Essen. Traditionsduell, lautstarke Fans: Unser Kolumnist Uwe Strootmann schaut aufs Duell von Rot-Weiss Essen in Dresden. Und er fordert mehr Respekt.
Nach gefühlt endlosen Heimspielen inmitten von Nieselregen, viel Regen und Starkregen scheint aktuell auch mal wieder die Sonne über der Hafenstraße. Optisch und inhaltlich zugleich, denn Rot-Weiss Essens Streich gegen Freiburg hat schon für kollektive Erleichterung gesorgt. Nicht nur in der Liga, denn durch das erfolgreich gestaltete Wasserspiel können wir jetzt sogar das Finale im Niederrheinpokal als erreicht annehmen. Dieses ist aber noch etwas hin und wird Anfang Juni erst nach dem Ende der Drittliga-Saison ausgetragen.
Bis dahin kann Hajo Sommers also weiter seinem eigenen sportlichen und sanitären Herbstblues frönen. Er wird sich sicher noch zu gegebener Zeit wortgewaltig melden. Für unsere Roten hingegen geht es Ostersamstag endlich gen Elbflorenz. Im Gepäck nicht nur das jüngst frisch aufpolierte Selbstvertrauen, sondern einmal mehr eine große Reisekarawane, die der Mannschaft vorneweg und hinterher nach Dresden folgt. Vergessen wir einfach sämtliche Clásicos der Fußballwelt: Samstag kommt der „Durchschnittico“!
Rot-Weiss Essen bei Dynamo Dresden – ein Zuschauermagnet
Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen belegen Stand 4. April die ersten beiden Plätze, was den heimischen Zuschauerschnitt angeht. Auswärts wurde temporär von den Fans der Münchner Löwen dazwischen gegrätscht, die ihr nahe gelegenes Auswärtsspiel in Ingolstadt dazu genutzt haben, um unseren RWE und die Dynamos von den ersten beiden Plätzen dieser Tabelle zu verdrängen. Hier reden wir von gerade einmal Elf „Köpfen“, so dass unsere reiselustigen Fans schon nach dem Wochenende wieder von ganz oben grüßen dürften.
Sportlich betrachtet wird das Spiel sicher alles andere als Durchschnitt darstellen. Die Dynamos haben die sportlich erzeugte Bewegungsenergie in atmosphärischen Strom umgewandelt und dadurch Verein und Umfeld nach schwierigem Saisonverlauf wieder sportlich zum Leuchten gebracht. Taktisch clever, dieses Richtung Saisonende zu tun, denn dann könnte tatsächlich noch was Richtung Aufstieg gehen.
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Leicht wird das allerdings nicht gegen die Mannen um Christoph Dabrowski. Immer wenn wir einmal mehr aufstöhnen und unsere Mannschaft schon als Problempraktikanten der Liga abstempeln wollen, kommt eine mehr als deutliche Reaktion und winkt doch wieder eine verdiente Übernahme inklusive Festanstellung in der dritten Liga. Die Mannschaft gibt auf dem Feld immer alles und wird die Liga erhalten.
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Vielleicht können wir dann an mancher Stelle noch mal überdenken, wie wir ihr auch in sportlichen Krisensituationen gegenüber auftreten wollen. Wir machen gefühlt aus allem und jedem sofort eine emotionale Extremsituation. Ständig dudelt an irgendeiner Stelle „The End“ von Jim Morrison und The Doors über der Hafenstraße. In den eher wenigen sportlichen Momenten dieser Saison, in denen es wirklich an mir genagt hat, habe ich mich an den 14. Mai des vergangenen Jahres erinnert. Und an den langen Weg dahin.
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RWE – Respekt sollte das Allerwichtigste sein
Dann war ich doch eher wieder dankbar und voller Zuversicht, das es nur im Pokal bei Oberhausen bleibt. Unterm Strich bleibt es dabei: Unverhandelbar und wichtigstes Rüstzeug unserem Verein und unserer Mannschaft gegenüber ist der respektvolle Umgang miteinander. Den pflegt man Samstag hoffentlich auch auf den Tribünen im Rudolf-Harbig-Stadion.
Das sind doch die Spiele, für die man als Spieler und Fan lebt. Wir wissen nicht, ob Thomas Tuchel Samstag noch Trainer bei den Bayern ist, aber zwei Dinge wissen wir auf jeden Fall: Gibt es Samstag einen Elfmeter für RWE, dann ist er gerechtfertigt. Gibt es einen für Dynamo, dann natürlich nicht! Frohe Ostern.