Essen. Rot-Weiss Essen ist nach Preußen-Sieg bei RWO zurück auf Platz zwei gerutscht. Für Essener gibt es drei Spieltage vor Schluss nur eine Option.

Noch lange nach Schlusspfiff hallten die Jubelgesänge der Rot-Weisen durchs Lotter Stadion. Rot-Weiss Essen hatte am Freitag das Spiel souverän mit 3:0 (3:0) gegen die Sportfreunde Lotte gewonnen und vorübergehend die Tabellenspitze in der Regionalliga übernommen. Da waren die rund 1300 Gäste-Fans auf dem Heimweg natürlich bestens gelaunt und durchaus optimistisch gestimmt. Die Gastgeber indes hielten inne und trauerten in aller Stille, denn sie müssen in der kommende Saison in der Oberliga ihr Glück versuchen, das steht nach dieser Niederlage fest.

RWE hatte vorlegt, so weit so gut. Doch der Spitzenreiter Preußen Münster zeigt sich gnadenlos stabil und antwortete am Sonntag beim Tabellenvierten RW Oberhausen ebenfalls mit einem verdienten 3:0-Sieg. Nur mit dem Unterschied, dass RWO als Top-Mannschaft gehandelt wird, die an diesem Tag aber unerwartet schwach auftrat. Auf dem Papier war es ein Spitzenspiel, und die Rot-Weissen hofften insgeheim auf einen Patzer der Preußen. Vergeblich.

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Chancen von Rot-Weiss Essen sind gesunken

Mit diesem Spieltag sind die Aktien der Rot-Weissen im Aufstiegskampf weiter in den Keller gerutscht. Die Englische Woche mit einem vermeintlichen schweren Programm hat Münster gewuppt und liegt drei Spieltag vor Schluss weiterhin mit zwei Punkten vor RWE.

Auch wenn die Essener stets behaupten, wir müssen nur auf uns schauen. An diesem Sonntag zählte das alles nicht. Der rot-weisse Anhang fieberte mit beim Livestream aus dem Stadion Niederrhein oder am Liveticker. „Ich glaube, ich geh’ mit dem Hund in den Wald“, hatte RWE-Trainer Christian Neidhart nach dem Spiel in Lotte gesagt. Er kann’s eh nicht beeinflussen. Am Sonntagnachmittag hatte der Trainer trotzdem Gewissheit, dass es nicht gut aussieht für seine Mannschaft.

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Pflicht beim Absteiger in Lotte souverän erfüllt

Zuvor hatten die Rot-Weissen in Lotte ihre Pflicht souverän erfüllt, es lief nach Plan für den Gast. 1:0 nach knapp 80 Sekunden durch Marius Kleinsorge, der eine Hereingabe von Sandro Plechaty einschob, 2:0 durch Isaiah Young (18.), der nach einem seiner unwiderstehlichen Soli traf. Und Daniel Heber köpfte mit dem Halbzeitpfiff das 3:0 gegen überforderte Lotter, die nicht einmal gefährlich vor das Essener Tor kamen.

„Das ist das erste Spiel, bei dem ich mit dem Auftritt meiner Mannschaft nicht zufrieden bin“, stellte Lottes Trainer Tim Wendel-Eichholz fest. Es ist genau das passiert, was wir nicht wollten. Wir haben frühe und einfache Gegentore bekommen. Wir waren ängstlich, nicht mutig und auch nicht griffig.“ Lotte spielte wie ein Absteiger.

Marius Kleinsorge von Rot-Weiss Essen setzt sich energisch gegen Jakob Duhme von SF Lotte durch.
Marius Kleinsorge von Rot-Weiss Essen setzt sich energisch gegen Jakob Duhme von SF Lotte durch. © Funke Foto Services | Thorsten Tillmann

Die frühen Tore waren in der Tat der Schlüssel für den Titelaspiranten von der Hafenstraße. „Es war wichtig, dass wir gut ins Spiel gekommen sind“, sagte Christian Neidhart. Hätte es länger unentschieden gestanden, es wäre womöglich unangenehm geworden. „Auf diesem Rasen ist Fußballspielen verboten, es ist auch gar nicht möglich“, fand Neidhart. Da kam es gerade recht, dass er seine Jungs auf die Basics eingeschworen hatte. „Wir haben es mit einfachen Bällen probiert, das Spiel gleich in die gegnerische hälfte zu verlagern. Das ist uns ganz gut gelungen.“

Das eine oder andere Tor hätte es noch mehr sein können

Aufatmen bei RWE und man war zufrieden mit dem souveränen Sieg. Und wieder zu null gespielt. Obwohl in der zweiten Hälfte der eine oder andere Treffer noch gutgetan hätte, schließlich könnte bei dem Aufstiegskrimi auch die Tordifferenz entscheidend sein. „Wir haben weiter nach vorn gespielt“, sagt Neidhart, der aber einräumte, dass der Arbeitstag drei Tage zuvor gegen Lippstadt auch Körner gekostet hatte.

„Entspannt war es heute nicht“, fand Vorlagengeber Sandro Plechaty. „Aber wir sind es richtig angegangen und es hat Spaß gemacht.“ Den spontanen Wandel innerhalb der Mannschaft, die steil ansteigende Formkurve nach dem miesen Gladbach-Spiel wusste auch er nicht zu erklären. „Wir mussten ein Zeichen setzen, das waren wir allen schuldig. Wir müssen die letzten Spiele genau so bestreiten und gewinnen.“ Das gilt mehr den je.

„Auch wenn in Oberhausen nichts passiert“, sagte Christian Neidhart am Freitagabend, „wir geben weiter Gas.“ Es bleibt auch nur die Flucht nach vorn, es ist die einzige Chance, die an diesem Spieltag ein weiteres Stück geschrumpft ist.