Duisburg. . Der Duisburger Klub feuert seinen Geschäftsführer Roland Kentsch, kämpft weiter um die Lizenz für die Zweite Fußball-Bundesliga und bittet im strömenden Regen zum Trainingsauftakt.

Das Gesicht von Ivo Grlic spricht, ohne zu reden. Es sagt: „So genau weiß ich es alles auch nicht.“ Doch die Worte, die der Manager des MSV Duisburg ins Mikrofon ruft, sind andere: „Der MSV lebt!“

Das soll Mut machen. Dem Manager selbst. Den 1500 Fans, die am Donnerstagnachmittag an der Westender Straße in Meiderich den Trainingsauftakt verfolgen. Und den 20 Profis, die unter der Aufsicht von Trainer Kosta Runjaic im Regen ihre Runden drehen.

Ob der MSV tatsächlich in der kommenden Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga antritt, ist indes offen. Das Ständige Schiedsgericht des DFB wird – voraussichtlich in der kommenden Woche – endgültig über den Lizenzentzug entscheiden. „Bis dahin gibt es keinen Grund, unsere Vorbereitung zu verändern“, so Grlic. Er trotzt dem Regen nur in Hemd und Anzug.

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Roland Kentsch trotzt niemandem und nichts mehr. Der MSV hat seinen Geschäftsführer kurz vor vor dem Trainingsauftakt gefeuert. Kentsch ist also nicht da. Aber der Mann, der die beanstandeten Lizenz-Unterlagen abgeschickt hatte, würde sowieso nichts sagen. Er ist der Einzige, der in den vergangenen Wochen öffentlich kein Wort verloren hat. Verschwiegen wie eine Truhe, deren Schlüssel verloren gegangen ist. Jetzt ist auch Kentsch selbst verloren gegangen.

Dietz, Regen und der Zebra-Twist

Vereins-Präsident Udo Kirmse begründet die Entscheidung gegen den 56-Jährigen, unter dessen Regie im Jahr 2009 bereits Arminia Bielefeld abgestürzt war, so: „Wir stellen einen nachhaltigen Vertrauensverlust in die Geschäftsführung fest.“ Bei dem Streit ging es auch um die zukünftige Ausrichtung des Klubs. Kirmse setzt in seinem Konzept auf den lokalen Aspekt. Spieler aus dem Nachwuchs und Talente aus der Umgebung sollen den Stamm eines neuen MSV-Teams mit Perspektive bilden.

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Oben auf dem Balkon des MSV-Gebäudes steht Bernard Dietz unter einem Schirm. Der frühere Nationalspieler des Klubs schaut sich das Training an. Er will den Vorstand um Kirmse in sportlichen Fragen unterstützen. „Der MSV ist und bleibt mein Verein“, sagt Dietz.

Unten, auf dem Trainingsplatz, spielen sie über die Lautsprecher den „Zebra-Twist“ ein. Regen tropft ins Bier, Coach Kosta Runjaic zieht die blaue Schirmmütze noch tiefer in die Stirn. Der Himmel ist grau, alles passt zur Lage.

Der Automatismus des Trainings lenkt ab, doch die wichtige Frage bleibt offen. In welcher Liga wird der MSV spielen? Zweite? Dritte? Vierte? Fünfte? Keiner an der Westender Straße kann das an diesem Nachmittag seriös beantworten. 1500 feiernde Fans sind für ein MSV-Training eine enorme Menschenmenge. Aber die nicht beantworteten Fragen zeichnen Leere in viele Gesichter.

Rückkehrer Jula ist Top-Verdiener

Die Mengenleere des MSV setzt sich in der Führungsetage des Vereins fort. Mit dem Geschäftsführer gingen auch drei Mitglieder des Aufsichtsrates. So teilte es der Klub vor dem Training per Pressemitteilung mit. Nur: Gerd Görtz, Vorsitzender des Gremiums, hatte beim Trainingsauftakt von seinem angeblichen Rücktritt noch nichts gehört. Er erfuhr davon aus der Pressemitteilung und sagt: „Ein menschenverachtendes Verhalten.“

Die Unsicherheit setzt sich bei den Spielern fort. Florian Hübner, der jüngste Sohn des früheren Zebra-Managers Bruno Hübner, soll von Borussia Dortmunds zweiter Mannschaft zum MSV wechseln. Doch er fehlt beim Aufgalopp. Eine Verletzung...

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Dafür taucht ein bekanntes Gesicht auf dem Rasen auf: Emil Jula. Der bullige Mittelstürmer war zuletzt an den VfL Osnabrück ausgeliehen, nun kehrt er zum MSV zurück. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr, und er gehört zu den Top-Verdienern. Schwierig für einen Klub, dessen Angestellte noch auf die Gehälter für den Mai warten.

Kosta Runjaic lässt die Spieler 100 Minuten trainieren. Für den kommenden Samstag hat er gleich drei Trainingseinheiten angesetzt. Zumindest die Spieler würden fit für die Zweite Liga sein. . .