Siegen.. Welche Vereine spielen um den Aufstieg? Wer kämpft um den Klassenerhalt? Und wie lautet der Geheimtipp? Eine Einschätzung der Fußball-Regionalliga West, in die die Sportfreunde Siegen nach einem Jahr der Abstinenz wieder aufgestiegen sind.

Tradition, Talente und teure Träume: Die Regionalliga West startet am Freitagabend in die neue Saison. Wir schätzen vorab die Chancen der 18 Mannschaften ein.

Die Alt-Bundesligisten

Rot-Weiss Essen: Der deutsche Meister von 1955 möchte endlich zurück in den Profifußball. Dieses Ziel könnte RWE bereits im kommenden Sommer erreicht haben, denn Rot-Weiss hat sich sinnvoll mit Profi-Erfahrung und dem derzeit verletzten Kamil Bednarski (SC Wiedenbrück) verstärkt, der in der abgelaufenen Spielzeit der zweitbeste Torschütze der Regionalliga West war. In dieser Liga zählt allerdings mehr als nur individuelle Qualität. Das erfuhr RWE in der vergangenen Saison selbst, als der hochgehandelte Kader lange gegen den Abstieg kämpfte.

Rot-Weiß Oberhausen: Der Ruhrgebiets-Nachbar träumt ebenfalls von Höherem und hat mit Güngör Kaya (SG Wattenscheid 09) einen stark umworbenen Angreifer von sich überzeugen können. Der Kader hat nach dem fünften Rang in der vergangenen Spielzeit an Tiefe gewonnen. Mindestens diese Platzierung ist für RWO erneut möglich. Sollten die Favoriten schwächeln, könnte Oberhausen sogar eine Rolle im Rennen um den Aufstieg spielen.

Alemannia Aachen: Der Verein ist noch immer Spitzenreiter in der Ewigen Tabelle der 2. Bundesliga. Neue Punkte werden in naher Zukunft jedoch nicht hinzukommen. Schon der Aufstieg in die 3. Liga ist trotz der großen Sehnsucht derzeit nicht realistisch, weil die Alemannia sparen muss und nicht wie gewünscht in den Kader investieren konnte. Für die Spitze wird es deshalb nicht reichen, Aachen sortiert sich im oberen Mittelfeld ein.

SG Wattenscheid 09: Die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison musste fast alle Leistungsträger ziehen lassen. Nur drei Stammspieler sind geblieben. Die Ziele an der Lohrheide sind deswegen bescheidener: Der Klassenerhalt ist das Maß der Dinge.

Wuppertaler SV: Der Meister der Oberliga Niederrhein scheint bereit für die Regionalliga West. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Junioren-Nationalspielers Pascal Bieler gelang dem WSV ein echter Coup. Der Aufsteiger überzeugte in der Vorbereitung und dürfte den Klassenerhalt schaffen.

Der Debütant

TSG Sprockhövel: „Schon die Teilnahme an der Regionalliga ist für uns eine Riesennummer“, sagt Trainer Andrius Balaika. Die Turn- und Sportgemeinschaft aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis spielt erstmals viertklassig. Der Ligaverbleib des sehr jungen Teams käme einem Wunder gleich.

Die Bundesliga-Amateure

Borussia Dortmund II: Die Schwarz-Gelben dürften an die starke zweite Hälfte der vergangenen Saison anknüpfen, als der neue Trainer Daniel Farke das Team aus dem Tabellenkeller noch auf den vierten Platz führte. Die zweite BVB-Mannschaft verlor mit Marvin Ducksch (FC St. Pauli) und Jon Gorenc Stankovic (Huddersfield Town) zwei Stützen, kann aber auf Unterstützung aus dem großen Profikader hoffen. Passen sich auch die aufgerückten Nachwuchsspieler schnell an das Viertliga-Niveau an, spielt die Dortmunder U 23 um den Aufstieg mit.

