Essen. Dass Rot-Weiss Essen sich wirtschaftlich konsolidiert hat, ist ein großer Erfolg für die Verantwortlichen und ermöglicht Investitionen in die Mannschaft. Nun muss sportlich nachgezogen werden - nur so lässt sich RWE auf Dauer vermarkten. Ein Kommentar.

Gut vier Stunden tagten die Rot-Weißen in der Messe Essen. Doch es war eine unspektakuläre Mitgliederversammlung, bei der es kaum Kritisches zu hören gab. War ja auch nicht anders zu erwarten, obwohl die abgelaufene Saison den Fans - und natürlich auch den Verantwortlichen - eine Menge Enttäuschungen beschert hatte. Doch eines steht fest und ist derzeit noch ein bisschen wichtiger als der sportliche Erfolg: Rot-Weiss hat sich nicht nur gut erholt von der Insolvenz 2010, sondern ist inzwischen auch ein wirtschaftlich gesunder Regionalligist mit guter Perspektive. Die Arbeit trägt Früchte.

Der Regionalligist kann sein Budget für die Profi-Abteilung moderat um 21 Prozent erhöhen, weil die Einnahmen erheblich gestiegen sind. Zwar ist noch immer kein Großsponsor in Sicht, aber Michael Welling ist es in relativ kurzer Zeit gelungen, die Zahl der Partner kräftig zu erhöhen. Und vor allem, RWE ist nicht mehr so abhängig. Da kann schon mal jemand aussteigen, ohne dass es gleich Zähneklappern gibt. Es beweist, dass Rot-Weiss durchaus eine zugkräftige Marke ist. Was die außergewöhnlichen Zuschauerzahlen im Stadion ohnehin belegen.

Nur sportlicher Erfolg sorgt auf Dauer für gute Zahlen

Aber natürlich muss es an der Hafenstraße alsbald auch sportlich wieder vorwärts gehen. Nun so lässt sich das Produkt auf Dauer vermarkten. Der Erfolg ist nicht aber planbar, allenfalls die Wahrscheinlichkeit kann erhöht werden durch höhere Investitionen in den Kader. RWE-Sportvorstand Uwe Harttgen und Trainer Marc Fascher haben das Team runderneuert. Ein Umbruch sicherlich, aber nichts Außergewöhnliches. Auch im Vorjahr kamen zehn Neue. Nur diesmal sind es durchweg gestandene Fußballer.

Harttgen tut gut daran, die Erwartungen trotzdem zu dämpfen. Er weiß, dass die Stimmung in Essen blitzschnell umschlägt. Aufbruchsstimmung ja, aber Träumer kann niemand gebrauchen. Und wieder einmal ist Geduld gefragt, sollte es anfangs nicht funktionieren. Denn wie formulierte es Harttgen und deutet gleichzeitig den Anspruch an: „Wenn wir nach dem letzten Spieltag Erster sind, das reicht.“

Kritik an Abmeldung der U23

Beim Thema U23 fragte jemand, ob es Erfahrungswerte gebe. Nein, die gibt es nicht. Aber man muss davon ausgehen, dass der Schritt wohl durchdacht ist und der Verein Strategien hat. Trainer und RWE-Mitglied Dirk Wißel, der vor drei Jahren den FC Kray in die Regionalliga geführt hat, kritisierte die Entscheidung, das Nachwuchs-Team abzumelden. „Mir fehlt das Verständnis, der Verein hat in der Vergangenheit viele gute Erfahrungen gemacht mit der U23.“ Und weiter in Richtung möglicher Kooperation: „Sie können keinen Verein verpflichten, die Spieler, die sie an ihn verleihen, auch einzusetzen. Das ist Mumpitz.“

Uwe Harttgen erklärte noch einmal die Beweggründe und blieb gelassen. Gut so, denn eines wurde bei dieser JHV auch noch einmal von allen Seiten klargestellt. Die Fans sollen und haben das Recht, ihre Meinung zu äußern.