainer in dieser Saison auch zum ersten Mal, dass seine Mannschaft mal nicht wieder zurückkam. „Die Spieler haben gemerkt, dass sie in dieser Partie nur etwas zu verlieren haben.“ Wie taumelnde Boxer erlebten sie einen Niederschlag nach dem anderen. „Und der dritte obendrauf war dann des Guten zuviel, du kannst nicht jede Woche so was drehen“, so Fascher, der sein Team in der Woche zuvor noch für seine Nehmerqualitäten beim 4:4 gegen RWO gelobt hatte.

Kein Freund von Panikattacken

Vor der nächsten Heimpartie am Freitag gegen die konterstarken Gäste von Borussia Mönchengladbach, deren U23 sich zuletzt zu einer Art Angstgegner entwickelt hat, will er seine elf Kandidaten herausfiltern: Über den Kopf, über Gespräche, über vernünftige Trainingsarbeit.

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Allerdings ist Marc Fascher kein Freund von Panikattacken: „Ich werde mit Sicherheit kein Harakiri betreiben und elf Neue bringen. Unsere Problemzone, die Defensive, ist allgemein erkannt, daran gilt es zu arbeiten.“

Einzelne zum Sündenbock zu machen, ist seine Sache nicht. Beispiel Torhüter Niclas Heimann, an dem sich die Kritik bei den Fans aufhängt. „Er trägt an den letzten acht Toren keine Schuld. Er war vielmehr der Leidtragende: Jeder Schuss ist drin“, so der Trainer.

Beispiel Mario Neunaber: „Er ist nur ein Teil der Vierer-Abwehrkette, die insgesamt nicht so prickelnd gearbeitet hat. Die Fehler dort gehen reihum, das ist kontraproduktiv.“ Als Fascher nach Essen kam, eilte ihm der Ruf eines Defensiv-Liebhabers voraus, Marke die null muss stehen. „Und jetzt möchte ich dem Klischee auch zu 100 Prozent gerecht werden“, grinst er. Geeignete Kandidaten werden gesucht.