Essen. Essener Neuzugang hat mit seinen ehemaligen Vereinen schon mehrmals den Sprung geschafft. Mit Kiel stand er vor dem Tor zur 1.Liga.

Es war eine starke, eine reife Leistung der Rot-Weissen beim 2:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln. Keine Spur von Selbstzweifeln, die nach Misserfolgen keimen könnten. Die erfolgsverwöhnten Kicker von der Hafenstraße wissen zwar inzwischen wieder, wie es sich anfühlt, als Verlierer vom Platz zu gehen, aber irritiert hat es sie offenbar nicht.

Nach zwei 0:3-Pleiten gegen Fortuna Düsseldorf II und im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Holstein Kiel meldete sich der Titelanwärter in der Regionalliga eindrucksvoll zurück, dominant wie eh und je. Und weil das Essener Team gegen Köln so gut funktionierte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Trainer Christian Neidhart auch an diesem Samstag bei Preußen Münster (14 Uhr, Preußenstadion) die Formation unverändert lässt.

Samstag beim Tabellendritten in Münster

Das würde bedeuten, dass auch Neuzugang Steven Lewerenz (29) wieder von Beginn an dabei wäre. Auf der rechten Seite gab der erfahrene Offensivmann ein überzeugendes Startelf-Debüt und zeigte eine gute Stunde lang, dass mit ihm zu rechnen ist.

Was auch den Erwartungen seines Arbeitgebers entspricht: „Wir haben gesagt, dass wir uns eine Winterverpflichtung nur dann vorstellen können, wenn wir unseren Kader dadurch noch einmal auf einer Position verbessern können“, hatte Sportdirektor Jörn Nowak die Verpflichtung des gebürtigen Hamburgers Anfang Februar begründet.

Eine weitere Alternative im Angriff

Nun hat Trainer Neidhart eine weitere Alternative in der Offensive. Und einmal mehr zeigt sich, auf welch sportlich hohem Niveau sich der Viertligist bewegt. Denn für den erfahrenen Lewerenz kam gegen Köln Jungspund Isaiah Young in die Partie, der Newcomer, schnell, flink, trickreich. Nur im Abschluss hapert es bei dem jungen Mann noch, wohingegen Lewerenz nachgesagt wird, dass er das Tor nicht erst noch suchen muss.

„Isi ist super talentiert und hat großes Potenzial“, lobt selbst Lewerenz seinen Mitspieler. „Aber wir brauchen jeden." Trotz des Konkurrenzkampfes kämpfe man doch gemeinsam für das eine Ziel: Aufstieg. So spricht nur ein Teamplayer.

Nicht vorlaut, sondern höflich und besonnen, wie jemand, der schon eine Menge erlebt hat. Was zählt, ist die Mannschaft. Und wenn manchmal von der DNA der Rot-Weissen die Rede ist, Steven Lewerenz passt dazu mit seinem Aufstiegs-Gen. Er weiß, wie Aufstieg geht, denn er hat dieses Erfolgserlebnis schon häufig genug gefeiert.

Mit den "Störchen" in die 2. Bundesliga

Mit Mainz 05 II stieg er in die 3. Liga auf, ein Jahr später mit den Würzburger Kickers als Bayern-Meister ebenfalls. Und direkt danach heuerte er bei Holstein Kiel an. Trainer damals – der ehemalige Rot-Weisse Karsten Neitzel.

Als Leistungsträger flog er mit den „Störchen“ in die 2. Bundesliga, verpasste dort nur wenige Spiele und war mit acht Toren maßgeblich daran beteiligt, dass die Kieler die Relegation zur 1. Bundesliga erreichten, wo der VfL Wolfsburg den Durchmarsch der Norddeutschen stoppte.

In Kiel hat sich Lewerenz wohlgefühlt

In Kiel hatte er sich wohl gefühlt, dort blieb er mit dreieinhalb Jahren am längsten und erlebte seine bislang beste Zeit. Salopp könnte man ihn allerdings als „Wandervogel“ bezeichnen angesichts seiner vielen Stationen: 12 Vereine innerhalb von gut elf Jahren, auch Österreich und Belgien waren dabei. Ungewöhnlich.

Ins Detail geht Lewerenz nicht, wenn er es erklären soll, aber er tritt auch nicht nach, denn es gebe da einfach nichts Besonderes, beteuert er. „Das ist so im Fußball. Irgendwann trennen sich die Wege“, sagt der Profi. Häufig hänge das mit einem Trainerwechsel zusammen. Kommt ein anderer Coach, setze der oft auch auf andere Spieler. So war’s in Kiel. Markus Anfang verließ den KSV im Sommer 2018, im Winter darauf löste Lewerenz seinen Vertrag auf.

An der Hafenstraße gut aufgehoben

Auch an der Hafenstraße fühlt er sich gut aufgehoben. Die Mannschaft sei intakt, die Mitspieler hätten ihn prima aufgenommen, man versteht sich auch außerhalb des Rasenvierecks. Und Trainer Neidhart schenkt ihm das Vertrauen. Neidhart sagt man ja ohnehin nach, dass er stets ein Ohr für seine Spieler habe und sie auch mal einfach so anrufe, um ihnen gewisse Dinge zu erklären.

Bereits im vergangenen Sommer standen Lewerenz und RWE in Kontakt. „Da sind wir aber nicht zueinandergekommen“, sagt der Stürmer. Aber nun sei er voller Tatendrang. Nein, als Rückschritt betrachtet er die 4. Liga nicht. „Ich musste zu Beginn meiner Karriere ganz unten anfangen. Und ich gehe den Weg, der mir persönlich weiterhilft. Ich spiele lieber hier um den Aufstieg, als in der 3. Liga gegen den Abstieg.“

Etwas Zeit, den Rückstand aufzuholen

Er macht sich auch keinen Druck. Schließlich habe er nach seinem Abschied vom Drittligisten Viktoria Köln einige Monate lang nicht gespielt und zu Zeiten von Corona ist es ohnehin schwer, einen neuen Job zu finden.

„Ich hatte auch Glück, dass hier drei Spiele ausgefallen sind, so hatte ich etwas Zeit, den Rückstand aufzuholen“, sagt Aufstiegsexperte Lewerenz, der Rot-Weiss auch irgendwie Hoffnung macht, wenn er sagt: „Mein Weg ist noch nicht zu Ende.“

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