Essen. Vor dem Heimspiel gegen 1860 München ist bei Rot-Weiss Essen nichts so, wie es mal war vor einem Jahr. Trainer und Mannschaft sind in der Pflicht.
Die Stimmung an der Hafenstraße ist im Keller, dort, wo auch Rot-Weiss Essen in der Dritten Liga steht. Doch gemach, rein sportlich gesehen sieht es ja gar nicht so schlecht aus für RWE, denn sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz bei drei ausstehenden Spielen, das darf man durchaus als komfortabel bezeichnen. Zumal die Konkurrenz ja selbst noch ein schweres Programm vor der Brust hat, sodass sich der Klassenerhalt für die Essener von selbst regeln könnte. Damit wäre das Saisonziel erreicht.
Gleichwohl schauen die Verantwortlichen von Rot-Weiss wohl eher skeptisch auf das Heimspiel am Sonntag (13 Uhr) gegen 1860 München, obwohl man sich vor Monaten doch noch so gefreut hatte über das Duell mit diesem Traditionsverein. Zweifel haben sich eingefressen, dass die Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski mit einem beherzten Auftritt - und am besten mit drei Punkten - einen Stimmungsumschwung herbeiführen könnte. Oder soll man sagen, herbeiführen möchte? .
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Trainer Christoph Dabrowski steht in der Mitverantwortung
Es hat sich brennende Unruhe breit gemacht - innerhalb des Vereins, der Mannschaft und im Umfeld sowieso. Es wird die Trennung von Trainer Dabrowski gefordert, der als Sündenbock ausgemacht worden ist. Die Vorwürfe sind massiv: Er habe keinen Plan und erreiche auch die Mannschaft nicht mehr, wird kolportiert. Im Fußballer-Sprech: „Er hat die Kabine verloren.“ Und irgendwie vermitteln die Eindrücke auf dem Rasen, dass die Spieler tatsächlich mitunter machen, was sie wollen, dass ihnen Einstellung oder Spaß fehlen. Wofür letztlich der Trainer mitverantwortlich gemacht werden muss.
Der Aufsichtsratsvorsitzende André Helf findet aber auch: „Diese massive Kritik an Dabrowski kann ich so nicht nachvollziehen. Es wird dafür sehr viel negative Energie aufgewendet, und das hat der gesamten Situation nicht gut getan.“ Außerdem müsse man ja die Spieler genauso in die Pflicht nehmen, wie es der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig in dieser Woche schon getan hat. Dass die Jungs mehr drauf haben, als sie zuletzt zeigten, darin sind sich aber so ziemlich alle einig. Alles also auch eine Charakterfrage? „Sie müssen jetzt noch mal absolut fokussiert sein, im Training und im Spiel“, fordert Helf. Schließlich gibt es ja auch noch am 3. Juni das Verbandspokalfinale gegen RWO (16.15 Uhr, Hafenstraße).
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Doch der blutleere Auftritt in der ersten Hälfte von Meppen, die ständigen Gerüchte, ja der negative Flow in den letzten vergangenen Wochen überhaupt mit den Freistellungen von Sportdirektor Jörn Nowak und Zeugwart Peter Sommer geben wenig Anlass zur Hoffnung. Das Ganze hat offenbar eine Dynamik angenommen, die nur noch schwer zu stoppen ist. Und durchaus eine Trainerentlassung nach sich ziehen könnte.
Rot-Weiss Essen lässt einen weiteren erfahrenen Spieler ziehen
Die Trennung zum Saisonende von den Publikumslieblingen Felix Herzenbruch und Simon Engelmann passen da ins Bild. Und ebenfalls, dass Kapitän Felix Bastians in Meppen nicht beim Team war. Klar, er war verletzt, aber mit seiner Erfahrung hätte er vielleicht auch von außen helfen können.
Mit Simon Engelmann geht ein weiterer erfahrener Spieler von Bord. Rot-Weiss hatte ihm ein stark leistungsbezogenes Angebot gemacht, der 34-Jährige Familienvater lehnte es ab. Ihn zieht es zurück in seine Heimat zu seiner Familie.
„Simon Engelmann hat in den letzten Jahren viel für RWE geleistet und ist zurecht ein Publikumsliebling. Stürmer mit seinen Vollstrecker-Qualitäten gibt es nur selten, entsprechend groß ist sein Anteil am Erfolg der letzten Jahre. Leider konnten wir ihn nicht von einer Vertragsverlängerung überzeugen, da sein Wunsch, wieder näher bei seiner Familie zu sein, überwogen hat“, erklärt Marcus Steegmann, Direktor Profifußball bei RWE.
Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:
- Rot-Weiss Essen: Miese Stimmung und reichlich Probleme.
- Rot-Weiss Essen wirft Fragen auf – fühlt sich aber bereit für 1860.
- RWE-Trainer Dabrowski: „Keine Lust, mich zu rechtfertigen“.
Torjäger Simon Engelmann möchte sich mehr seiner Familie widmen
„Ich hatte drei fantastische Jahre an der Hafenstraße. Neben den großartigen Siegen im DFB-Pokal bleibt natürlich der Aufstieg im vergangenen Jahr für immer unvergessen“, sagt Engelmann. „Ich habe mich nach den verschiedenen Gesprächen jedoch dazu entschieden, ab der kommenden Saison stärker für meine Familie da sein zu wollen, die im vergangenen Jahr oft auf mich verzichten musste.“
Simon Engelmann wechselte im Sommer 2020 vom SV Rödinghausen zu Rot-Weiss Essen. Zum Regionalligisten nach Rödinghausen zieht es ihn auch wieder zurück. Im rot-weissen Trikot kam der Torjäger auf 113 Einsätze, in denen er 70 Tore erzielte. Ein Törchen mehr für einen Sieg am Sonntag käme RWE da gerade recht.
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