Essen. Die Saison ist und bleibt eine große Enttäuschung für die Rot-Weißen. Was sich beriets nach den ersten Spieltagen angedeutet hat, scheint sich nun zu bestätigen: Der Titelkandidat von der Hafenstraße ist nicht mehr als eine Durchschnittsmannschaft in dieser 4. Liga.
Und die Hoffnung, dass RWE vielleicht doch noch die Kurve kriegen könnte hin zu einem Top-Team, die tendiert derzeit gen Null. „Wir haben das Prinzip Hoffnung stets hoch gehalten”, meint der Vorstandsvorsitzende Stefan Meutsch. „Aber derzeit sieht es absolut nicht danach aus, als bräuchten wir nur hier und da etwas umzustellen, um erfolgreich zu sein.”
„Die Mannschaft hat in Worms gut gekämpft”, stellt Meutsch fest. „Wir müssen es realistisch sehen: Sie hat dort gezeigt, was sie kann.” Der Vereins-Chef hat seine Erwartungen längst zurückgeschraubt. Und weil es dem Klub auch finanziell mies geht, mahnt er dringend zum Umdenken an. Und blickt bereits auf die kommende Saison. „Wir müssen unser Budget künftig realistisch aufstellen. Wir dürfen nur so viel Geld ausgeben, wie wir nach vernünftigen Maßstäben auch einnehmen können.”
Der Gesamtetat an der Hafenstraße belief sich in der Vorsaison auf rund 6,5 Millionen Euro. Für die Regionalliga-Mannschaft haben die Essener in dieser Spielzeit etwa 2,5 Millionen veranschlagt. Ein Vielfaches im Vergleich zu den meisten Liga-Konkurrenten. Ist das die neue Bescheidenheit, die Meutsch nun propagiert? „Diese Bezeichnung mag ich nicht”, sagt er. „Es soll ja nicht bedeuten, dass wir uns in der 4. Liga einrichten und nie mehr nach oben kommen werden.” Aber wer wenig Geld besitzt, der sollte auch möglichst wenig ausgeben.
Meutsch schwebt eine grundlegend andere Philosophie in der Personalplanung vor als in den vergangenen Jahren bei RWE praktiziert worden ist. Die entscheidende Frage sei: Wie kann man mit einem knappen Budget erfolgreich sein? „Wir brauchen keine Leute, die 1. und 2. Liga drauf haben, sondern Experten, die sich in der 3. und 4. Liga sowie im Jugendbereich, in der U 19 und U 17 auskennen”, sagt Meutsch. Das gelte für den Sportlichen Leiter, aber auch für den Trainer. „Ich befürchte, die 4. Liga ist kein Kurzbesuch für uns oder nur ein ungeplanter Zwischenhalt. Deshalb brauchen wir das nötige Rüstzeug, um wieder nach oben zu kommen.”
Man müsse intelligentere Lösung finden, als immer nur viel Geld zu investieren. „Und so zu arbeiten bedarf einer viel größeren Anstrengung als bisher.” Meutsch will deutlich weniger ausgeben. Und wenn er das sage, meine er eine „siebenstellige Summe.”
Seine Vorstellungen wird er auch heute bei der erweiterten Vorstandssitzung vorlegen, an der auch der Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bückemeyer teilnehmen wird. „Wir werden uns austauschen, die Situation beleuchten und sachlich darüber diskutieren.” Entscheidungen werde es aber definitiv noch nicht geben. Demnach kann man also davon ausgehen, dass das Trainergespann Ralf Aussem und Uwe Erkenbrecher die Mannschaft auch auf das nächste Heimspiel gegen SV Elversberg (19.30 Uhr, Hafenstraße) vorbereiten wird. Gleichwohl, sagt Meutsch, gebe es viele Interessenten, die bei RWE anheuern wollen. „Aber wir müssen jetzt mit Bedacht agieren und auswählen. Der nächste Schuss muss sitzen.” Natürlich gab es schon Gespräche. Hannes Bongartz, der beim Spiel in Worms auf der Tribüne gesessen hatte, sei allerdings nicht dabei gewesen.
Finanziell können die Rot-Weißen ohnehin keine großen Sprünge machen. Für einen neuen Sportlichen Leiter und einen neuen Trainer fehle das Geld, schließlich ist ja die Finanzierung des laufenden Spielbetriebs noch nicht einmal gesichert. Knapp zwei Millionen sollen fehlen. Und angesichts der sportlichen Situation wird es wohl schwierig, neue Partner zu begeistern.
„Wir müssen erst einmal Boden unter den Füßen bekommen”, sagt Meutsch. Denn noch sei der Niedergang nicht gestoppt. Zuviel sei in den Jahren schiefgelaufen. Man sei immer schwächer geworden. „Und wer eine so lange Zeit in die Misere rutscht, der braucht auch längere Zeit, um da wieder herauszukommen.”