Essen. Die Schlagzeilen am Tag nach dem Niederrheinpokal-Halbfinale zwischen Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg sind geprägt von den Ausschreitungen in der Essener Westkurve. Dabei darf man nicht vergessen: Nur das Verhalten einer Minderheit war skandalös, für den Rest war's ein Fest. Ein Kommentar.

Auch wenn die Schlagzeilen am Tag danach etwas Anderes behaupten: Die Zuschauer erlebten sehr wohl ein Fußballfest an der Hafenstraße. Die Fans, ob RWE oder MSV, waren begeistert, sie feierten, jubelten und trauerten. Und auch das: Trotz der Niederlage dürfen die Rot-Weißen stolz sein.

Leider haben die befürchteten Ausschreitungen das Sportliche in den Hintergrund gedrängt. Skandal-Spiel und Chaos-Derby heißt es nun. Und das ist schade und vor allem gar nicht gut fürs Image. Denn der Eindruck von Randale bleibt. Dabei war nicht das Spiel skandalös, sondern das Verhalten einiger Besucher. Und von einem Chaos war auch nichts zu spüren. Das verhinderte allein schon ein riesiges Polizeiaufgebot. Das sofort reagierte, als Bengalos und Raketen im MSV-Block gezündet wurden und sich später schätzungsweise 20 Vermummte in der Essener West-Kurve durch das geöffnete Fluchttor drängten. Die Polizei wollte und konnte kein Risiko eingehen. Das muss man verstehen, auch wenn sich ein ziemlich martialisches Bild bot und der Einsatz manchem Besucher unverhältnismäßig erscheint.

Nach kurzer Zeit war das Fluchttor wieder dicht. Es folgten 20 Minuten des Wartens bis zum Wiederanpfiff. Übrigens gab’s schon mal einen ähnlichen Zwischenfall beim Regionalliga-Spiel gegen Wattenscheid. Damals ging RWE-Spieler Vincent Wagner mutig voran und beruhigte die Übeltäter. Spiele gegen Duisburg sind jedoch ungleich brisanter.

Randalierer sind keine Fans

Die Typen, die die Spielunterbrechung verursacht haben, sind keine Fans. Natürlich nicht. Aber immer wieder tauchen sie auf. Sie schaden dem Verein, torpedieren dessen Arbeit und haben oft mit Fußball auch gar nichts am Hut. Man mag sie Schwachköpfe oder Idioten nennen oder einfach Kriminelle. Traurig ist nur, dass sie wieder mal eine Bühne gefunden haben, um Andere zu provozieren und sich selbst zu profilieren. Und noch schlimmer: Es wird wohl wieder passieren. Da helfen keine Hundertschaften und wohl auch keine Stadionverbote.

Und diese Hilflosigkeit provoziert Frust, der noch größer sein dürfte als der nach einer Pokalpleite.