Essen. Nach 17 Spieltagen hat sich die Dritte Liga in die WM-Pause verabschiedet. Rot-Weiss Essen ist im Soll. Aber es gibt auch viel Unerwartetes.

„Entscheidend is’ auf’m Platz“ und „die Tabelle lügt nicht“. Zwei Phrasen, gern mal zitiert und im Wahrheitsgehalt auch nicht von der Hand zu weisen. Bereits nach 17 Spieltagen hat sich die dritte Liga in die WM-Pause verabschiedet, in der Hinserie stehen noch zwei Spiele aus, die aber erst im Januar auf dem Programm stehen. Hier ein kleiner Blick auf die Aussagekraft der Rangfolge.

Riesenüberraschung an der Tabellenspitze der Dritten Liga

Nie oder zumindest äußerst selten läuft eine Saison nach Plan. Nehmen wir mal die 1. Bundesliga aus der Wertung, wo die Bayern aus München in den vergangenen Jahren mit ihrer Dominanz für gewisse Langeweile im Titelkampf gesorgt haben. In der dritten Liga, darin waren und sind sich alle einig, geht es verdammt eng zu, da kann jeder jeden schlagen.

Allein der Blick auf die Tabellenspitze fördert aber eine Riesenüberraschung zu Tage. Ganz oben thront nicht einer der gehandelten Favoriten, sondern ein Neuling: Aufsteiger SV Elversberg hat satte 41 Punkte eingefahren, das hat zuvor noch kein Klub in der Drittliga-Historie geschafft. Und der Primus hat beeindruckende 42 Tore erzielt, fast doppelt so viele wie Rot-Weiss Essen (24). Acht Zähler liegt die SVE vor dem Zweiten Saarbrücken, zehn Punkte sind es auf den Dritten SV Wehen Wiesbaden. Das riecht verdammt nach Durchmarsch.

Rot-Weiss Essen bekam Lektion vom Tabellenführer Elversberg

Die Rot-Weissen werden sich nur ungern an das direkte Duell mit dem Primus zum Saisonauftakt an der Hafenstraße erinnern. Mit 1:5 gingen sie unter, eine Klatsche, die sich nun vielleicht etwas relativiert. Fakt ist aber, Elversberg startete furios, Mitaufsteiger RWE holperte dagegen in die Saison, hat sich aber dann aber erstaunlich gut gemacht und entwickelt.

Rot-Weiss Essen feiert den überraschenden 2:1-Sieg bei Waldhof Mannheim.
Rot-Weiss Essen feiert den überraschenden 2:1-Sieg bei Waldhof Mannheim. © Thorsten Tillmann

„Wir wollen in erster Linie in der Liga ankommen und arbeiten hart dafür, eine stabile Saison zu spielen“, hatte RWE-Trainer Christoph Dabrowski vor der Saison gesagt. Und man ist an der Hafenstraße auf einem guten Weg. Nach den ersten sechs Spielen hatte RWE gerade mal drei Punkte auf dem Konto, am siebten Spieltag klappte es dann mit dem erlösenden ersten Dreier beim 2:1-Heimsieg über Aue. Seit sieben Spielen sind die Essener nunmehr ungeschlagen und haben sich mit dem verdienten 1:1 bei 1860 München ein Sechs-Punkte-Polster auf den ersten Abstiegsplatz erspielt. Als zweitbester Aufsteiger ist man im Soll und kann zufrieden sein.

Vor der Saison gab’s eine Menge Favoriten. Vor allem den Zweitliga-Absteigern Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue und FC Ingolstadt wurde eine Menge zugetraut. Womit wir auch schon bei der größten negativen Überraschung wären. Aue rangiert auf Platz 18, ein Armutszeugnis für die durchaus drittliga-erfahrene Truppe.

Traditionsklub Waldhof Mannheim hat die Auswärts-Seuche

Nicht ganz so krass, aber auch nicht zufriedenstellend ist das Abschneiden des VfL Osnabrück, der punktgleich mit RWE auf Rang zehn steht. Die Osnabrücker zählten in der Vergangenheit eigentlich immer zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten, aktuell haben sie mehr Niederlagen als Siege auf dem Konto (6/7).

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Traditionsklub Waldhof Mannheim hatte sich ebenfalls Besseres vorgestellt als Rang acht, zumal man die Ambitionen deutlich formulierte. Aber kurios: Die Mannschaft hat die „Auswärts-Seuche“. Von 26 Punkten holte Waldhof 24 zu Hause und ist Spitzenreiter in der Heimtabelle, dafür aber Schlusslicht im Auswärtstableau mit mickrigen zwei Zählern.

Den Rot-Weissen war es schließlich vorbehalten, ihrem ehemaligen Erfolgstrainer Christian Neidhart mit dem 2:1 auch noch die erste Heimniederlage zuzufügen. Wie sagte Neidhart so treffend: „Eine Garantie gibt es für niemanden. Dafür ist die Leistungsdichte in der 3. Liga einfach zu groß.“ Sieben Punkte bis zum ersten Aufstiegsplatz ist allerdings eine Hypothek für das sein Team. Aber was soll da nur der Liga-Favorit Dynamo Dresden sagen, der noch drei Zähler schlechter gestellt ist als die Mannheimer?

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Der SC Verl schreibt eine ganz besondere Erfolgsgeschichte

Gleichwohl befinden sich im oberen Drittel durchaus die auserwählten Top-Klubs. Moment - der SC Freiburg II auf Rang fünf? Den hatte natürlich niemand auf dem Zettel. Aber der 1. FC Saarbrücken (2.), SV Wehen Wiesbaden (3.), FC Ingolstadt (4). 1860 München (6.) sind alle noch aussichtsreich im Rennen. Noch ein Kuriosum: Saarbrücken trennte sich im Oktober von Trainer Uwe Koschinat. Manager Rüdiger Ziel übernahm und holte aus sechs Spielen 16 Punkte, hielt Saarbrücken damit auf Kurs.

Eine Erfolgsgeschichte, die nicht weiter ins Auge fällt, gibt’s auch noch. Der SC Verl, punktgleicher Tabellennachbar von RWE, darf auf die Platzierung im soliden Mittelfeld stolz sein, die sich die Ostwestfalen mit wenig Geld und einer arg überschaubaren Infrastruktur erarbeitet haben. Nur einmal gerieten die Ostwestfalen so richtig in die Schlagzeilen, als sie mit dem 2:1-Sieg beim Primus Elversberg einen ganz großen Coup landeten.

Der SC Verl scheint sich auch im dritten Drittliga-Jahr behaupten zu können. Und den direkten Vergleich mit Rot-Weiss Essen gibt’s dann im neuen Jahr zum Abschluss der Hinrunde.

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