Essen. Vor 19 Jahren verpasst Rot-Weiss Essen in Münster am letzten Spieltag den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Danach kommt es zu hässlichen Szenen.

Am kommenden Dienstag kommt es in der Regionalliga West zu Duell der Aufstiegsfavoriten. Preußen Münster empfängt ab 19 Uhr Rot-Weiss Essen. Es ist ein Spiel mit großer Tradition. Viele denkwürdige Duelle wurden in der Vergangenheit ausgetragen. Ein Aufeinandertreffen, das vielen RWE-Fans sehr in Erinnerung geblieben ist, war das Finale der Saison 2001/2002. Es kam für Rot-Weiss Essen zum Endspiel um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Rund 10.000 Fans begleiteten RWE zum Auswärtsspiel bei Preußen Münster. Nach dem Spiel standen zahlreiche Essener Anhänger trotz des 3:1-Erfolgs auf dem Spielfeld im Preußenstadion. Doch zu feiern hatten sie dabei nichts.

Für 30 Minuten ist RWE aufgestiegen

Es lief eigentlich von Anfang alles gegen RWE. Selbst geriet man gegen die so gut wie sicher abgestiegenen Preußen in Rückstand, ehe Achim Weber mit seinem Tor zum 1:1 für neue Hoffnungen unter den eigenen Anhängern sorgte. Es brauchte einen eigenen Sieg und mindestens ein Remis zwischen Eintracht Braunschweig und SG Wattenscheid 09. Drei Minuten nach dem Ausgleich durch Weber ging Essen tatsächlich in Führung, in Braunschweig stand es da tatsächlich unentschieden. Zu diesem Zeitpunkt war Essen aufgestiegen.

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Aber nur für knapp eine halbe Stunde. Dann nämlich traf Braunschweig in der Nachspielzeit und zog wieder an RWE vorbei auf Platz zwei – und stieg am Ende auch auf. „Ich erinnere mich nur noch sehr vage an das Spiel, man versucht solche Negativerlebnisse auch aus dem Gedächtnis zu streichen“, sagt Achim Weber heute. Der ehemalige RWE-Stürmer erinnert sich aber noch sehr wohl an die Geschehnisse vom 18. Mai 2002 in Münster.

Über den Versuch, die Halbzeitpause zu strecken

Weber war im Winter aus Oberhausen gekommen, erzielte in sieben Spielen in der Rückrunde sechs Tore. Er und seine Mitspieler versuchten damals alles, um das eigene Spiel in die Länge zu ziehen. „Uns war immer klar, dass unser Spiel länger dauern muss als das in Braunschweig“, sagt Weber. In der Halbzeitpause bleiben einige Spieler länger in der Kabine, versuchen die Unterbrechung künstlich in die Länge zu ziehen. „Der Schiedsrichter hat uns mehrmals ermahnt. Er drohte, das Spiel notfalls auch nur mit neun Spielern von uns wieder anzupfeifen“, erinnert sich Weber.

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Dazu kommt es nicht, Michael Weiner darf alle Essener Spieler wieder auf dem Feld begrüßen, als er das Spiel wieder freigibt. Nachdem RWE das Spiel in der 89. Spielminute nach zwei Platzverweisen für Münster durch Holger Karp für sich entschied, herrschte bereits eine „gewisse Lethargie“ auf dem Feld, wie Achim Weber beschreibt. „Wir hatten es nicht mehr in der eigenen Hand.“

Zwei die 2002 in Münster für RWE auf dem Feld standen: Achim Weber (links) und Dennis Brinkmann, hier beim Finale des Niederrheinpokals 2016.
Zwei die 2002 in Münster für RWE auf dem Feld standen: Achim Weber (links) und Dennis Brinkmann, hier beim Finale des Niederrheinpokals 2016. © Michael Ketzer | Michael Ketzer

Als das Spiel abgepfiffen wird, jubelen einige Fans von RWE, andere warten auf die endgültige Bestätigung des Ergebnisses aus Braunschweig. „Und dann sagt der Stadionsprecher, wie ich finde mit ein wenig Häme in der Stimme, das Braunschweig das 2:1 erzielt hat“, sagt Weber. In diesem Moment kippt die Stimmung, RWE-Fans stürmen von den Tribünen auf den Rasen. „Da wurde dann das Tor abmontiert. Wir haben nur geguckt, dass wir schnell in die Kabine kommen“, sagt Weber.

Zwei Stunden in der Kabine und sinnlose Gespräche mit den Fans

Je nach dem wo man sich im Preußenstadion auf dem Feld befindet, kann das ein weiter Weg sein. Viele, teils frustrierte und gewaltbereite Essener Fans sehen zwischen den Spielern und der Kabine. Dort angekommen verschanzt sich das RWE-Team, während im Stadion und in der Münsteraner Stadt der wütende Mobb tobt. „Wir haben erst einmal zwei Stunden in der Kabine gesessen“, sagt Achim Weber heute. Irgendwann aber stellen sie sich den wenigen, noch wartenden RWE-Fans. Auch wenn die Gespräche nicht viel Sinn ergeben, wollen einige Spieler die Fans beruhigen.

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Nach der Rückkehr an die Hafenstraße warten ebenfalls einige RWE-Anhänger auf das Team. „Das war auch alles andere als schön. Wir haben dann versucht, das alles weg zu spülen“, erinnert sich Achim Weber an den Abend bei einem Mexikaner in Alfriedstraße. Der dicke Kopf ist wenige Tage später wieder verflogen, die Erinnerungen an diesen besonderen Fußball-Tag sind aber bis heute noch sehr präsent.

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