Fortuna Düsseldorf II: Auch die Zweitvertretung der Fortuna hat einen mittelgroßen Umbruch hinter sich. Eine Wiederholung des sechsten Platzes der Vorsaison scheint ausgeschlossen. Stattdessen werden sich die Düsseldorfer darauf konzentrieren, nicht bis zum Ende Teilnehmer im Abstiegskampf zu sein.

FC Schalke II: Die Königsblauen müssen nach ihrer starken Rückrunde, die sie auf Platz neun führte, mit einem rund erneuerten Team starten. Bilden die Talente schnell eine Einheit, ist mindestens ein sicherer Mittelfeldplatz möglich.

1. FC Köln II: Viele neue Gesichter gibt es auch bei der Kölner U 23, die als Tabellen-15. nur durch den Aufstieg der Sportfreunde Lotte in der Liga bleiben durfte. Den Talenten ist zuzutrauen, dass sie den Klassenerhalt diesmal frühzeitiger schaffen.

Der Krösus

Viktoria Köln: Mit dem Geld des Millionärs Franz-Josef Wernze drängt die Viktoria seit einigen Jahren vehement in den Profifußball, scheiterte jedoch immer wieder am Aufstieg in die 3. Liga. Nun soll der aus Ahlen gekommene Trainer Marco Antwerpen das Ziel erreichen. Er kann auf viel Profi-Erfahrung zurückgreifen. Kein Kader in der Regionalliga West ist besser besetzt, deswegen sind die Kölner der Top-Favorit.

Die Ostwestfalen

Alfred Nijhuis, Ex-Profi des MSV Duisburg und von Borussia Dortmund, trainiert nun den Geheimfavoriten SV Rödinghausen.
Alfred Nijhuis, Ex-Profi des MSV Duisburg und von Borussia Dortmund, trainiert nun den Geheimfavoriten SV Rödinghausen. © Nils Balke | Unbekannt

SC Wiedenbrück: Im Kader steckt auch nach dem Abgang von Top-Torjäger Bednarski noch ausreichend Qualität, um für Überraschungen zu sorgen. Der Wiedenbrücker Weg könnte in die obere Tabellenhälfte führen.

SV Rödinghausen: 2010 noch A-Ligist, nun Geheimtipp in der Regionalliga West: Der finanzstarke Verein aus der nicht einmal 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde im Kreis Herford wird nun vom Dortmunder und Duisburger Ex-Profi Alfred Nijhuis trainiert, hat sich gut verstärkt und ist ein Kandidat für das obere Mittelfeld.

SC Verl: Der Sportclub gehört zum Establishment der Liga: In den vergangenen acht Spielzeiten landete Verl am Ende immer zwischen den Plätzen acht und elf. In dieser Tabellenregion dürfte sich die kaum veränderte Mannschaft erneut einfinden.

Die Rückkehrer

Sportfreunde Siegen: Der direkte Wiederaufstieg der Sportfreunde war eine echte Überraschung. Die große Herausforderung in der Regionalliga geht die junge Mannschaft mit Respekt, aber auch Selbstvertrauen an. „Wir sind insgesamt breiter aufgestellt – auch qualitativ“, sagt Trainer Ottmar Griffel. Dennoch zählt für Siegen einzig der Klassenerhalt

Bonner SC: Vor sechs Jahren erhielt der BSC keine Lizenz für die Regionalliga West und ging in die Insolvenz. Nun sind die Bonner als Meister der Mittelrheinliga zurück und müssen sich auf einen langen Abstiegskampf einstellen.

Der Befreite

Rot Weiss Ahlen: Seit Mai 2011 befindet sich der ehemalige Klub von Marco Reus und Kevin Großkreutz im Insolvenzverfahren. Jetzt ist aber ein Ende in Sicht: Der letzte verbliebene Gläubiger hat die Verzichtserklärung unterschrieben. Dagegen steht Ahlen sportlich vor einer schwierigen Saison: Rot Weiss hat fast den kompletten Kader ausgetauscht und ist einer der Abstiegskandidaten.