Essen. Kevin Grund von Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen ist durch sein kurioses Freistoßtor in aller Munde. Im Interview spricht der Mittelfeldspieler über seine Zeit beim MSV Duisburg, die aktuelle Situation bei Rot-Weiss Essen, Trainer Waldemar Wrobel und das kommende Spiel gegen Lippstadt.
Sein Freistoßtor wurde im Internet zum Hit und schaffte es bis in die Fernseh-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“. Über neun Millionen Menschen sahen den ausgefuchsten Freistoß von RWE-Mittelfeldspieler Kevin Grund auf Youtube. Im Interview spricht der 26-Jährige über seine Zeit beim MSV Duisburg, die aktuelle Situation bei Rot-Weiss Essen, Trainer Waldemar Wrobel und das kommende Spiel gegen Lippstadt.
Herr Grund, wie lebt es sich als Internet-Star?
Kevin Grund: Es ist natürlich ungewöhnlich, zu sehen, wie oft das Video im Internet angeschaut wurde. Das ist eine positive Sache für mich und die Jungs, die daran beteiligt waren – und für den Verein. Das geht schon um die Welt. Ich habe viele Reaktionen über Handy oder Facebook bekommen, weil die Leute wissen wollen, was da los ist.
Vor etwas mehr als zwei Jahren sind Sie vom MSV Duisburg zu RWE gewechselt. Mit den Zebras haben Sie in der 2. Bundesliga gespielt, hatten aber auch Verletzungspech.
Grund: Das ist schon ein paar Jahre her, aber es war eine schöne Zeit mit den Einsätzen, die ich hatte. Das letzte Jahr war wegen der Verletzung kein gutes. Trotzdem: Ich erinnere mich gerne an die Zeit beim MSV, aber jetzt bin ich bei RWE.
Die ersten beiden Jahre in Essen waren durchaus erfolgreich.
Grund: Als ich nach Essen gekommen bin, haben wir als Aufsteiger eine gute Platzierung erreicht. Im zweiten Jahr sind wir Vierter geworden. Das war eine Riesen-Leistung. Wir haben uns von Jahr zu Jahr mit der Mannschaft verbessert.
Und in dieser Saison...
Grund: ...ist es bis jetzt nicht so gut gelaufen. Aber man sieht in den letzten Spielen auch Positives. Im Niederrheinpokal sind wir gerade eine Runde weiter gekommen. Deswegen können wir auch in dieser Saison noch viel erreichen.
Sind Sie gerade in der schwierigsten Phase, seit Sie für den Verein spielen?
Grund: Schwierige Frage. Im ersten Jahr hatten wir auch mal eine Phase, in der wir zehn Spiele nicht gewonnen haben. Jetzt ist es natürlich eine andere Situation als in der Aufstiegssaison. Man kann schon sagen, dass es momentan eine schwierige Situation ist, aber auch solche Phasen gehören im Fußball dazu. Wir sind noch in einem Lernprozess und haben teilweise nicht so gut gespielt. Aber wir haben einen positiven Aufwärtstrend. Wir müssen jetzt weiter arbeiten, dann kommt auch der Erfolg zurück.
Einige Fans werden unruhig, andere haben euch nach der 0:4-Pleite gegen Fortuna Köln Mut gemacht.
Grund: Wenn man im eigenen Stadion 0:4 verliert und trotzdem angefeuert wird, ist das schön. Trotzdem waren wir nach dem Spiel enttäuscht. In dieser Phase müssen wir alle zusammenhalten, dann kommen wir auch wieder in die richtigen Bahnen zurück.
Grund will über RWE-Trainer Wrobel "gar nicht diskutieren"
Aber die Kritik an Trainer Waldemar Wrobel wird im Umfeld lauter.
Grund: Wenn jemand sagt, er hört das im Stadion nicht, lügt er. Klar bekommt man das als Spieler mit. Das ist unangenehm. Für uns Spieler und für den Trainer noch umso mehr, weil es um seine Person geht. Über Wrobel müssen wir aber gar nicht diskutieren. Wir trainieren richtig gut. Auf die Spiele stellt er uns immer passend ein. Als wir gegen Fortuna Köln schon zur Halbzeit 0:3 hinten lagen wurde er laut. Dann sagt er uns, dass es so nicht geht und was wir falsch machen. Er findet die richtigen Worten. An ihm liegt es auf keinen Fall. Es liegt momentan an Kleinigkeiten. Zum Beispiel geraten wir immer in Rückstand.
