Essen. Beim 5:0-Pokalsieg über Landesligist Genc Osman Duisburg ließ RWE-Trainer Christian Titz auch die Jugend ran. Torhüter Golz wirkte sehr nervös.
Für die Spieler und Funktionäre des sympathischen Klubs Genc Osman Duisburg war es fast wie ein Fußball-Feiertag. Wohl nicht zufällig erschienen die Vereins-Offiziellen im weißen Oberhemd. Und auch die am Ende klare 0:5-Niederlage beim hohen Favoriten Rot-Weiss Essen konnte das Gemüt nicht beflecken. Vor den 1677 Zuschauern – wobei einem die Haupttribüne voller vorkam – zog sich der Landesligist achtbar aus der Affäre.
Was auch daran lag, dass die sogenannte zweite Reihe der Rot-Weissen die Chance zur Präsentation nur in Ansätzen nutze. Angefangen bei der Nummer eins: Jakob Golz bekam im Pokal den Vorzug vor dem mittlerweile gesetzten Marcel Lenz – und der junge Mann zeigte selbst in ungefährlichen Situationen einige nervöse Unsicherheiten. Vielleicht lag es auch daran, dass vor ihm mit Neuzugang Benjamin Wallquist und dem U19-Spieler Michael West reichlich „Grünzeug“ auf dem Platz stand. Die ihre Sache aber ordentlich machten, so viel sei vorweggenommen. Gerade solche Spiele seien für diese Akteure wichtig, um sich an den rauen Wind im Seniorenfußball zu gewöhnen, betonte RWE-Trainer Christian Titz: „Das ist schon was anderes, wenn du in so ein Stadion gehst, ein ganz anderer Stressfaktor. Und sie sammeln wertvolle Spielpraxis.“
Wieder sehr fahrlässig mit den Chancen umgegangen
Ansonsten sah Essens sportlicher Chef 90 recht durchwachsene Pokalminuten, wobei ihm gerade in Hälfte eins so einiges missfallen hatte. „Wir sind wieder einmal sehr fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen, zudem haben wir uns im vorderen Bereich mitunter einfache Fehlpässe geleistet“, mokierte Titz. Nicht von ungefähr resultierte die 2:0-Halbzeitführung aus zwei Standards vom Elfmeterpunkt. Beide Male zeigte sich Jan-Lucas Dorow, durchaus einer der Gewinner des Spiels, als souverän.
Beim ersten Strafstoß war seine Mithilfe im Nachschuss gefordert, nachdem Hedon Selishta bei der Ausführung an den Fäusten Adnan Laroshis scheiterte. Aber Selishta ließ sich vom missglückten Versuch nicht unterkriegen, sondern lieferte die Tore drei und vier nach dem Wechsel nach, wobei er beim dritten den Keeper im Stile eines Torjägers lässig aussteigen ließ. „Gut, jetzt sind aus drei möglichen eben nur zwei Tore geworden, aber es fühlt sich schön an, egal, ob man im Pokalspiel oder im Ligaalltag trifft“, so der Neuzugang von Bayern Alzenau, der mit der Referenz von 29 Oberliga-Toren an die Hafenstraße kam, woran er nun jedes Mal gemessen wird.
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Was ihn aber nicht belastet, er weiß seine Rolle schon richtig einzuordnen: „Als Stürmer hat man immer so Phasen, mal kommt man ins Rollen, dann hat man wieder eine Durststrecke. Natürlich habe ich den Anspruch wie alle, jedes Mal zu spielen. Momentan bin ich hinten dran, wir haben viele neue Spieler, da muss man sich erst einmal behaupten“, so seine realistische Einschätzung.
Oguzhan Kefkir avanciert schon zum Publikumsliebling
Bei der Frage nach denen, die ihre Einsatzchance genutzt hätten, meinte Titz mit breitem Grinsen: „Auf jeden Fall die, die reingekommen sind“, und meinte damit seine Stammspieler. Allen voran Oguzhan Kefkir, der am Ende den Schlusspunkt setzte und mittlerweile schon zum Publikumsliebling avanciert. Jedenfalls feierte ihn eine jugendliche Fangruppe wiederholt mit „Kefkir-Kefkir“-Sprechchören, die sich genau so anhörten wie die „Messi-Messi“-Rufe in Barcelona. Aber bis dahin fehlt noch einiges, sowohl beim Publikum als auch beim Akteur.