Essen. Nach der Niederlage im Stadt-Derby der Regionalliga gegen den FC Kray ist die Stimmung bei Rot-Weiss Essen auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Die destruktiven Kräfte gewinnen die Oberhand. Macht die schnell kippende Stimmung im RWE Lager den Erfolg so schwer? Ein Kommentar.
Es wird Herbst in Deutschland, die ersten Blätter fallen - und die ersten vollen Bierbecher an der Hafenstraße fliegen auch schon wieder. Es scheint der unweigerliche Lauf der Dinge. Ein paar Unverbesserliche haben am Freitag nach dem 2:4-Desaster gegen den FC Kray sogar versucht, auf verschiedenen Wegen in die RWE-Mannschaftskabine vorzudringen. Um, ja, um was zu tun, eigentlich?
Die destruktiven Kräfte beginnen schon wieder damit, die Oberhand zu gewinnen. Wie Anfang des Jahres, als der Tsunami der Unvernunft die Vereinsführung derart in die Ecke drängte, dass die den eingeschlagenen Pfad der Tugend und der bedächtigen Schritte verließ und zum Befreiungsschlag ausholte: Man holte sich sportliche Kompetenz ins Boot, alles sollte professioneller werden - wohl auch, um sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen.
Fegefeuer Hafenstraße
Und die neue sportliche Führung fackelte nicht lang. Alles, was an das Alte erinnerte, wurde bis auf wenige Ausnahmen erneuert. Hierarchien und Strukturen wurden zerschlagen, selbst vor Publikumslieblingen machte man nicht halt. Alles dem einen Ziel geschuldet. Nur - die neue Mannschaft liefert nicht. Das, was sie - Stand sechster Spieltag - abliefert, hätte die alte auch vollbracht.
Aber kann man in diesem Vereinsklima überhaupt Leistung bringen? Die Liste der Spieler, die im Fegefeuer Hafenstraße gescheitert sind, wird lang und länger. Die derjenigen, die es danach woanders zu respektablen Karrieren bis hoch zur Bundesliga (Stoppelkamp) gebracht haben, ebenfalls.
Mannschaft, Fans und Funktionäre müssen bei RWE zur Einheit werden
Der unbarmherzige Stimmungs-Rhythmus dieses Vereins scheint allem Aufschwung im Wege zu stehen. Wie kann es gelingen, diesen Teufelskreis zu verlassen? Sportvorstand Uwe Harttgen ist jetzt vor allem als Psychologe, der er ist, gefragt. Und Trainer Marc Fascher muss jetzt fieberhaft daran arbeiten, den Schalter auf dem Platz zu finden, den es umzulegen gilt. Dabei haben sie eins nicht zur Verfügung: Zeit.
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Der besonnene Fan, der dieses Schauspiel nun schon seit Jahrzehnten mit offenem Mund oder Kopfschütteln verfolgt, ahnt: Es wird sich in diesem Verein erst etwas ändern, wenn Mannschaft, Fans und Vereinsführung zu einer wirklich verschworenen Gemeinschaft werden. So, wie es der FC Kray am vielleicht letzten warmen Sommerabend 2014 vorgemacht hat.
Doch wie sangen schon die Fantastischen Vier: Es könnt alles so einfach sein - ist es aber nicht.