Essen. Das 1:1 war eine gefühlte Niederlage. RWE-Trainer Neidhart gehörte danach zur Abteilung Attacke – aber nicht mehr in Richtung Tabellenführer BVB.
Es fühlte sich an wie die zweite Niederlage in Folge, dabei war es ein 1:1 bei Rot-Weiß Oberhausen. Ein achtbares Ergebnis für Rot-Weiss Essen, wenn es am Mittwoch die peinliche Niederlage beim Tabellenletzten Ahlen nicht gegeben hätte. Entsprechend schlichen die Essener vom Platz, nach einem (berechtigten) Elfmeter und Ausgleich in der 93. Minute.
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Dass es nicht dazu hätte kommen müssen, zeigten die 92 Minuten davor. Da zeigten sich die Essener wie ein Boxer, der viel ausholt, aber das Kinn des Gegners nicht trifft. Dabei war der schon nach neun Minuten das erste Mal angezählt: Diese wunderschöne Flugeinlage, die RWO-Keeper Robin Benz lieferte, ist eigentlich reif für „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“.
Rot-Weiss Essen: Torjäger Engelmann lässt die Hundertprozentigen liegen
Der dahinter lauernde Simon Engelmann war fast zu perplex, um die Kugel einzuschieben. Aber nur fast. Was danach allerdings kam, ärgerte RWE-Trainer Christian Neidhart aber mal so richtig, und er nahm auch den Schützen von seiner Kritik nicht aus: „Wir müssen uns langsam an die eigene Nase fassen. Was gerade offensiv passiert, das ist deutlich zu wenig. Auch Simon Engelmann gehört zur Offensive. Durchschlagskraft habe ich trotz seines Tores auch bei ihm nicht gesehen.“ Das saß.
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Der Gescholtene könnte jetzt seine 23 Saisontore dagegen halten, aber wenn er die Hundertprozentigen nur halbwegs verwandelt hätte, wäre Engelmann längst jenseits der 30er Marke. So auch im Niederrheinstadion, als sein Abschluss aus elf Metern noch von zwei grätschenden Oberhausenern zur Ecke geklärt wurde (25.). Und als Kapitän Kehl-Gomez mit länger Grätsche doch noch die Flanke von der Auslinie zustande brachte, hätte er nur einnicken brauchen - traf aber den Kopf des Gegenspielers.
Die rot-weisse Offensive bringt zu wenig zustande, um zu gewinnen
Aber die anderen machten es ja auch nicht besser. Hinter Engelmann kommt im Sturm lange nichts, einer wie Marcel Platzek saß gar nicht mehr auf der Bank, obwohl er gerade gegen Oberhausen eine ordentliche Quote besitzt. Seine Vertreter scheiterten kläglich. Allen voran Steven Lewerenz nach 54 Minuten, der, statt den Abschluss zu wagen, wartete und zögerte, querlegte und die Chance versiebte, weniger Selbstvertrauen vor dem Tor war selten.
Und dass der leichtfüßige Isaiah Young schon längst seine wirklich tollen Dribblings und Sprints in der Zweiten Liga einem Fernsehpublikum zeigen würde, wenn er nur zehn Prozent seiner klaren Chancen nutzen würde, ist mittlerweile überall bekannt. In der 90. Minute hätte er von der Strafraumgrenze alle erlösen können - aber er zielte wieder mal drüber.
Hebers Lapsus: Diesen Elfmeter konnte man hören
So spürte man, dass dieser dünne Vorsprung am Ende wieder mal nicht reichen würde, als Schiedsrichter Robin Braun vier Finger hob und die Nachspielzeit anzeigte. Denn es kam der eine Lapsus, den der ansonsten sichere Daniel Heber immer mal drin hat: Schon in Halbzeit eins hatte er Glück, dass bei seinem Handspiel nicht auf Strafstoß entschieden wurde.
Doch in der 93. Minute gab es nichts mehr zu deuteln: Mit voller Wucht traf der Innenverteidiger bei seinem Abwehrversuch Dominik Reinert unter der Sohle - diesen Elfmeter konnte man hören.
Neidhart blickt nicht mehr auf Dortmund – aber auf Kehl-Gomez
Es ist schon kurios: Heber ist in der Abwehr wirklich eine Bank - hat aber auch schon etliche Punkte gekostet. Trainer Neidhart war am Ende bedient: „Dann ist Fußball manchmal so grausam, wie er aktuell für uns ist. Ein dreckiges 1:0 hätte uns sehr geholfen. Am Ende ist das sehr enttäuschend. Dortmund ist sehr souverän, auf die Tabelle müssen wir erstmal nicht schauen.“
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Geschaut hat er dagegen auf die Aktion seines Kapitäns Kehl-Gomez, der sich in der Schlussviertelstunde eine wirklich dämliche fünf Gelbe Karte wegen Ballwegkickens abholte und nun gegen Schalke II zuschauen darf - oder das Osterfest genießen.
„Da muss er sich selbst hinterfragen. Ich weiß nicht, ob er am Wochenende frei haben wollte. Das ist unverständlich für mich“, spöttelte der Trainer. Die Harmonie zu seinem verlängerten Arm auf dem Feld war auch schon mal besser.