Düsseldorf. . Mit der deutschen U21-Nationalmannschaft stehen Elias Kachunga und Julian Korb kurz vor der Qualifikation für die EM 2015. Vor dem Playoff-Rückspiel gegen die Ukraine in Essen sprechen die beiden DFB-Talente über ihre Entwicklung im Verein und die EM im kommenden Jahr.

Entspannt schlendern beide Spieler durch die Lobby des Düsseldorfer Hilton-Hotels. Die Stimmung bei den U21-Nationalspielern Elias Kachunga und Julian Korb vor dem Rückspiel gegen die Ukraine in den Europameisterschafts-Playoffs (Dienstag, 19 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) ist gelöst. Mit 3:0 gewann der deutsche Nachwuchs das Hinspiel, die Tickets können ziemlich sicher gebucht werden. Im Doppel-Interview mit unserer Redaktion sprechen die Youngster von Borussia Mönchengladbach (Korb) und dem SC Paderborn (Kachunga) über ihre Entwicklung im Verein, die EM im kommenden Jahr und viele Erfahrungen in jungen Jahren.

Herr Korb, Herr Kachunga, nach dem deutlichen Sieg gegen die Ukraine im Playoff-Hinspiel zur Europameisterschaft im kommenden Jahr war viel von „Erleichterung“ zu lesen. Waren Sie so angespannt?

Elias Kachunga: Anspannung war es nicht. Aber es war ein wichtiges Spiel, was wir unbedingt gewinnen wollten. Natürlich sind wir ein bisschen erleichtert, weil auch gerade in der Höhe die Ausgangslage vor dem Rückspiel richtig gut ist.

Julian Korb: Wir wussten, dass es in der Ukraine richtig schwer werden kann. Deshalb sind wir schon froh, dass wir die Partie gewonnen haben.

Das Spiel hätte sogar noch deutlicher ausfallen können.

Korb: Wir können besser spielen als im Hinspiel, so viel ist sicher. Das wollen wir in Essen natürlich auch zeigen. Wir müssen die zweiten Bälle gewinnen, sicherer passen und vielleicht noch mehr Tore schießen.

Kachunga: Man kann immer mehr Tore machen (lacht). Auch in der Partie hätten wir vielleicht ein, zwei mehr machen können. Das 3:0 ist trotzdem ein gutes Ergebnis. Aber wir sind noch nicht durch. Die Ukrainer werden alles versuchen, um weiterzukommen, und in so einem Finale kann alles passieren, das wissen wir auch. Der Trainer wird uns richtig einstellen für den zweiten Akt.

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Die U21-Nationalmannschaft hat sich den Mannschaftsgeist der Weltmeister aus Brasilien abgeguckt, so scheint es jedenfalls, wenn man durch die sozialen Netzwerke wie Twitter und Instagram surft.

Kachunga: Die meisten kennen sich ja schon seit Jahren und haben gemeinsam die U-Mannschaften des DFB durchlaufen. Wir sind zusammengewachsen, wir verstehen uns alle super und obwohl wir alle aus unterschiedlichen Teams kommen, sind wir eine Einheit. Die Chemie stimmt neben und auf dem Platz.

Korb: Es macht eine gute Truppe aus, wenn sich neue Spieler schnell integrieren können und gut aufgenommen werden. Das passt in unserer Mannschaft auf jeden Fall.

Herr Kachunga, Sie sind einer der Neuen, die Horst Hrubesch eigentlich erst nach der erfolgreichen Qualifikation für die Europameisterschaft im kommenden Jahr nominieren wollte. Jetzt sind Sie aber schon in diesen wichtigen Spielen dabei.

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Kachunga: Mich freut das sehr. Das ist wieder eine neue Erfahrung für mich, auch wenn ich fast alle U-Mannschaften durchlaufen habe. Das ist der Verdienst dafür, dass ich meine Leistung im Verein erbracht habe. Jetzt möchte ich natürlich unserem Trainer hier auch eine Option anbieten und freue mich über jedes Spiel, das ich bekomme.

Wie wichtig ist die Teilnahme an einer Europameisterschaft oder gar an Olympischen Spielen für junge Spieler wie Sie es sind?

Korb: Wir hoffen, dass das klappt und dann sind solche Turniere riesige Erfahrungen für uns. Die Möglichkeit, diese Turniere zu spielen, bekommt nicht jeder, und das ist schon etwas ganz Besonderes, auf das wir hinarbeiten.

Kachunga: Man kann nur wachsen mit solchen Ereignissen. Das ist international hohes Niveau, auf dem sich jeder Einzelne ausprobieren und präsentieren kann. Dafür geben wir alles, um das erleben zu dürfen.

Kachunga veräppelt Korb - "Entwicklung ganz okay" 

Sie haben es vorhin schon angesprochen: Beide haben Sie fast alle U-Teams des DFB durchlaufen. Wie haben Sie die Verbandsarbeit wahrgenommen – hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert?

Kachunga: Auch der DFB hat in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung gemacht – das sieht man natürlich an der Spitze mit dem Weltmeistertitel der A-Nationalmannschaft. Aber das fängt schon unten in den Team an und wir als Spieler bekommen super Rahmenbedingungen und profitieren enorm von dieser Entwicklung.

Korb: Elias und ich gehören zu der Generation, die von den DFB-Stützpunkten profitiert. Wir hatten einmal in der Woche ein Zusatztraining mit hoher Qualität und das kann sich für einen Spieler nur positiv auswirken.

Kachunga: Und es hilft natürlich auch den Klubs, wenn man bei der Nationalmannschaft gefördert wird, neue Dinge lernt und sich stetig verbessert.

