Ron Berlinski ist beim 2:1-Erfolg von Rot-Weiss Essen bei Waldhof Mannheim der Mann des Tages. Der Stürmer spricht über sein Aufreger-Tor.
Am Ende gab „Glocken-Horst“ dem Gegner den Rest: Ein Mannheimer Ordner war so nett und ließ das RWE-Original mit seinem Rollstuhl quer übers Spielfeld zum Ausgang rollen. Diese geriet zur Triumphfahrt: Mit erhobener Faust rollte er langsam unter dem Gejohle der Fans von Rot-Weiss Essen an der Kurve vorbei. Als er auch noch die Welle eröffnen wollte, wurde es auch dem Sicherheitsdienst zu viel und „Glocken-Horst“ aus dem Tor komplimentiert.
Die Polizei musste auf den Rasen
Es war das Ende eines beeindruckenden Fußballnachmittags, den die Rot-Weissen mit ihren mitgereisten Fans erst zeitversetzt feiern konnten. Tumulte nach Abpfiff auf dem Rasen, alle gegen alle, die Polizei musste aufmarschieren, um den Platzsturm der Mannheimer Ultras zu verhindern, die schon das Tor geöffnet hatten. Die erste Heimniederlage nach sechs Siegen traf die Mannheimer um Trainer Christian Neidhart bis ins Mark.
Die Wut der Gastgeber entlud sich auch auf Schiedsrichter Assad Nouhoum, der nach vier Minuten ein Tor der Essener anerkannte, was nach Meinung der Waldhöfer nie und nimmer hätte zählen dürfen.
Auch Ex-RWE-Coach Neidhart hatte noch einige Zeit nach Spielende ordentlich Puls: „Wenn Spieler mit den Köpfen zusammenstoßen, wird auch immer sofort abgepfiffen. Hier kriegt unser Torwart ein Knie an den Kopf und war kurz benommen, aber das Spiel geht weiter“, wunderte er sich über den jungen Referee.
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Essens Torschütze war sich keiner Schuld bewusst, er reagierte wie ein Torjäger, sah den freien Ball und das leere Tor: „Die beiden rennen sich gegenseitig über den Haufen und der Torwart lässt dadurch den Ball fallen. Ich habe in dem Moment nicht gesehen, dass er vielleicht ausgeknockt war. Kein Stürmer auf der Welt würde in dieser Situation aufhören. Ich würde es beim nächsten Mal wieder so machen.“
Waldhof Mannheim gegen Rot-Weiss Essen konfus
Wenn die Mannheimer ihre Niederlage daran aufhängen, machen sie es sich zu einfach, sie spielten an diesem Nachmittag in der ersten Halbzeit ungewöhnlich konfus. Das 2:0 durch Berlinski legte der indisponierte Gohlke wunderschön dem Essener Torschützen auf. Nach 33 Minuten erlöste Neidhart ihn von seinem gebrauchten Tag.
Wenn RWE-Coach Dabrowski seinem Team an diesem Tag einen Vorwurf machen wollte, dann, dass sie es versäumten, das mögliche dritte Tor nachzulegen. Stattdessen fiel noch vor der Pause aus dem Nichts der Anschlusstreffer, als Flankengeber Marten Winkler dem Essener Isi Young zeigte, dass er mit seiner Antrittsschnelligkeit in Liga Drei nicht alleine ist.
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RWE-Trainer Dabrowski sah ein „Mentalitätsspiel“
So wurde es nach dem Wechsel „ein Mentalitätsspiel“, wie es Dabrowski formulierte, in das Mannheim alles an Offensivpower hineinwarf und Rot-Weiss alles wegverteidigte, was in Nähe des Strafraums kam. Wenn vorne Berlinski der Matchwinner war, so muss man dennoch in einem Atemzug Torhüter Jakob Golz erwähnen, der die Fäuste bei einigen wirklich gefährlichen Fernschüssen nur noch hochreißen konnte und bei Kopfbällen aus nächster Nähe sensationell reagierte. Sehr zur Freude seines Trainers: „Ich sehe seine Entwicklung sehr positiv, er hatte eine schwierige Zeit, aus der er sich selbst herausgezogen hat, nun ist er auf einem stabilen Weg.“ Gemeint war Golz’ Lapsus in Dortmund, der die 0:1-Niederlage bedeutete. Alles Schnee aus vergangenem Sommer.
Die Dritte Liga ist kein Schönwetterfußball
Nun steht der RWE nach dem 13. Spieltag glänzend da. Dass dieses auch so bleibt und sich möglicherweise noch verbessert, dafür will Ron Berlinski vorangehen: „Das hier ist kein Schönwetterfußball, da wird einfach die Grasnarbe umgemäht - und das mag ich. Wenn man die Dritte Liga kennt, weiß man, in zwei, drei Wochen kann die Tabelle wieder ganz anders aussehen. Wir sollten einfach defensiv stabil bleiben und konstant punkten. Das ist etwas, was in der Dritten Liga zum Erfolg führt.“ Zwickau, Oldenburg und Meppen, die kommenden Gegner, könnten hierfür eine willkommene Gelegenheit sein.