Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen musste sich dem MSV Duisburg im Halbfinale des Niederrheinpokals trotz einer starken Leistung am Ende geschlagen geben. In der RWE-Kabine flossen tränen. Trainer Marc Fascher konnte seiner Mannschaft nur ein „Riesenkompliment“ machen.

Wer es mit RWE hält, der wusste nicht, ob er jetzt lachen oder weinen sollte nach Spielschluss am Dienstagabend. Schließlich hatte sein Team gerade eine bärenstarke Leistung gezeigt gegen den MSV Duisburg, war aber trotzdem aus dem Niederrheinpokal ausgeschieden.

Dabei hatte es so gut begonnen für die Rotweißen im erstmals mit 20.000 Zuschauern ausverkauften Stadion. Von Beginn an wirkten die Essener reaktionsschneller, konzentrierter, besser. „In der ersten Halbzeit waren wir richtig gut im Spiel. Wir waren unheimlich aggressiv und haben gut nach vorne gespielt“, befand Trainer Marc Fascher, während MSV-Coach Karsten Baumann beklagte, dass seine Mannschaft beeindruckt gewesen sei von „der guten Gangart der Rotweißen“.Weil Samuel-Marian Libasan (7., 33.), Kevin Grund (22.) und Holger Lemke (26.) den Ball aber nicht im MSV-Tor unterbringen konnten, ertönte beim Stand von 0:0 der Halbzeitpfiff.

„RWE hat uns in der ersten Halbzeit den Schneid abgekauft“

Einen Vorwurf wird Fascher seiner Mannschaft nicht gemacht haben. Der Fußballlehrer hatte im ersten Durchgang schließlich beobachten können, dass seine Mannschaft dem klassenhöheren Favoriten nicht nur ebenbürtig, sondern in dieser Phase des Spiels sogar überlegen gegenübergetreten war. Das konnte selbst Baumann nicht bestreiten: „RWE hat uns, das muss man ganz ehrlich sagen, in der ersten Halbzeit den Schneid abgekauft.“

Nach Wiederanpfiff drohte die Partie zugunsten der Zebras zu kippen. Duisburg machte Druck, konnte nur durch die unfreiwillige Verschnaufpause nach den Ausschreitungen auf der Westtribüne gestoppt werden. „Die Pause“, sagte Fascher augenzwinkernd, „hat uns gutgetan.“ Tatsächlich waren die Rotweißen danach wieder präsenter. Und dann, in der fünften Minute der Nachspielzeit, war die Pokalsensation zum Greifen nah: Pech, dass der Ball nach Max Dombrowkas Schuss vom Pfosten nicht ins Tor, sondern zurück ist Feld sprang und der Schlusspfiff ertönte. Fascher: „Da fragst du dich, was hast du eigentlich verbrochen, dass du für so eine Leistung nicht belohnt wirst.“

Totenstille in der Kabine - „da sind auch Tränen gelossen“

Die Essener spielten richtig guten Fußball – auch in der Verlängerung. Die Belohnung gab’s in der 94. Minute: Der eingewechselte Alexander Langlitz schickt den Ball in den Knick - ein Wahnsinnstor. Plötzlich war der Traum wieder so nah, doch Pierre de Witt rettete den MSV mit seinem verwandelten Freistoß ins Elfmeterschießen (107.). Und dort „haben die Nerven den Jungs dann einen Streich gespielt“, meinte Fascher angesichts der vergebenen Strafstöße von Fring, Grund und Langlitz. Dass ausgerechnet Kevin Grund, bester Mann auf dem Platz, und Traumtorschütze Alexander Langlitz scheiterten - besonders bitter.

„In der Kabine ist die Enttäuschung sehr groß. Totenstille. Da sind auch Tränen geflossen“, sagte Fascher wenig später. „Wenn man so eine überragende Partie abliefert und sich dann nicht belohnt, ist man erst mal gefrustet und enttäuscht.“ Selbst MSV-Trainer Baumann hatte offenbar ein schlechtes Gewissen, wohl wissend, dass seine Mannschaft es zu keiner Zeit geschafft hatte, einen Klassenunterschied erkenntlich zu machen: „Es tut mir leid für Marc Fascher und seine Mannschaft, die heute einen großen Fight geboten hat und sicherlich genauso wie wir die nächste Runde hätte erreichen können.“

Fascher durfte trotz allen Frusts über das Ausscheiden mächtig stolz auf sein Team sein: „Man kann der Truppe nur ein Riesenkompliment machen. Was die da rausgehauen hat, war à la bonne heure. Das war ein Pokalfight vom obersten Regal.“