Haben Sie dafür eine Erklärung?.
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Grund: Uns fehlt momentan die Konstanz. Wir machen aus Kleinigkeiten Fehler und die führen direkt zu Gegentoren. Es ist schwer, immer wieder zurückzukommen. Wobei es dann für die Mannschaft spricht, dass wir drei Mal 0:2 hinten lagen und trotzdem noch ausgeglichen haben. Aber so kann es natürlich nicht weitergehen. Wir müssen auch einfach mal selbst in Führung gehen. Dann ist es auch schwer, gegen uns zu gewinnen.
Warum schaffen Sie das so selten?
Grund: Das Selbstvertrauen fehlt. Nach den ersten Fehlpässen ist man verunsichert. Die Fans werden unruhig. Wir haben hier natürlich mehr Zuschauer als woanders. Außerdem haben wir viele junge Spieler dabei. Man ist schon verunsichert, liegt 0:1 hinten, liegt 0:2 hinten. Dann denken wir, dass wir nichts mehr zu verlieren haben. Wir schmeißen alles nach vorne. So haben wir oftmals zumindest noch den Ausgleich geschafft. In den letzten beiden Spielen haben wir unsere Sache ordentlich gemacht. Gegen Kray haben wir eine super Leistung abgeliefert – die Beste in der Saison, wie ich finde. Da haben wir den Gegner früh unter Druck gesetzt und mit Ruhe Fußball gespielt. So müssen wir weitermachen.
Sie sind nun 26 Jahre alt. Sehen Sie sich als Führungsspieler?
Grund: Wenn man die anderen Jungs anguckt, sind die schon ein bisschen Jünger. Mit 26 Jahren glaub ich schon, dass ich ein Führungsspieler sein kann – oder auch bin. Ich versuche – wie die anderen Jungs auch, die in meinem Alter sind - den jüngeren Spielern zu helfen.
Sie wurden immer wieder als Linksverteidiger eingesetzt. Fühlen Sie sich dort genauso wohl wie in der Offensive?
Grund: Ich habe aber auch beim MSV Spiele als Linksverteidiger gemacht. Damit habe ich kein Problem. Wir hatten auf dieser Position in den letzten Wochen Verletzungspech. Tim Hermes war zu Beginn der Saison verletzt, Roberto Guirino ist es noch immer. Gegen Verl hat Max Dombrowka ein super Spiel als Linksverteidiger gemacht. Wir haben Jungs, die dort spielen können. Wenn ich hinten links spiele, gebe ich natürlich auch mein Bestes. Trotz allem spiele ich lieber offensiv.
RWE gewinnt Pokalspiel
Platz zehn in der Tabelle, sieben Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Viktoria Köln, sogar zwölf auf Spitzenreiter Lotte. Eigentlich wollte auch RWE dort oben stehen.
Grund: Auf jeden Fall. Am Anfang der Saison haben wir uns zusammengesetzt und die Top drei als Ziel festgelegt. Im Moment sieht das natürlich nicht so gut aus.
Sind die Top drei nach wie vor das Ziel?
Grund: Wichtig ist, dass wir jetzt von Spiel zu Spiel gucken. Wir haben die letzten beiden Spiele gewonnen. Jetzt müssen wir gegen Lippstadt und Köln II nachlegen. Wenn wir aus diesen Spielen sechs Punkt holen, sieht es schon wesentlich besser in der Tabelle aus. Erstmal konzentrieren wir uns auf Lippstadt. Das wird ein richtig schweres Spiel gegen eine tiefstehende Mannschaft. Wichtig ist, dass wir am Samstag drei Punkte holen und nicht, dass wir uns damit beschäftigen auf Platz eins oder zwei zu gucken.
Wie schwer ist es, sich bei diesem Rückstand für die kommenden Spiele zu motivieren?
Grund: Sieben Punkte auf Platz drei, das sind zwei, drei Spiele. Wenn wir vielleicht auch mal etwas Glück haben und einen Lauf kriegen, ist man auch schnell wieder da oben.