Essen. Ein mutmaßlicher Täter nach dem Böllerwurf und Spielabbruch gegen Münster ist festgenommen worden. Die Essener Polizei hat Stellung bezogen.

  • Die Polizei Essen hat nach dem Spielabbruch bei Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster einen mutmaßlichen Täter festgenommen. Es handelt sich um einen 29-jährigen Familienvater aus Marl. Ein Tattoo im Gesicht hat den Mann wohl überführt.
  • RWE-Fans gaben viele Hinweise und unterstützten die Ermittlungen der Essener Polizei. Der Tatverdächtige ist seit Freitagmorgen unter den gängigen Meldeauflagen auf freiem Fuß. Es wurde ein Stadionverbot ausgesprochen.
  • Der Verdächtige war weder Dauerkarteninhaber noch gehört er einer bekannten RWE-Gruppierung an. Die Polizei bestätigte, dass er Fan von Rot-Weiss Essen ist.
  • Am Samstag geht es für RWE mit dem Duell in der Veltins-Arena auf Schalke weiter.

Fünf Tage nach dem Eklat beim Regionalliga-Topspiel zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster hat die Polizei erneut einen mutmaßlichen Täter festgenommen, der mit dem Wurf eines Feuerwerkskörpers aufs Spielfeld zwei Münsteraner Spieler sowie einen Athletiktrainer verletzt sowie für den Abbruch des Spiels gesorgt hatte. Das bestätigte die Essener Polizei dieser Redaktion am Freitag. Die Festnahme erfolgte am Donnerstag.

Rot-Weiss Essen: Tattoo überführte den Böllerwerfer

Um 12 Uhr hat sich die Essener Polizei im Rahmen einer Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen geäußert. Polizeipräsident Frank Richter, der Leiter der Direktion Kriminalität, Ralf Wagener und Oberstaatsanwältin Milk informierten die anwesenden Medienvertreter. "Es gibt einen dringenden Tatverdacht gegen einen 29-jährigen Familienvater aus Marl. Wir haben einen Haftbefehl erwirkt, der gestern Abend vollstreckt wurde", teilte Oberstaatsanwältin Milk mit.

Ein auffälliges Gesichtstattoo habe die Essener Polizei auf die Spur des mutmaßlichen Böllerwerfers beim Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga West zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster am vergangenen Sonntag gebracht. Bei seiner Festnahme leistete der Mann keinen Widerstand. Sein Motiv sei noch unklar. Gegen den Verdächtigen werde wegen gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt.

Rot-Weiss Essen: Der Live-Ticker zur Polizei-PK zum Nachlesen

12:22 Uhr: Die Pressekonferenz in Essen ist beendet. Mehr zu den Ermittlungen der Polizei erfahren Sie gleich hier.

12:20 Uhr: Der Verdächtige hat strenge Meldeauflagen und muss sich täglich melden. Das Stadionverbot wurde aufgrund von Wiederholungsgefahr ausgesprochen.

12:18 Uhr: Ein Tattoo im Gesicht hat den mutmaßlichen Täter wohl überführt. Er habe sich bei der Festnahme nicht gewehrt.

12:16 Uhr: Richter: "Der Beschuldigte hat von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Nach unseren Informationen ist der Tatverdächtige Fan von Rot-Weiss Essen." Der Tatverdächtige ist wegen diverser Vergehen im Strafregister vorgemerkt.

12:15 Uhr: Frank Richter zum Täter: "Der Verdächtige war weder Dauerkarteninhaber noch gehört er einer bekannten RWE-Gruppierung an."

12:11 Uhr: Ralf Wagener, Leiter der Direktion Kriminalität, betont: "Wir haben viel Bild- und Video-Material gesichtet und ausgewertet und ihn gestern in Marl an seiner Wohnung festgenommen. Am Ende konnten wir einen Tatverdächtigen erkennen. Zusammen mit Zeugen, die eine Tätowierung erkannt haben. Donnerstag wurde klar, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um den richtigen Mann gehandelt hat. Viele Fans sind dem Aufruf von Rot-Weiss Essen gefolgt und haben Hinweise geliefert. Die Motivlage und die Frage, warum es dazu kam, ist noch nicht ermittelt. Der Tatverdächtige hat als Einzelperson gehandelt. Inzwischen haben wir festgestellt, dass es sich um einen wie in der Presse beschriebenen 'Polen-Böller' handelte. Um welches Sprengmittel es sich genau handelt, muss noch ermittelt werden. Den Tatverdächtigen vorzuführen, war der erste wichtige Schritt."

