Krefeld. Kenia wechselt sich gegen Rot-Weiss Essen selbst ein und fliegt vom Platz. Was war da los? Der KFC-Trainer klärt auf und schwärmt von seiner Elf.

Der Grotifant, das kultige Maskottchen des KFC Uerdingen, schlurfte mit hängendem Kopf durch die Katakomben. Langgezogene „Uerdingen“-Rufe hallten noch Minuten nach dem Abpfiff durch die Grotenburg. Zum Stolz auf den Auftritt mischte sich Frust: Mehr sei möglich gewesen im Niederrheinpokal-Viertelfinalduell gegen Rot-Weiss Essen, das der Oberligist mit 1:3 (1:0) verlor. „Aber wir haben unsere Chance nicht genutzt“, haderte Levan Kenia.

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Der (Spieler-)Trainer der Krefelder legte einen Auftritt hin, den man schon jetzt als legendär bezeichnen darf. Es lief die 78. Spielminute, als sich der ehemalige Bundesliga-Profi von Schalke 04 elbst einwechselte. „Ich wollte offensiv Impulse setzen, wir mussten All-in gehen“, erklärte er. Sechs Minuten nach der Einwechslung kassierte er die erste Verwarnung. „Ich bin reingekommen, er hat ein Foul nicht gepfiffen, ich habe gemeckert und sofort Gelb gesehen.“

KFC Uerdingen spielt gegen Rot-Weiss Essen groß auf

Damit noch nicht genug: Nur fünf Minuten darauf wurde er wieder verwarnt. Gelb-Rot nach elf Minuten, was war das denn? „RWE hat ein taktisches Foul gezogen, ich war sauer und habe auf georgisch geflucht“, schilderte er die Szene, die zum Platzverweis führte. „Ich weiß nicht, ob er georgisch kann, aber ich habe nichts gegen den Schiedsrichter gesagt. Er meinte aber zu mir, dass ich zu viel meckern würde.“ Die Entscheidung: aus Kenias Sicht „Unsinn. Ich erwarte da mehr Fingerspitzengefühl. Er muss doch so einen Abend, so einen Pokalfight, nicht durch diese Entscheidung kaputt machen.“

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Tatsächlich, es war ein Viertelfinalspiel, auf das der KFC Uerdingen stolz sein darf. Zur Pause führten die Krefelder. Dimitrios Touratzidis (13. Minute) schloss einen Konter zum 1:0 ab. RWE hatte Probleme, der Underdog spielte groß auf. Erst in der zweiten Halbzeit kippten die Verhältnisse. Bei Blau-Rot ließen die Kräfte nach, Rot-Weiss entfaltete nach der Systemumstellung mehr Wucht nach vorne und drehte das Spiel durch Tore von Lucas Brumme (56.), Cedric Harenbrock (75.) und Moussa Doumbouya (90.+1).

Dabei hätte alles ganz anders kommen können, wenn Uerdingen seine Chancen genutzt hätte. Pascal Weber hatte sie, die eine Möglichkeit zur Sensation. In der 60. Minute lief er beim Stand von 1:1 allein auf RWE-Torwart Felix Wienand zu. Im Eins-gegen-eins versagte der Uerdinger, schoss den Keeper an. Diese Szene wird den Stürmer wohl noch lange verfolgen.

KFC vergibt die Riesenchance gegen Rot-Weiss Essen

„Ich habe kurz mit ihm gesprochen“, so Kenia, „er hat nicht zum Mitspieler gepasst, weil dieser im Abseits stand. Er musst es selbst machen, der Winkel war zu spitz. Das ist natürlich ärgerlich. Auf diesem Niveau funktioniert es nicht, wenn man die Tore nicht macht.“

Kenia bescheinigte seiner Elf trotzdem ein „super Spiel“, und das zurecht. „Die Mannschaft hat sich super präsentiert, das Publikum mitgenommen und darauf müssen wir aufbauen.“

Weiter geht es in der Oberliga gegen den 1. FC Kleve - und trotz des Elf-Punkte-Rückstands auf Tabellenführer Baumberg darf sich der Kultklub noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Denn der Erste will nicht in die Regionalliga hoch. Das interessiert Kenia aber nicht: „Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel schauen. Wenn wir unsere Punkte nicht holen, dann brauchen wir gar nicht erst auf die anderen Teams blicken.“