Essen. Die Fan-Aktion mit Rot-Weiss Essens symbolischer Beerdigung erhitzt die Gemüter an der Hafenstraße. "Es muss Grenzen geben", sagt RWE-Teamchef Thomas Strunz. Kritik kam auch vom Vorstandsvorsitzenden Stefan Meutsch und der Mannschaft.
Stefan Meutsch (Vorstandsvorsitzender):
"Thomas Bernhardt hat einmal gesagt: Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt. Ich kann verstehen, was dahinter steckt: Die riesige Enttäuschung und die Befürchtung, dass der Verein Schaden leidet. Wenn man aber den Gevatter Tod ins Spiel bringt, ist das schon etwas bizarr. Für mich hat die Aktion eine etwas zu kräftige Bildsprache. Für die Jungs, die das gemacht haben, ist der Tod noch weit weg. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich - als ich noch 30, 35 Jahre jünger war - so eine Aktion vielleicht sogar unterstützt hätte. Aber in meinem etwas gesetzteren Alter scherzt man mit dem Tod nicht mehr."
Robert Mainka (Co-Kapitän):
"Richtig einfallsreich, da haben ein paar Trittbrettfahrer die Aktion von Dynamo Dresden gesehen und nachgemacht. Ganz ehrlich, das ist eine absolute Scheißaktion und ich gehe so weit: Dann sollen diejenigen, die so etwas machen, halt nicht mehr ins Stadion kommen. Mich kann jeder Fan ansprechen und mir sein Leid klagen, mir sagen, dass ich scheiße gespielt habe, ich bin immer bereit, mich zu stellen. Aber soll das jetzt heißen, dass ich mir Sorgen machen muss? Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte. Das ist schon starker Tobak und für mich absolut geschmacklos, mein lieber Mann! Wir sind sicherlich alle unzufrieden und sprechen die Situation intern auch sehr kritisch an. Ich persönlich nehme mir davon im Spiel nichts an. Aber einige Leute sind aus Elversberg, Kaiserslautern II oder so gekommen und hatten kaum Kulisse. Jetzt ist es an uns erfahreneren Spielern, dafür zu sorgen, dass sie sich das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Ich hoffe, dass es jeder wegsteckt."
Thomas Strunz (Teamchef):
"In der Sache hilft uns das sicher nicht. Ich habe das zur Kenntnis genommen, die Mannschaft auch. So eine Geschichte habe ich noch nicht erlebt, es muss aber Grenzen geben. Trotzdem wird uns das nur am Rande beschäftigen dürfen, wir haben wichtige Aufgaben vor der Brust. Daher möchte ich keine weitere Bewertung oder Kommentierung vornehmen. Man denkt sich auch seinen Teil."
Stefan Lorenz (Ex-Spieler von RWE):
"So etwas kann man nicht gut finden. Das schadet nicht nur dem Verein, sondern auch den echten RWE-Fans. Und wenn man dann hört, dass viele so eine Sache gut finden, dann fragt man sich, in was für einer Gesellschaft man lebt. Ich habe Verständnis für Kritik und Enttäuschung nach einem Start mit drei Niederlagen in fünf Partien. Aber das ist ein völlig falsches Zeichen."
Dietmar Galla (2. Betriebsleiter der Sport- und Bäderbetriebe Essen):
"Die Aktion war sicher geschmacklos, zeigt aber eventuell die Nervosität im Fanbereich. Wir haben die Dinge mit dem Verein besprochen und werden als Stadt von einer Strafanzeige absehen. Es wurde - anders als in Dresden - nichts beschädigt. Wir hoffen, dass dies eine einmalige Sache war und die nächsten Partien erfolgreicher verlaufen, damit die Stimmung wieder besser wird." (RevierSport)