12:08 Uhr: "Milk weiter: Das Amtsgericht Essen hat den Haftbefehl erlassen, der Mann ist seit heute Morgen unter den gängigen Meldeauflagen auf freiem Fuß. Er hat Stadionverbot erhalten und zwar für alle Stadien."

12:07 Uhr: Oberstaatsanwältin Milk: "Es gibt einen dringenden Tatverdacht gegen einen 29-jährigen Familienvater aus Marl. Wir haben einen Haftbefehl erwirkt, der gestern Abend vollstreckt wurde."

12:04 Uhr: Richter weiter: "Gestern konnten wir einen Tatverdächtigen ermitteln und festnehmen. Fußballstadien sind keine Bühne für Gewalttäter und kein rechtsfreier Raum. Das haben wir nun gesehen. Ich bin froh, dass RWE-Chef Marcus Uhlig heute da ist. Ich möchte mich für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung bedanken. Zudem haben wir eine Vielzahl von Hinweisen von Fans erhalten, die zur Festnahme beigetragen haben. Das waren gute Hinweise, die uns unterstützt haben. Das zeigt, dass viele Leute der gleichen Meinung waren wie wir: So etwas hat mit Fußball nichts zu tun."

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12:03 Uhr: Richter: "Die Qualität der Videoaufzeichungen war nicht ausreichend, um den Täter sofort zu identifizieren."

12:02 Uhr: Die PK beginnt. Polizeipräsident Frank Richter hat das Wort.

11:52 Uhr: Hallo und herzlich Willkommen aus dem Essener Polizeipräsidium. Ab 12 Uhr wird sich die Polizei zum Stand der Ermittlungen äußern.

Bereits am Abend nach dem Spiel hatte die Polizei einen Verdächtigen festgenommen, diesen aber schnell wieder rehabilitiert. Nach Auswertung der Videobilder und Hinweise aus dem Stadion nun die zweite Festnahme. Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich dabei um einen Mann aus der rechten Szene (mehr Hintergründe zu den unterschiedlichen Fan-Gruppierungen bei RWE lesen Sie hier).

Rot-Weiss Essen: Fans distanzieren sich deutlich – mit Worten und Taten

Rot-Weiss Essen (hier der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig) hat eine Belohnung für Hinweise auf den Täter versprochen-
Rot-Weiss Essen (hier der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig) hat eine Belohnung für Hinweise auf den Täter versprochen- © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Dass es viele Hinweise und auch Video-Material aus dem Stadion gab, ist ein Hinweis darauf, dass tatsächlich große Teile der Essener Anhängerschaft sich klar von der Tat distanzieren – das war bereits an Sprechchören im Stadion zu hören. Im ersten Statement der Essener Fan- und Förderabteilung hieß es am Sonntag: „Offensichtlich gibt es in W1 Gruppen, die in keiner Weise an den Rest der Fanszene angebunden sind und ihr Ding über alles stellen.“

Es handele sich nicht um einen Einzeltäter, sondern um eine Gruppe. Auch die Ultras distanzierten sich in einem eindeutigen Statement. RWE hatte eine Belohnung von bis zu 5000 Euro für Hinweise versprochen, die zur Ergreifung des Täters führen.

Wie die Partie sportlich gewertet wird, ist weiter unklar. Das wahrscheinlichste Szenario dürfte ein Sieg am Grünen Tisch für Preußen Münster sein. Die Verhandlung dazu findet voraussichtlich am kommenden Freitag statt.

Essener Mannschaft trifft am Samstag in Gelsenkirchen auf Schalkes U23

Die Mannschaft von Rot-Weiss Essen hat die Vorfälle vom Sonntag offenbar schnell hinter sich gelassen: Im Niederrheinpokal setzte sich die Mannschaft souverän 9:1 gegen den VfR Krefeld-Fischeln durch und trifft nun am Samstag im nächsten Regionalliga-Spiel in der Veltins-Arena auf die U23 des FC Schalke.

Gegenüber dem „Reviersport“ sagt Essens Sandro Plechaty: „Dass das nicht schön war, was passiert ist, ist doch klar. Das braucht wirklich kein Mensch! Wir haben uns kurz darüber unterhalten und Münster ist jetzt abgehakt. Wir haben auch gar keinen Einfluss darauf, wie das Spiel gewertet wird. Bei uns herrscht jetzt eher eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung.“ (mehr zu Plechaty lesen Sie hier)

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