Krefeld. 0:1 zur Pause, 3:1 zum Abpfiff: Rot-Weiss Essen schlägt Uerdingen aus drei Gründen, doch Trainer Dabrowski übt Kritik: „Wir waren zu sorglos.“

Nein, Angst hatte Christoph Dabrowski nicht, so schlecht der Auftritt von Rot-Weiss Essen in den ersten 45 Minuten auch war – 0:1 lag RWE beim KFC Uerdingen zurück. „Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft, dass sie in der Lage ist, mehr als ein Tor zu schießen“, sagte der Trainer, „aber sie brauchte einen Wachrüttler.“

In der Pause wurde Dabrowski daher deutlich. „Weder Fisch noch Fleisch, es war von allem viel zu wenig“, gab er seinen Spielern mit und auch: „Egal, ob der Gegner in der Oberliga oder Landesliga spielt, man braucht Laufbereitschaft, Zweikampfintensität, Griffigkeit.“

Es wurde besser. Rot-Weiss drehte die Partie und zog dank des 3:1-Siegs ins Niederrheinpokal-Halbfinale ein. Die Gründe: eine neue Grundordnung, zwei Wechsel und die Fitness.

Rot-Weiss Essen: Doumbouya und Harenbrock beleben das Spiel

Von einer Viererkette mit Einzelspitze stellte Dabrowski nach der Pause auf ein 3-5-2-System um. Moussa Doumbouya kam als zweiter Stürmer aufs Feld, Cedric Harenbrock als Impulsgeber im Mittelfeld. Der bemühte Nils Kaiser und der formschwache Andreas Wiegel blieben draußen. Doumbouya und Harenbrock belebten das Spiel. Während der Wandstürmer viele Bälle festmachte, riss Harenbrock Lücken auf.

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RWE drückte zusehends mehr, kreierte Chancen. Mit einfachen Mitteln, so lautete Dabrowskis Plan, wollte RWE über die Dreierkette das Spiel aufbauen und die Flügel besser mit einbeziehen.

Das war nicht ohne Risiko. Lucas Brumme spielte in der Dreierkette als linker Ínnenverteidiger. Eine ganz und gar ungewohnte Rolle für den gelernten offensiven Flügelspieler. Mann gegen Mann hieß es oft, als die Uerdinger ihre Konter fuhren. Einmal wurde es richtig brenzlig, in Minute 60: Pascal Weber war plötzlich durch und sprintete auf Torwart Felix Wienand zu. Statt abzuspielen schoss er selbst - Wienand machte sich breit und parierte.

RWE-Trainer Dabrowski: „Da haben wir Glück gehabt“

„Da haben wir Glück gehabt“, so Dabrowski. „Wir waren viel zu sorglos. Nachverteidigen, Intensität, ballfernes Schließen, das sind Themen, bei denen wir eine Schippe drauflegen müssen.“

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In der ersten Hälfte hatte der KFC eine solche Situation ausgenutzt. Nach 13 Minuten gingen die Krefelder durch Dimitrios Touratzidis in Führung. „Sie kommen einmal vors Tor und du guckst dich an, das ist der Klassiker gewesen“, feixte Dabrowski, sein ganz eigener Klassiker übrigens: Schon bei anderen Niederrheinpokalspielen unter seiner Leitung strauchelte Rot-Weiss. Man denke da an die Duelle gegen den ETB und Bocholt in der Vorsaison. Beide Male rettete sich RWE im Elfmeterschießen.

Die Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten eigentlich eine Lehre sein müssen, sagte der Trainer. „Du kriegst sonst Probleme, obwohl es eine super Kulisse in Uerdingen war. Geiles Stadion, tolle Stimmung, so etwas sollte einen eigentlich motivieren und dafür sorgen, dass man von Anfang an den Schalter umlegt“, kritisierte er.

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Das hat nicht geklappt, aber es wurde ja besser. Brummes Distanzknaller (56. Minute), Harenbrocks (76.) und Doumbouyas (90.+1) Kopfbälle besorgten den letztlich ungefährdeten Sieg. RWE dominierte in der zweiten Hälfte, Uerdingen ging die Puste aus. „Das 3:1 war aufgrund der zweiten Halbzeit nicht unverdient“, meinte Dabrowski, „nur das Weiterkommen zählte.“

Im Halbfinale geht es zu Ratingen 04/19, wieder ein Oberligist. Und diesmal, erwartet Dabrowski, muss RWE die Partie von Beginn an annehmen. „Es sollte uns wieder eine Lehre sein. Wenn es soweit ist und das Halbfinale ansteht, müssen wir noch mal deutlich die Sachen ansprechen.“ Es geht schließlich um den Einzug in den DFB-Pokal, um eine Menge Geld. „Jeden sollte es motivieren, noch mal solche Spiele zu haben wie gegen den Hamburger SV.“