Paderborn. In letzter Minute kassiert Rot-Weiss Essen beim SC Verl den Ausgleich. Am Ende war das 1:1 (0:0) aber ausgleichende Gerechtigkeit.
Seit neun Spielen ist Rot-Weiss Essen nun schon in der dritten Liga ungeschlagen, eine beachtliche Serie für den Aufsteiger und aktuell die Bestmarke in der Liga. Aber das 1:1 (0:0) gegen den SC Verl ist zugleich das vierte Unentschieden in Folge. Wie schon zuletzt an der Hafenstraße gegen Halle (0:0) ist das Ergebnis gerecht, darin waren sich alle einig, aber es war diesmal ganz sicher mehr möglich für RWE.
Rot-Weiss Essen: "Der Ärger überwiegt"
Wenn man den Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit kassiert, ist das immer ärgerlich. So sah es auch Rot-Weiss-Routinier Felix Bastians: „Der Ärger überwiegt. Wir haben die Chance, die Situation vor dem Gegentor sauber zu klären. Am Ende läuft das unglücklich für uns und es sind für mich zwei verlorene Punkte.“ Der Grund: RWE besaß durch Lawrence Ennali in der ersten Halbzeit und Isi Young nach der Pause zwei 100-prozentige Chancen, aber beide Male scheiterten die Angreifer allein vor Verls Keeper Niclas Thiede, der prächtig reagierte (16./70.).
Nun ja, ganz so verbittert wirkte der gestandene Profi allerdings nicht, dafür hat er ja schon zu viel erlebt in seiner Karriere. Wie gewohnt umspielte ein leises Lächeln die Mundwinkel, ein flotter Spruch hier und da, manche Antwort wie gewohnt garniert mit feiner Ironie. Dennoch, Bastians hätte der gefeierte Matchwinner sein können zum Abschluss der Hinrunde, denn er hatte die Rot-Weissen spät vom Elfmeterpunkt mit 1:0 in Führung gebracht (82.).
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Die Vorarbeit leistete der 34-Jährige auch noch selbst. Verls Oliver Batista-Meier ließ den Ball bei der Annahme zu weit abprallen, Felix Bastians, der Schlawiner, ahnte es, spritzte dazwischen und fiel im Strafraum. Elfmeter. Einem Video-Beweis hätte diese Entscheidung allerdings kaum standgehalten, denn ein Kontakt war nicht unbedingt erkennbar.
„Dankbar angenommen“, räumte Felix Bastians ein. „Ich habe darauf spekuliert, weil sie den Ball immer hinten herausgespielt haben. Das Bein kommt raus, und in meinem Alter so spät im Spiel, da fällst du schon mal um.“ Bastians zeigte dann auch, dass er sich als Führungsspieler begreift, übernahm die Verantwortung, schnappte sich den Ball und vollendete. Sein sechster Treffer (drei Elfmeter), womit der Verteidiger mannschaftsintern der erfolgreichste Schütze ist.
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Keeper Thiede hatte aber noch die Hand am Ball. Felix, der Glückliche. „Ganz souverän verwandelt“, griente Bastians. Der Torwart wollte offenbar in die Ecke, die der Essener zuletzt gewählt hatte. „Dann habe ich ihn gemütlich in die Mitte geschaufelt.“ Diese Abgezocktheit wäre auch später hilfreich gewesen.
RWE-Routinier Bastians bemängelt Defensivverhalten
Die Rot-Weissen hatten den Auswärtssieg bereits vor Augen, zumal sie bis zu diesem Zeitpunkt konsequent verteidigt und kaum etwas zugelassen hatten vor dem eigenen Tor. „Der Punkt ist vom Spielverlauf her in Ordnung, aber die Führung musst du einfach über die Zeit bringen. Da müssen wir viel cleverer werden. Es dürfen bei der Ecke nicht zwei Leute im Strafraum ganz frei stehen, da müssen wir am Mann sein.“ Aber daraus lernen und es demnächst besser machen, so der Rat des Routiniers. Und überhaupt: Im November bei 1860 München waren noch die Rot-Weissen die Glücklichen, als sie kurz vor dem Schlusspfiff das 1:1 markierten. Ausgleichende Gerechtigkeit.