Essen. Die Rot-Weißen können nur mit einem Erfolg am Sonntag in Bonn für eine bessere Stimmung sorgen, denn diese ist düster bei RWE. Wieder grassieren Frust und Enttäuschung vor dem Spiel am Sonntag beim Bonner SC (14 Uhr, Nordpark).

Schon einmal brannten Grablichter an der Hafenstraße. Hunderte von diesen roten Plastiklämpchen hatten RWE-Fans im Juni 2001 aufgestellt, weil sie ihren Verein in Gefahr wussten. Es fehlte Geld, viel Geld. Der Regionalligist musste innerhalb weniger Tage eine Bankbürgschaft in Höhe von 6,1 Millionen DM nachweisen. Was auf den letzten Drücker auch gelang.

Und heute: Nach der dritten Niederlage im fünften Spiel hatten Unbekannte in dieser Woche auf dem Trainingsplatz Grablichter platziert, dazu T-Shirts mit den Initialen der Spieler, die gegen Düsseldorf II zur Startelf gehörten. Und ein graues Holzkreuz. Während es damals Zeichen der Verbundenheit waren, wollte man mit dieser makaberen Aktion nun offenbar die letzte Hoffnung zu Grabe tragen. Nach dem 5. Spieltag!

„Unpassend” und „geschmacklos” , so lautet der einhellige Tenor beim Regionalligisten. Die Betroffenen bleiben aber relativ gelassen. Natürlich mit der Gewissheit, dass man Weltuntergangsstimmung und Frust am wirkungsvollsten mit einem Sieg in Bonn behandeln kann.

„Wir werden in Ruhe und sachlich weiterarbeiten”, betont RWE-Teamchef Thomas Strunz. Er zweifele nach wie vor überhaupt nicht an der Qualität der Mannschaft. „Wir schenken ihr Vertrauen, und das hat sie auch verdient.” Denn Strunz bleibt dabei: Die sachliche Analyse der bisherigen Spiele fördere durchaus positive Erkenntnisse zu Tage. „Auch wenn das einige bei all den Emotionen nicht wahrhaben wollen.”

„Mit unseren vier Gegentoren in fünf Spielen sind wir absolut im Soll. Da haben wir wenig zugelassen. Die sechs Treffer, die wir erzielt haben, sind aber angesichts der vielen klaren Chancen natürlich zu wenig.” Strunz betont, er und der Trainerstab werde den Spielern die nötige Gelassenheit vorleben. Und von Nervosität sei nichts zu spüren. „Wir wissen genau, was wir in Bonn zu tun haben”, sagt Strunz. Und so hat er es auch vor dem Auftritt in Verl formuliert. „Wir müssen uns nur auf uns selbst konzentrieren.”

Und entscheidend wird sein, dass seine Mannschaft die Arbeit konzentriert über 90 Spielminuten erledigt und nicht – wie gegen Düsseldorf II – vorübergehend den Faden verliert. „Nach den Auswechslungen haben wir uns da taktisch falsch verhalten und die Ordnung verloren. Das war schlecht. Düsseldorf hatte 15 gute Minuten und hat das Tor gemacht.”

Und deshalb steht der selbsternannte Titelanwärter, der in Bestbesetzung antreten kann, erneut so richtig unter Erfolgsdruck. Was am Sonntag allerdings auch für den Gastgeber gilt. „Wir haben einen klassischen Fehlstart hingelegt, da gibt es kein Vertun”, sagt Bonns Trainer Wolfgang Jerat. Auch der Aufsteiger hat schon dreimal verloren.