Essen. Daniel Engelbrecht ist vor acht Jahren auf dem Fußballplatz reanimiert worden – als Christian Eriksen zusammenbrach, fing er an zu zittern.
Als der Däne Christian Eriksen im Europameisterschaftsspiel gegen Finnland am vergangenen Samstag zusammenbrach und reanimiert werden musste, kamen beim ehemaligen Profi Daniel Engelbrecht die Erinnerungen hoch.
Der heute 30-jährige brach vor acht Jahren bei einem Fußballspiel für die Stuttgarter Kickers zusammen und musste nach einem Herzstillstand reanimiert werden. In der Folge der Erkrankung wurde ihm ein Defibrillator eingesetzt. Heute hält Engelbrecht Vorträge zum Thema Achtsamkeit und arbeitet als Talentscout. Im Interview verrät er, wie es sich damit lebt, was er Christian Eriksen rät und wie sich Freizeitsportler schützen können.
Herr Engelbrecht, wie haben Sie die Szene am vergangenen Samstag wahrgenommen?
Daniel Engelbrecht: Ich habe es live im TV in einem Restaurant gesehen und viel schneller realisiert, was dort passiert, als alle anderen. Ich dachte nur „Oh mein Gott, bitte nicht“. Ich habe sofort Gänsehaut bekommen und angefangen zu zittern. Ich habe einfach nur gehofft, dass er wieder aufsteht.
Christian Eriksen scheint auf dem Weg der Besserung, ihm soll ein Defibrillator eingesetzt werden. Glauben Sie, dass er wieder Fußballspielen kann?
Das Thema ist noch lange nicht erledigt. Die Tatsache, dass er einen Defibrillator eingesetzt bekommt, zeigt, dass der Vorfall Folgen für sein Herz hat. Ich hoffe, dass er seinen Alltag wieder vernünftig gestalten kann. Und dabei denke ich nicht an den Fußball. Der beste Schritt wäre es, wenn er aufhören würde und sich ein schönes Leben mit seiner Frau und seinen Kindern macht. Er ist finanziell zum Glück nicht darauf angewiesen, weiter Fußball zu spielen.
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Sie leben seit einigen Jahren mit einem Defibrillator. Wie lange hat es gedauert, sich daran zu gewöhnen und inwieweit beeinflusst das heute ihren Alltag?
Es hat schon eine gewisse Zeit gebraucht, um zu lernen, damit umzugehen. Ich achte viel mehr darauf, wie ich lebe und halte mittlerweile auch Vorträge zum Thema Achtsamkeit, um andere Menschen vor diesem Schicksal zu bewahren. Im Alltag habe ich aber keine Probleme. In größeren Menschenmengen schütze ich den Defibrillator mit der Hand, da es etwas weh tut, falls jemand dagegen läuft. Und am Flughafen muss ich immer durch eine manuelle Sicherheitskontrolle.
Wenn Sie Hobby- und Freizeitsportlern einen Tipp geben dürfen, welcher wäre das?
Es gibt Uhren, die den Puls messen und in dem Fall, in dem der Puls weg ist, einen Notfallkontakt automatisch anrufen. Das gibt ein Stück Sicherheit. Ich helfe jungen Fußballern und denen versuche ich mitzugeben, achtsam zu leben und dem Körper auch die nötige Ruhe zu geben. Ich habe das nicht gemacht und es hat mich die Karriere gekostet.
Können Sie heute wieder Sport treiben?
Ich gehe joggen, spiele Tennis und gehe ins Fitnessstudio. Die Gefahr, dass bei professionellem Fußball wieder Probleme auftreten, ist mir zu groß. Bei Wind und Wetter auf dem Platz stehen, dazu der Druck. Das Risiko wäre zu groß.