Das Drama um Christian Eriksen hat die EM am zweiten Tag zur Nebensache schrumpfen lassen. Was wir daraus lernen sollten. Ein Kommentar.

Christian Eriksen hatte das Glück, dass sein Leben weiterging. Als der Tod plötzlich das Spielfeld betrat, wurden seine Mitspieler, die finnische Mannschaft und Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten daran erinnert, was wirklich wichtig ist. Schnelle, medizinische Hilfe ist eines davon.

Menschen lernen aus Dramen und Tragödien, manche sind danach andere Menschen. Für den Schalker Gerald Asamoah, der seine Fußball-Karriere hindurch mit einer Herzerkrankung spielte, war der Defibrillator sein ständiger Begleiter. Er habe weinen müssen, als er die Bilder sah, sagte Asamoah in einem emotionalen Instagram-Beitrag. Und er sei dankbar, dass ihm das in seiner aktiven Zeit nicht passiert sei.

Auch interessant

In Deutschland gibt es noch keine Pflicht, einen Defibrillator etwa in Unternehmen oder in Sportstätten bereitzuhalten. Das Drama zu Beginn der EM zeigte jedoch in brutalen Bildern, dass dieses Gerät Leben retten kann, wenn ein Krankenwagen zu spät kommt. Möglicherweise wird es nun in vielen Kommunen und Gemeinden Menschen geben, die ein solches Gerät neu anschaffen und Mitarbeiter in der fachgerechten Bedienung ausbilden lassen. Es wäre gut so.

Überhaupt gibt es Beispiele aus dem Sport, in denen Menschen aus Tragödien gelernt haben. 1985 die Katastrophe im Heysel-Stadion in Brüssel, als nach einer Panik 39 Zuschauer starben. Im gleichen Jahr der Brand im Valley-Parade-Stadion in Bradford. Vier Jahre später 96 Tote bei einer Panik im Hillsborough-Stadion in Sheffield. Als Folge davon wurden Sicherheitskonzepte modernisiert, Stadien anders konzipiert, Menschenmassen intelligenter geleitet.

Christian Eriksen glücklich über den Zuspruch

Auch das Bewusstsein, Spitzensportler besser vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen, ist heute stärker denn je. Mehr Achtsamkeit bei Kopfverletzungen und Herzerkrankungen, Hilfe bei Depressionen oder bei psychischen Belastungen etwa durch Hass in Sozialen Medien: Viele Profiklubs kümmern sich um diese Themen.

Glücklich, sagt Christian Eriksen, ist er auch über den nicht enden wollenden Zuspruch, die Liebe, die er erfährt. All dies sind bei allem Schrecklichen gute Nachrichten.