Mönchengladbach. RWE-Trainer Neidhart musste vor dem 2:1 in Mönchengladbach einige unpopuläre Entscheidungen treffen, doch zwei Tore Krasniqis sprachen für sich.

Der Fußballabend im Borussia-Park ging in die Verlängerung. Eine Dreiviertelstunde nach Spielschluss mussten die Spieler von Rot-Weiss Essen noch mal hinaus zur Gästekurve, die noch immer prall gefüllt war, die gut 2000 aus Essen wollten einfach nicht nach Hause, hatten zuvor im Spiel Vollgas gegeben.

Dann sprach der Trainer: „Vielen Dank für den geilen Support, das hat uns riesig geholfen. Es ist wichtig, dass wir zusammen halten und Woche für Woche die nächsten Spiele angehen. Ihr wisst um die Probleme, die wir haben. Deswegen ist es jetzt noch wichtiger, dass wir auch in den Heimspielen ein Feuerwerk abfackeln. Dafür seid ihr zuständig.“ Der 2:1-Sieg bei den Gladbacher Fohlen, der trotz des knappen Ergebnisses nie am seidenen Faden hing, war ein Gemeinschaftswerk zwischen Trainer, Mannschaft und Publikum.

Und die Ansprache des RWE-Coachs ans Fußballvolk war auch ein bisschen Plädoyer in eigener Sache. Der Trainer hatte vor der Partie in Sachen Aufstellung wieder einmal beim einen oder anderen für Schluckbeschwerden auf der Tribüne gesorgt. Torjäger Engelmann auf der Bank, daneben Sandro Plechaty und auch für Niklas Tarnat war erst mal kein Platz in der ersten Elf. Und das alles bei den bekannten Personalproblemen.

Krasniqi fehlt nächsten Samstag gegen Lotte

Neidhart weiß um die Schwierigkeit, dies alles zu moderieren und nach außen zu erklären. „Heute war die Entscheidung, Krasniqi oder Engelmann vorne. Mit den beiden Toren hat sich die Frage dann auch erst mal erledigt.“

Das Problem stellt sich in der nächsten Woche dann nicht, wenn Krasniqi bei der U21-Nationalmannschaft des Kosovo zu Länderspielehren kommen dürfte. „Nächste Woche werden dann Engelmann und Janjic sicherlich gemeinsam gegen Lotte von Anfang an spielen“, versicherte der Trainer und nahm damit gleich ein wenig Druck aus dem Kessel.

Bekam den Vorzug vor Engelmann und dankte es mit zwei Toren: Erolind Krasniqi.Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Bekam den Vorzug vor Engelmann und dankte es mit zwei Toren: Erolind Krasniqi.Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Wer gesehen hat, wie der Top-Torjäger sich in Gladbach warm gemacht hat, um nach 82 Minuten endlich auf den Platz zu dürfen, der ahnte, dass „Engel“ über seine jetzige Rolle „not amused“ ist. Aber der Frust des einen ist das Aufblühen des anderen. Zlatko Janjic, der zuletzt mehr Einsatzzeiten bekommt, zeigt nun seine Wertigkeit für die Mannschaft, die sich nicht immer nur an Toren misst. Wie er das Führungstor von Krasniqi mit seinem Körpereinsatz vorbereitete, war große Klasse. Und auch sonst zeigt sich in der Art, wie er die weiten Bälle im Angriff festmacht, die ganze Routine des 35-Jährigen. Und Torchancen konnte er sich auch noch erarbeiten, bei ihm steigt das Selbstvertrauen mit jedem Spiel.

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Kein leichtes Unterfangen für den Trainer, wie er auch freimütig bekannte: „Ihr könnt euch vorstellen, dass das keine einfache Geschichte ist, den beiden Stürmern zu sagen, wie wir’s machen wollen. Das sind zwei gestandene Torjäger in der Liga. Ich weiß, dass Engel enttäuscht war, aber er hat es gut angenommen. Und nächste Woche können sie beweisen, dass es auch einen Mehrwert hat, wenn beide spielen.“

Sandro Plechaty brauchte eine Pause

Der Mehrwert, mal wieder Yannik Langesberg für Sandro Plechaty (Neidhart: „Sandro brauchte einfach mal diese Pause“) zu bringen, zeigte sich nicht unbedingt. Langesberg machte seine Aufgabe auf der Rechtsverteidiger-Position 44 Minuten lang ordentlich, doch sein Patzer zum Elfmeter machte dies wieder zunichte. In dieser Situation gab es auch für den Coach nichts schön zu reden: „Das ist das, was mich maßlos ärgert, wie dumm wir sind, in Situationen, wo eigentlich nichts passieren darf.“ Dennoch bat er, sich nicht auf einen Einzelnen „einzuschießen“.

Davon ist die Mannschaft allerdings zum Glück weit entfernt. Doppel-Torschütze Krasniqi, dem momentan die Sonne aus dem Hintern scheint: „Ich habe selten so einen geilen Teamspirit gesehen, wir sind eine Einheit.“

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