Essen. Rot-Weiss Essen mischt im Aufstiegsrennen mit. Heute geht es nach Saarbrücken. In Sachen Stadionausbau gibt es gute Nachrichten.

Viel Zeit bleibt Marcus Uhlig (53) nicht mehr bei Rot-Weiss Essen. In rund einem Monat wird der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Drittligisten seine Arbeit beim Traditionsklub aus dem Essener Norden beenden. Uhlig verlässt den Revierverein auf eigenen Wunsch. Nach sechs ereignisreichen und „sehr intensiven“ Jahren an der Spitze des ehemaligen Bundesligisten wolle er zunächst eine Pause einlegen. Bis es soweit ist, hat der Fußball-Funktionär noch einiges vor. Er wolle mit RWE den Niederrheinpokal gewinnen und dem Traum vom Ausbau des Essener Stadions ein großes Stück näher kommen, hatte Uhlig nach seinem verkündeten Abschied im Februar gesagt.

+++ Live! Saarbrücken gegen Rot-Weiss Essen: Der Live-Ticker +++

Von einem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga war nicht die Rede. Im zweiten Jahr nach dem Sprung in die 3. Liga war auch nicht ernsthaft damit zu rechnen, dass Rot-Weiss Essen fünf Spiele vor dem Saisonende in der Tabelle ganz oben mitmischt und sich noch realistische Chancen ausrechnen darf. Mit einem Sieg heute im Nachholspiel beim 1. FC Saarbrücken (19 Uhr, Magenta Sport) kann RWE bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranrücken.

Rot-Weiss Essen: Stadtrat stimmt Vorhaben einstimmig zu

In Essen wird vom Aufstieg geträumt und am Tag des so wichtigen Spiels bei Pokal-Sensation Saarbrücken wurden in einer Ratssitzung der Stadt Essen aller die Weichen für ein Großprojekt gestellt, das für die Zukunft des Vereins von großer Bedeutung ist. Das Stadion an der Hafenstraße soll für rund 27 Millionen Euro auf eine Kapazität von über 26.000 Zuschauern ausgebaut werden. CDU und Grüne haben sich nach langen Diskussionen darauf geeinigt, dem Essener Stadtparlament am Mittwoch einen Ratsantrag für die Freigabe von Planungsmitteln in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro für den Stadionausbau vorzulegen. Der Stadtrat stimmte am Mittwochnachmittag dem Vorhaben, den Lückenschluss der vier Stadion-Ecken bis zur Entwurfsplanung voranzutreiben, einstimmig zu. Den Auftrag dafür übernimmt die städtische Grundstücksverwaltung (GVE).

Sollte bei der Planung alles passen, könnte im Sommer 2025 der finale Baubeschluss erfolgen. Mindestens zwei weitere Jahre würde es dann dauern, die Ecken des Stadions zu schließen.

Lückenfüller gesucht: Das Stadion an der Hafenstraße könnte für rund 27 Millionen Euro auf eine Kapazität von über 26.000 Zuschauern ausgebaut werden.
Lückenfüller gesucht: Das Stadion an der Hafenstraße könnte für rund 27 Millionen Euro auf eine Kapazität von über 26.000 Zuschauern ausgebaut werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

RWE ging dafür einen Kompromiss ein. Der Verein hatte die Bereitschaft signalisiert, nach dem Ausbau deutlich höhere Betriebskosten zu zahlen. Eine Stadionpacht in Höhe von 900.000 Euro pro Jahr steht im Raum. Durch den Stadionausbau könnte RWE aber höhere Einnahmen erzielen. Das Zuschauerpotential ist in Essen definitiv vorhanden. 16.500 Besucher kommen in dieser Saison im Schnitt zu den RWE-Heimspielen, über 11.000 Dauerkarten wurden vor der Saison verkauft. Bei vielen Spielen war der Heimbereich zuletzt ausverkauft.

RWE-Trainer Christoph Dabrowski hat ein Topteam geformt

Die Mannschaft hat eine neue Euphorie in Essen entfacht. Nach 14 Jahren im Amateurfußball und einer sehr holprigen Aufstiegssaison gehört RWE in dieser Drittliga-Spielzeit zu den Überraschungsteams der Liga. Trainer Christoph Dabrowski, der vor der Saison umstritten war, hat eine Mannschaft geformt, die attraktiven und erfolgreichen Fußball spielt. Platz fünf ist aktuell der Lohn, doch die Essener wollen mehr. Dabrowski legte seine Zurückhaltung nach dem 2:0-Sieg am Sonntag in Mannheim erstmals ab. „Wir sind jetzt wirklich nah dran am Relegationsplatz - und das wollen wir auch. Alles andere wäre Blödsinn, was ich hier behaupten würde.“

Rechtzeitig zum Saisonfinale hat seine Mannschaft zu der starken Form aus der Hinrunde gefunden. Nach der Winterpause ließ RWE zunächst abreißen, arbeitete sich aber angeführt von Torwart Jakob Golz, Abwehrchef Felix Götze, Kapitän Vinko Sapina und Topscorer Marvin Obuz wieder nach oben. Seit fünf Spielen sind die Essener ungeschlagen. Beim zuletzt ebenfalls formstarken 1. FC Saarbrücken wird die Form des RWE-Teams heute vor eine harte Probe gestellt.

Mehr News zu Rot-Weiss Essen

Auf der Führungsebene von Rot-Weiss Essen laufen längst die Vorbereitungen für eine Rückkehr in die 2. Bundesliga, der RWE zuletzt im Jahr 2007 angehörte. Im Verein war stets die Rede davon, dass man „mittelfristig“ wieder in die 2. Liga wolle. Dazu muss im Essener Norden auf allen Ebenen Aufbauarbeit geleistet werden, um künftig sportlich, strukturell und finanziell mit Zweitliga-Kalibern wie dem HSV, Schalke 04 oder dem 1. Nürnberg auch nur ansatzweise mithalten zu können. Der Stadionausbau ist ein erster wichtiger Schritt. Vor der Saison wurde das Trainingsgelände umgebaut, an der Renovierung des Nachwuchsleistungszentrums beteiligte sich der Verein mit 1,8 Millionen Euro.

Daumen hoch: RWE-Trainer Christoph Dabrowski kämpft mit seinem Team um den Relegationsplatz in der 3. Liga.
Daumen hoch: RWE-Trainer Christoph Dabrowski kämpft mit seinem Team um den Relegationsplatz in der 3. Liga. © Getty Images | Christof Koepsel

Rot-Weiss Essen will „über kurz oder lang“ nach oben

Rot-Weiss Essen rüstet sich für die 2. Bundesliga. Der überraschende sportliche Erfolg in dieser Saison erhöhte zuletzt den Druck auf den scheidenden Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig und seine Kollegen. „Ein Aufstieg würde uns vor große Herausforderungen stellen, sowohl sportlich als auch administrativ“, sagte RWE-Vertriebsvorstand Alexander Rang im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein Hinderungsgrund für die Mannschaft soll das aber nicht sein. „Natürlich würden wir es machen, wir sind alle Sportler, das ist über kurz oder lang unser erklärtes Ziel.“