Essen. RWE-Vorsitzender Stefan Meutsch warnt mit Blick auf den Kurswechsel der Stadtspitze vor einem „Ende mit Schrecken aus Angst vor einem Schrecken ohne Ende“. Oberbürgermeister Reinhard Paß hat RWE zu "drastischen Sparmaßnahmen" aufgerufen - und bringt auch die Spielergehälter ins Gespräch.
Mit Sorge, aber auch mit Verständnis beobachtet die Führung des Fußball-Viertligisten Rot-Weiß Essen (RWE) den offenkundigen Kursschwenk der Stadtspitze im Umgang mit dem Traditionsverein.
Nachdem der neue Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) am Dienstag den seit Monaten vorbereiteten Stadionbau erstmals an knallharte Bedingungen geknüpft hatte, warnte der RWE-Vorsitzende Stefan Meutsch vor einem „Ende mit Schrecken aus Angst vor einem Schrecken ohne Ende“. Gleichzeitig räumte Meutsch ein, dass sein Verein der neu gewählten Stadtspitze zurzeit finanziell und sportlich durchaus Anlass gebe, „da noch einmal kritisch drauf zu schauen“.
"Stadionfinanzierung gefährdet"
OB Paß hatte beklagt, dass RWE trotz eines millionenschweren Engagements der Stadt „in einer existenzbedrohlichen Situation verharrt“. Er knüpfte an den rund 30 Millionen Euro teuren Arena-Bau, der bereits verkündet, geplant und vorbereitet ist, Bedingungen: „Sollte aus sportlichen oder wirtschaftlichen Gründen selbst der Verbleib in der 4. Liga in der kommenden Saison nicht erreicht werden, ist die Stadionfinanzierung im vorgesehenen Umfang gefährdet.“
Im Rathaus spielt man offenbar bereits das Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga im Frühjahr 2010 gedanklich durch. Nach Lage der Dinge dürfte es für RWE schwer werden, die Spielberechtigung selbst für die vierte Liga zu erhalten. Schon die laufende Spielzeit ist unterfinanziert, obwohl die Stadt mit ihren Töchtern in Millionenhöhe ausgeholfen hat und Sponsorenmittel der Saison 2010/11 vorgezogen wurden.
Paß ruft RWE zu Sparmaßnahmen auf
OB Paß zeigt offenbar angesichts der katastrophalen städtischen Haushaltslage wenig Neigung, noch mehr Steuer- und Gebührengeld in den Traditionsverein zu pumpen. Gutes Geld soll keinem schlechten hinterher geworfen werden. Man könne nicht im Sozialwesen jeden Euro umdrehen und gleichzeitig als öffentliche Hand Mitverantwortung tragen, dass Viertliga-Kicker mittlere vierstellige Gehälter kassierten, heißt es in seinem Umfeld. Deshalb ruft Paß RWE auf, drastisch zu sparen und macht von der Vereinsperspektive auch den Stadionbau abhängig. Sollte der Hauptnutzer keine Lizenz erhalten oder in die Insolvenz schlittern, könnte es an der Hafenstraße lediglich eine „kleine“ Arena-Lösung geben.
Bei Rot-Weiß Essen mag man indes nicht an einen abrupten Ausstieg der Stadt glauben. Zu sehr wurde RWE in den vergangenen eineinhalb Jahren in einen „FC Stadt“ verwandelt. Die kaufmännische Verantwortung für das Geschehen an der Hafenstraße lag zuletzt eher bei der Stadt als beim Verein.
Thema wurde im Wahlkampf ausgespart
Vor allem die millionenschwere Auslösung des Filmehändlers und früheren RWE-Hauptgläubigers Kölmel durch die städtische Grundstückstochter GVE erwiese sich als verbranntes Kapital, ginge RWE nun insolvent. Überdies war der inzwischen entlassene erfolglose RWE-Sportdirektor Thomas Strunz ein Vertrauter der Stadtspitze, die ihn sogar mit einem umstrittenen Beratervertrag ausstattete.
Zwischen SPD und CDU scheint verabredet, sich im Falle eines jähen Endes des Millionen-Projekts RWE/Stadionbau an keinen politischen Schuldzuweisungen zu beteiligen. Wie auch? Im Wahlkampf hatten beide das Thema sorgsam ausgespart.