Uerdingen. Der 3:1-Sieg im Viertelfinale des Niederrheinpokals beim Oberligisten KFC Uerdingen stand lange Zeit auf wackeligen Füßen. Nun wartet Ratingen.
Fast hätte sich der KFC Uerdingen den „Skalp“ eines zweiten Drittligisten geholt, doch nach dem MSV Duisburg (zweite Runde) blieb zumindest Rot-Weiss Essen die Vollblamage im Viertelfinale des Niederrheinpokals erspart. 3:1 (0:1) siegte der hohe Favorit am Ende, weil dem Fünftligisten hinten heraus doch die Kräfte schwanden.
KFC Uerdingen - Rot-Weiss Essen: Partie begann mit 15-minütiger Verspätung
Die Partie begann mit 15minütiger Verspätung - so einen Andrang ist die Grotenburg schon lange nicht mehr gewohnt, schon gar nicht von den Gästefans. Die sahen ihre Mannschaft zum Anpfiff auf fünf Positionen verändert: Torhüter Felix Wienand durfte im Pokal mal wieder zwischen die Pfosten. Sascha Voelcke verschaffte vorne auf dem Flügel Isi Young eine Schaffenspause, die Sturmnebenleute waren Leo Vonic und Nils Kaiser, dazu kehrte Kapitän Vinko Sapina in die Startelf.
An den Veränderungen kann es aber nicht gelegen haben, dass dem Oberligisten die erste Halbzeit gehörte. Die Essener hatten zwar mehr Ballbesitz, konnten aber wenig damit anfangen. Der Ball kreiselte um den Strafraum, wenn dann doch einmal der Pass in die Spitze gesucht wurde, waren die Angreifer in der KFC-Abwehr gut aufgehoben. Zu oft wurde der Weg durch die Mitte gewählt, doch da sah es so aus wie auf den Autobahnen im Ruhrgebiet in Zeiten des Bahnstreiks.
Die Uerdinger, zur Zeit noch auf Trainersuche, waren viel klarer aufgestellt, ihre Spielzüge saßen und stürzten die RWE-Abwehr von einer Verlegenheit in die nächste. Und so war es nach 12 Minuten bereits passiert: Der quirlige Takumi Yanagisawa war auf der linken Seite enteilt, passte perfekt in die Schnittstelle auf Dimitrios Touratzidis - und der chippte die Kugel in Profimanier an Wienand vorbei ins lange Eck: 1:0 - die alte Grotenburg wackelte.
Rot-Weiss Essen: Angriffe zu schablonenhaft
Zu schablonenhaft dagegen die Essener Angriffe, oft versuchte es Lucas Brumme mit langen Bällen ins Zentrum, wo Nils Kaiser noch den gefährlichsten Eindruck hinterließ. Die beste Chance hatte allerdings Vonic, der es aus 12 Metern aus der Drehung versuchte, sein Schuss brachte Torhüter Marvin Gomoluch aber nicht in Verlegenheit.
Auf der Gegenseite hingegen blieb es brandgefährlich. Alexander Lipinski hatte plötzlich nur noch Brumme vor sich, ging ins Dribbling, soeben blieb der Drittligaspieler Sieger, aber für den Nachschuss rauschte Yanagisawa heran, der aber zum Glück von einem Abwehrbein geblockt wurde.
Zwei dicke Uerdinger Chancen vor der Halbzeit
Und noch eine dicke Chance gab es vor der Halbzeit für die aufopferungsvoll kämpfenden Uerdinger: Diesmal kam Lipinski auf links im Strafraum frei zum Schuss, zog aber am kurzen Eck vorbei (45.). Der Applaus zur Pause, er gehörte allein dem KFC.
Nach dem Wechsel glaubte RWE-Coach Christoph Dabrowski, der mit den ersten 45 Minuten nicht einverstanden gewesen sein kann, die Offensive zu verstärken: Moussa Doumbouya (für Kaiser) bekam wieder einmal eine Bewährungschance und Cedric Harenbrock ersetzte den indisponierten Andreas Wiegel. Somit wurde hinten auf Dreierkette umgestellt.
Nun sah es aus Gästesicht alles ein bisschen gefährlicher aus, Harenbrock spielte mit Doumbouya gekonnt Doppelpass, der Abschluss von Obuz war ein Schüsschen (50.). In der Mitte war einfach kein Durchkommen. Und wenn nichts mehr geht, dann packt Brumme eben den Hammer aus: Nicht wirklich attackiert legte er sich aus 28 Metern Entfernung die Kugel zurecht und nagelte sie aufs Tor: Gomoluch bekam zwar noch die Fäuste an den Ball, konnte ihn aber nur ins Netz lenken: 1:1 - die Ausbeute reiner Gewalt.
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Aber noch nicht das Signal zur Wende. Hinten war immer noch die große Sorglosigkeit, plötzlich lief der eingewechselte Pascal Weber allein aufs Tor zu, doch bei seinem Abschluss zuckte die Faust von Wienand heraus, der den Winkel perfekt verkürzt hatte (60.).
Und in den letzten 20 Minuten machten sich die Kräfteverhältnisse bemerkbar, der Oberligist baute nun merklich ab, der Druck der Gäste erhöhte sich. Vonic zog bei seiner letzten Aktion vor seiner Einwechselung aus 16 Metern ab, traf aber nur die Oberkante der Latte (72.), für ihn kam darauf Ron Berlinski.
Harenbrock erzielte die 2:1-Führung für Rot-Weiss Essen
Und kurz darauf erneuter Jubel im Gästeblock: Voelcke hatte von links butterweich geflankt, der ungedeckte Harenbrock konnte in aller Seelenruhe zum Kopfball ansetzen und ins lange Eck vollenden: 1:2 - das roch mächtig nach Entscheidung. War es auch - die tapferen Uerdinger konnten sich nicht mehr aufraffen, der eingewechselte Spielertrainer Levan Kenia sah noch Gelb-Rot (89.). Und Doumbouya machte mit dem 3:1 in letzter Minute per Kopf den Deckel drauf.
RWE: Wienand, Wiegel (46. Harenbrock), Kourouma, Rios Alonso, Brumme, Sapina (63. Müsel), Eisfeld (78. Rother), Kaiser (46. Doumbouya), Voelcke, Vonic (72. Berlinski), Obuz.
Tore: 1:0 Touratzidis (12.), 1:1 Brumme (56.), 1:2 Harenbrock (75.), 1:3 Doumbouya (90.).
Zuschauer: 8205