Essen. Plötzlich wachsen sie, die Zweifel am Neubau-Plan des RWE-Stadions. Nun will der Rat erst 2010 die neue Finanzierungsstruktur beschließen. Dass der Punkt von der Tagesordnung der Ratsitzung am Mittwoch genommen wurde, sei "kein Votum gegen das Stadion" versicherte Stadtsprecher Detlef Feige.
Lars Martin Klieve, der neue Stadtkämmerer, hat es neulich angesichts der maroden Finanzlage Essens vorausschauend so formuliert: „Auch das RWE-Stadion ist nicht sakrosankt; das ist erst sicher, wenn das Stadion steht.“
Die neue Finanzierungsstruktur des Stadionneubaus haben die Chefs der Ratsfraktionen in einer internen Runde mit Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) jedenfalls wieder von der Tagesordnung der Ratssitzung am heutigen Mittwoch genommen. „Das ist kein Votum gegen das Stadion“, versichert zwar offiziell Stadtsprecher Detlef Feige.
Kritik an fehlender Transparent der Stadttochter GVE
Doch in der Runde der Fraktionschefs sind viele noch unbeantwortete Fragen aufgetaucht; die Zweifel an dem 31-Millionen-Großprojekt wachsen. So gab es in der Sitzung Kritik an den Millionen-Kosten des RWE-Viertligateams, Kritik an fehlender Transparenz der Stadttochter GVE, die das Stadion bauen soll; Kritik an dem Hin-und-Her zwischen Verwaltung, GVE und RWE; Kritik auch daran, dass der Verein noch keine Sponsoren besorgt habe.
Man wolle jetzt mit einem Beschluss nicht das falsche Signal senden, man werde das Stadion bauen, koste was es wolle, heißt es. Nach Vorleistungen der Stadt sei jetzt RWE dran, Zusagen zu erfüllen.
Stadt will 24 Millionen Euro übernehmen
So will nun der Rat erst Ende Januar über die neue Finanzstruktur urteilen. Nach dem bisherigen Plan will die Stadt 24 Millionen Euro aufbringen, Sponsoren sollen 7 Millionen Euro übernehmen.
„Die Verschiebung bedeutet kein Aus fürs Stadion. Wir benötigen aber für eine Entscheidung noch Informationen über die hochkomplexe Materie“, meint Udo Bayer, Fraktionschef des Essener Bürgerbündnisses. CDU und SPD versichern offiziell noch: Wir wollen das Stadion bauen.
Paß stellt eiserne Bedingungen an RWE
Doch sogar der SPD-Oberbürgermeister Paß stellt nun eiserne Bedingungen an RWE: „Der Verein muss jetzt seine Hausaufgaben machen.“ Die schlechte sportliche Lage habe dazu geführt, dass Sponsorenbeiträge nicht wie erwartet eingegangen seien, rügt Paß. Die Saison sei unterfinanziert, der Verein müsse Kosten sparen. „Sollte selbst der Verbleib in der vierten Liga nicht erreicht werden, ist die Stadionfinanzierung in diesem Umfang gefährdet.“ Im Frühjahr vor dem Baustart sei die Lage neu zu bewerten.
In der zurückgezogenen Verwaltungsvorlage wird allerdings noch eindringlich auf die Bedeutung eines neuen Stadions verwiesen: Trotz des Risikos für die Stadt, angesichts der Finanznöte bald von der Düsseldorfer Kommunalaufsicht regiert zu werden, „duldet die Maßnahme keinen Aufschub“. Der begonnene Abriss und der bauliche Zustand der Haupttribüne zeige „einen dringenden Handlungsbedarf“. Ein Bauantrag an die Stadt für den Neubau ist auch bereits gestellt worden.
Der politische Argwohn wächst
Alle Beteiligten wissen: Mit jedem Monat Verzögerung verringern sich die Chancen auf das Großprojekt, droht das Aus durch Düsseldorf, weil Essen der Überschuldung entgegen rückt. Und politisch wächst der Argwohn: So analysiert der einstige hartnäckige Stadionbefürworter, die CDU, kühl die Niederlage der Partei bei der Kommunalwahl: Das Stadion habe im Norden keine Stimmen gebracht, aber im Süden Stimmen gekostet.