Essen. Gegen die Sportfreunde Lotte ergaben sich viele Standardsituationen – sie blieben ohne Erfolg. Trotzdem sind sie ein Indikator für Essens Stärke.

Als RWE kurz vor dem Abpfiff eine Ecke bekommt, ist es beinahe soweit. Der Ball fliegt hoch in den Strafraum, Grote verlängert, Bastians trifft zum 4:1. Aber das Tor zählt nicht, Bastians stand im Abseits, entscheidet der Schiedsrichter. Eigentlich ist es kein Treffer, der besonders erwähnenswert ist, Rot-Weiss Essen hätte die Partie gegen die Sportfreunde Lotte auch ohne den Treffer gewonnen. Das Spiel endete 3:1, Essen ist weiterhin Tabellenführer. Besonders waren viel mehr die Begleitumstände.

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Jene Ecke, die zu dem Abseitstor führte, war die 13te im Spiel. Allerdings folgte auf keine dieser Standardsituationen ein Treffer. „Wir hatten 13 Ecken und kein Tor, es geht auf jeden Fall besser“, sagte Stürmer Simon Engelmann zu der Ausbeute. Schon zur Halbzeit hatte RWE neun Eckbälle auf dem Konto, Lotte bekam im gesamten Spiel nur einen.

Rot-Weiss Essen: Eckentore scheitern an Kleinigkeiten

Diese Statistik ist ausbaufähig, keine Frage, aber an diesem Tag war sie zu verkraften. RWE gewann die Partie schließlich. Und wer viele Ecken bekommt, der macht auch etwas richtig. Sie ergeben sich, wenn der Gegner unter Druck gerät, die eigene Mannschaft dem Tor also gefährlich nahe kommt. Sie sind ein Indikator für die Dominanz eines Teams. „Erstmal war es wichtig, dass wir uns diese Möglichkeiten erarbeiten“, erklärte auch Essens Trainer Christian Neidhart, „wir wissen alle, ein ruhender Ball ist immer ein gutes Mittel, um ein Tor zu erzielen.“

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Der Torerfolg scheiterte dann teils an Kleinigkeiten, sagte Neidhart weiter, gerade die Ecken in der ersten Halbzeit seien gefährlich gewesen. Etwa bei Eckball sieben, als Felix Bastians erneut zum Kopfball kam, aber Lottes Exauce Andzouana auf der Linie retten konnte. Nur ein Treffer wollte eben nicht fallen.

Christian Neidhart: „Wir wissen selber, dass das ungenügend ist“

Noch besser als eine Ecke eignet sich allerdings ein Elfmeter, wenn es um das Tore schießen geht. Eine solche Gelegenheit ergab sich, als Isaiah Young im Strafraum gefoult wurde, kurz darauf stand Zlatko Janjic am Punkt bereit. Ohne Erfolg. Der 35-Jährige schoss den Ball flach, er flog in die linke Ecke, genauso wie Lottes Torhüter Jhonny Peitzmeier. Es war der zweite verschossene Elfmeter nacheinander, der dritte Fehlversuch insgesamt, zuletzt scheiterte Simon Engelmann gegen die Reserve vom 1. FC Köln. „Irgendwie ist es gerade verhext“, sagte Engelmann nun selbst: „Vielleicht müssen wir den Ball einfach mal mit Volldampf reinknallen.“

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Dass Janjic weiß, wie man Elfmeter schießt, zeigte er gegen Uerdingen. Dort erzielte er per Strafstoß den 11:0-Endstand. Auch Luca Dürholtz traf und verschoss bereits einen Elfmeter in dieser Saison. Bisher hat RWE von fünf Elfmetern zwei verwandelt, aber schon in der vergangenen Saison gab es mehrere Fehlschüsse. „Wir wissen selber, dass das natürlich ungenügend ist“, sagte Neidhart nun, „aber, ob es dafür ein Paraderezept gibt, weiß ich nicht.“ Für ihn sei es immer wichtig, dass ein Spieler mit voller Überzeugung zum Strafstoß geht und sich seine Ecke aussucht.

Entscheidender Eckball gegen Alemannia Aachen

„Wenn man weiß, wie Zlatko seine Elfmeter schießt, dann hat er seinen Ablauf heute verändert und das meine ich: Bleib bei deiner Überzeugung“, so Neidhart: „Das ist ein Punkt, wo wir sicherlich im Torverhältnis ein paar Tore mehr gehabt hätten, wenn wir unsere Elfmeter genutzt hätten.“ Dies ist ein Aspekt, ärgerlich wird es, wenn verschossene Elfmeter ein Spiel entscheiden.

Wie schön ein Standardtor aber nun sein kann, bewies RWE zuletzt gegen Alemannia Aachen. In der Nachspielzeit traf Felix Herzenbruch nach einem Eckball zum Siegtreffer. Per Ecke hatten die Essener das Spiel entschieden. Sie wissen also, wie es geht.