Essen. Rot-Weiss Essen fährt zur SV Elversberg und ist verglichen zum Hinspiel ein anderes Team. Eine Analyse: So hat sich RWE seit dem 1:5 entwickelt.
„Ich habe es von meiner Festplatte gelöscht“, feixt Christoph Dabrowski, als er gefragt wird, welche Erinnerungen er an sein erstes Pflichtspiel bei Rot-Weiss Essen hat. Der Trainer schiebt nach: „Es hat sich nicht gut angefühlt.“
Klar, dass er sich an das erste Drittliga-Spiel nicht gerne erinnert; Sommer, Sonne, 1:5-Schlappe gegen die SV Elversberg vor ausverkauftem Haus an der Hafenstraße. An diesem Freitag steht das Rückspiel bei den Saarländern an (19 Uhr, Ursapham Arena an der Kaiserlinde). Und die Vorzeichen, sie sind ganz andere als damals.
Rot-Weiss Essen: „Wir haben Zeit zur Anpassung benötigt“
Katastrophal startete RWE in die Saison, hat erst am siebten Spieltag den ersten Sieg geholt (2:1 gegen Erzgebirge Aue). Dann haben sich die Essener aus dem Keller herausmalocht, seit neun Spielen sind sie ungeschlagen.
Man müsse den Saisonstart differenziert betrachten, sagt Dabrowski: „Wir haben Zeit zur Anpassung benötigt.“ Das gilt für Mannschaft und Trainer gleichermaßen. Punkt eins, weshalb RWE im Rückspiel ein anderes Team ist: der Lerneffekt.
14 lange Jahre wollten alle das Essener Team schlagen. Die Gegner standen tief in der Regionalliga, RWE musste das Spiel machen. In der dritten Liga wird ein anderer Fußball gespielt. Wer hier nicht vollen Einsatz zeigt, hat keine Chance. Jeder Fehler wird bestraft. Das mussten die Rot-Weissen erst einmal verinnerlichen. Nur wenige Spieler hatten zuvor in der dritten Liga gespielt, auch Christoph Dabrowski war hier noch nicht tätig. Die Mannschaft ist inzwischen angekommen.
Rot-Weiss Essen hat auf dem Transfermarkt nachgelegt
Ein zweiter Punkt: das Personal. Im Hinspiel startete Sandro Plechaty. Der Rechtsverteidiger fehlt derzeit (Muskelbündelriss), verlor aber seinen Stammplatz schon vor seiner Verletzung. Denn Rot-Weiss Essen verpflichtete während des Fehlstarts vier neue Spieler, darunter Andreas Wiegel, der seitdem hinten rechts gesetzt ist. Gemeinsam mit Felix Götze war Wiegel maßgeblich für den Aufschwung verantwortlich.
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Mit Clemens Fandrich und Luca Wollschläger werden zwei weitere Akteure am Freitag im Spieltagskader stehen, die im Hinspiel noch nicht bei RWE unter Vertrag waren – die Nachverpflichtungen sind eine weitere Lehre, die der Verein auch aus dem 1:5 zog.
Punkt drei: die Defensive. Dabrowski ließ seine Spieler gegen Elversberg hoch pressen – sie rannten ins offene Messer und ließen sich auskontern. „Wir haben auch danach versucht, unser Ding durchzuziehen“, erinnert er sich heute. „Dann haben wir aber festgestellt, dass wir die ein oder andere Kleinigkeit anpassen mussten.“
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Am vierten Spieltag stellte der 44-Jährige Trainer in Dortmund (0:1) eine Fünferkette auf, setzte auf ein defensiveres Spielsystem. Das zahlte sich nach und nach aus. Wenngleich Dabrowski inzwischen wieder auf eine Viererkette setzt, steht Rot-Weiss stabiler und lässt weniger zu. Die Zahlen belegen das: 15 Gegentore kassierte Torwart Jakob Golz in den ersten sechs Spielen. An den Spieltagen sieben bis 19 waren es nur 13 gegnerische Treffer.
Darum war der SC Verl die perfekte Vorbereitung auf Elversberg
Allerdings, und das weiß auch Dabrowski, fehlt momentan die Power in der Offensive. Zwei Tore hat RWE in den vergangenen vier Spielen erzielt. „Jetzt sind wir stabil, jetzt warten neue Herausforderungen auf uns – dass wir unsere Stabilität nicht verlieren, aber effektiver werden, um Spiele zu gewinnen“, sagt der Coach. „Es ist doch klar, dass wir unser Spiel dahin lenken wollen, dass wir Partien, die auf Messers Schneide stehen, für uns entscheiden.“ Das Umschaltspiel und die Abschlüsse müssten besser werden.
Das Duell beim SC Verl am Wochenende (1:1) war aus seiner Sicht die perfekte Vorbereitung auf Elversberg. „Verl spielt einen sehr guten Fußball. Wir haben sehr viele hochkarätige Chancen gehabt und es leider verpasst, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Dann wurden wir bestraft.“ Gegen Tabellenführer Elversberg erwartet Dabrowski eine ähnliche Partie. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Knoten platzt.
Und eines ist ja auch auffällig, zieht man die Statistiken hinzu: Teams von oben liegen RWE. Gegen die letzten fünf Mannschaften der Tabelle gelang der Truppe kein Sieg. Gegen Saarbrücken, Freiburg II und Mannheim, die alle unter den ersten sechs stehen, hingegen schon.