Essen. Am Freitag beginnt die Saison 16/17 in der Regionalliga West. Viktoria Kölns Kapitän Mike Wunderlich äußert sich zur Lage der Liga und dazu, was viele Titelanwärter denken.

Während sich die Fußball-Bundesligisten noch in der Testspielphase oder die Nationalspieler sogar noch im Urlaub befinden, geht es in der 4. Liga am Freitag bereits um Punkte. Die Regionalliga West startet mit dem Eröffnungsspiel Wuppertaler SV gegen Viktoria Köln (19 Uhr, Stadion am Zoo) in die Saison 2016/17.

Einmal mehr gilt das Star-Ensemble der Domstädter als Top-Favorit. Die Viktoria besitzt sowohl den teuersten (3,1 Millionen Euro, laut transfermarkt.de) als auch vom Papier her besten Kader. Mit Mike Wunderlich hat Trainer Marco Antwerpen zudem einen echten Ausnahmekönner für Viertliga-Verhältnisse in seinen Reihen. Wunderlichs beeindruckende Regionalliga-Bilanz: 199 Spiele, 79 Treffer und 56 Torvorlagen. Doch auch mit Wunderlich in der Mannschaft ist es den Kölnern in den vergangenen Jahren nicht gelungen, das große Ziel Drittliga-Aufstieg zu realisieren.

Was die West-Staffel ausmacht und warum es so schwer ist, aus dieser Liga rauszukommen, erklärt der 30 Jahre alte Spielmacher der Viktoria vor dem Saisonauftakt im Interview.

Herr Wunderlich, die Viktoria hat in der Vorbereitung alle acht Testspiele gewonnen. Was kann die Mannschaft im Titelkampf in der Regionalliga West überhaupt noch aufhalten?

Mike Wunderlich: Ab Freitag zählen die Testspiele nicht mehr. Klar, es ist immer schön, mit einem positiven Gefühl in die Saison zu gehen. Aber davon können wir uns am Ende auch nichts kaufen. Ich gehe jetzt in meine achte oder neunte Regionalliga-Spielzeit und habe schon einige erfolgreiche Vorbereitungen absolviert. Doch das große Ziel, der Aufstieg mit Viktoria Köln, konnten wir noch nicht erreichen.

Warum ist es so schwer aus dieser Liga rauszukommen?

Wunderlich: Weil das eine echte Schweine-Liga ist und alle aus dieser Spielklasse raus wollen. Es gibt sechs, sieben Vereine, die das Zeug dazu haben. Das macht die Sache so schwer. Die Spitzenspiele zu gewinnen, ist das eine Ding. Dann aber noch die vermeintlich kleinen Mannschaften zu schlagen, ist nochmal eine andere Herausforderung. Da ist vor allem der Kopf, die Einstellung gefragt.

Wie meinen Sie das?

Wunderlich: Wenn man gegen Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen oder den Wuppertaler SV spielt, dann muss der Trainer eigentlich keinen Spieler motivieren. Für solche Partien ist man Fußballer geworden. Es ist einfach geil, an der Hafenstraße oder auf dem Tivoli aufzulaufen. Etwas anders ist es, wenn Spiele in der Provinz stattfinden, man nach Erndtebrück oder zum FC Kray reist. Vielleicht fehlen dann die nötigen zwei, drei Prozent bei dem einen oder anderen Spieler.

Warum sind diese Gegner so gefährlich?

Wunderlich: Weil diese Teams den einfachen Fußball favorisieren und der spielerisch stärkeren Mannschaft das Leben verdammt hart machen. Wir haben in den Jahren vorher auch erlebt, dass das die Schlüsselpartien sind. Wir dürfen keine Punkte liegen lassen und müssen mit der gleichen Spannung das Spiel gegen RWE wie auch die TSG Sprockhövel angehen. Das kann am Ende über den Aufstieg entscheiden. Nur die Mannschaft, die es schafft, konstant zu sein, wird am Ende oben sein.

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Und das stimmt ja auch nicht so ganz...

Wunderlich: Ja, da gibt es natürlich noch die Aufstiegsrelegation zur 3. Liga. Das ist ein absolutes Unding, dass die fünf Regionalliga-Meister sowie der Zweitplatzierte aus der Südwest-Staffel noch drei Aufsteiger ausspielen müssen. Das hat mit dem Sportsgeist nichts zu tun. Ich verstehe unter Fairplay etwas ganz anderes. Ich weiß nicht, ob es so eine Regel überhaupt in anderen Sportarten gibt. Eigentlich steigen immer alle Titelträger auf.

Sie haben in der Vergangenheit unter anderem Anfragen von Fortuna Düsseldorf und dem SV Sandhausen, beides Zweitligisten, ausgeschlagen. Warum tun Sie sich diese „Schweine-Liga“, wie Sie sagen, überhaupt an?

Wunderlich: Weil die Viktoria mein Verein ist. Ich bin ein „Kölsche Jung“ und in Köln glücklich. Ich weiß, was es bedeutet, heimisch und glücklich zu sein. Einige wissen ja, dass es mir in der 2. Liga beim FSV Frankfurt nicht so gut ging. Umso dankbarer war ich unserem Präsidenten Franz-Josef Wernze, dass ich wieder zurück zur Viktoria durfte und er mich in der schweren Zeit immer unterstützt hat. Auch deshalb habe ich meinen Vertrag bis zum Sommer 2019 verlängert. Ich bin hier bei meiner Familie, meinem Verein und bin einfach froh.