Gladbachs Julian Korb (l.) und Elias Kachunga spielen zusammen in der deutschen U21-Auswahl.
Gladbachs Julian Korb (l.) und Elias Kachunga spielen zusammen in der deutschen U21-Auswahl. © Getty Images / Collage: DerWesten

Konkurrenz ist auch Ansporn für Spieler, sie belebt – so heißt es – das Geschäft. Die Konkurrenz im Sturm der U21 ist enorm mit vielen gestandenen Bundesliga-Angreifern wie Maximilian Arnold und Kevin Volland.

Kachunga: Ich gucke mir von jedem Spieler etwas ab. Wir sind ein Jahrgang und mein Ziel ist es, wie Kevin und Max in der Bundesliga Fuß zu fassen. Jeder muss seinen Weg gehen – meiner lief über den einen oder anderen Umweg, aber letztlich bin ich in der Bundesliga angekommen, dahin, wo ich hinwollte.

Sie haben zwar Ihr Bundesliga-Debüt mit Borussia Mönchengladbach gefeiert, in der Liga angekommen sind Sie aber erst richtig mit Paderborn.

Kachunga: Ich habe bei Osnabrück in der dritten und bei Paderborn in der zweiten Liga Spielpraxis sammeln dürfen. In Berlin hatte es bei der Hertha zwischendurch leider nicht so geklappt.

Herr Korb, einen ähnlichen Weg wollten Sie eigentlich auch einschlagen, sich verleihen lassen, um für Gladbach Spielpraxis zu sammeln. Ihre Entwicklung in den vergangenen anderthalb Jahren ist…

Kachunga: … Okay. Sagen wir, seine Entwicklung ist okay (lacht)…

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Korb: Vielen Dank, Elias (lacht). Natürlich bin ich zufrieden, wie die vergangenen Jahre gelaufen sind. Die Geduld hat sich ausgezahlt. Trotz neuer Spieler bei der Borussia komme ich auf meine Spiele und das klappt ganz gut. So kann es gerne weitergehen.

Ist es vielleicht auch Ihr Glück, dass Gladbach-Trainer Lucien Favre den WM-Teilnehmer Fabian Johnson eher vorne links als hinten rechts sieht?

Korb: Er kann beide Positionen spielen und unser Coach mag polyvalente Spieler. Wie Lucien Favre aufstellt, entscheide natürlich nicht ich (lacht), deshalb bin ich froh, dass ich momentan spielen darf.

Und das nun auch in der deutschen U21-Auswahl.

Korb: Danny da Costa ist mein Konkurrent auf der Position; wir verstehen uns richtig gut. Er spielt mit Ingolstadt in der 2. Bundesliga ganz oben mit, das zeigt die Ausgeglichenheit in unserem Kader.

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Die Außenverteidiger des A-Teams stehen in der Kritik – das wäre doch die Gelegenheit für Sie.

Korb: Nein, nicht wirklich. In die A-Mannschaft kommt man nur durch Leistung, wenn man im Verein und auch bei der U21 konstant gut spielt. Das versuche ich und dann wird man sehen, wofür das gut ist. Nur das hat man selbst in der Hand, den Rest kann man nicht beeinflussen. Wilde Theorien sind bei diesem Thema letztlich fehl am Platz und machen keinen Sinn.

Kachunga hatte Kontakt zu Gladbach - Wechsel zu Paderborn "logisch" 

Haben Sie eigentlich den vermeintlichen Handelfmeter aus dem Spiel gegen Mainz verdaut, der gegen Sie gepfiffen wurde?

Korb: Ich habe mich natürlich sehr über diesen Pfiff geärgert und die drei Punkte hätten uns gut getan. Die Entscheidung, in der Situation Elfmeter zu pfeifen, kann ich bis heute nicht nachvollziehen.

Kachunga: Im Fußball ist es klar, dass man die Hände und Arme dazu braucht, um das Gleichgewicht zu halten. Es ist schon komisch, was da manchmal gepfiffen wird. Aber die Schiedsrichter haben ihre Vorgaben und müssen die irgendwie durchbringen. Es ist bitter, aber wir müssen damit leben und das annehmen.

Korb: Es war ja kein klares Handspiel und die Körperfläche habe ich auch nicht vergrößert. Ich verstehe das nicht.

Herr Kachunga, sie haben mit dem SC Paderborn Bundesliga-Geschichte geschrieben und sind als Aufsteiger furios in die neue Saison gestartet. Wie fällt ihr Fazit bis zum siebten Spieltag aus?

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Kachunga: Wir haben gute Spiele gezeigt und bewiesen, dass wir in der Bundesliga mithalten können. Es geht für uns nur darum, so schnell wie möglich Punkte einzusammeln und das gelingt uns bislang ganz gut. Und wir können sagen, dass wir als Tabellenführer nach München gefahren sind.

Dort haben Sie aber deutlich verloren – die erste Bundesliga-Niederlage des SC Paderborn.

Kachunga: Wir haben jetzt schon gegen drei Top-Klubs aus der Bundesliga gespielt und auch in den Partien gezeigt, dass wir mithalten können. In München kann man verlieren. In Leverkusen haben wir in Unterzahl gut gespielt und gegen Gladbach war es zum Schluss etwas unglücklich.

Dieses direkte Duell am sechsten Spieltag zwischen Ihnen beiden kam nicht zustanden, weil Julian Korb eine Pause bekam.

Kachunga: Schade, dass Julian nicht mitspielen durfte, dann hätte ich ihm mal ein bisschen was zeigen können. Da hat der Favre alles richtig gemacht, Julian besser draußen zu lassen (lacht). Spaß beiseite. Spiele gegen den Ex-Klub sind immer etwas ganz Besonderes. Ich habe bei Borussia Mönchengladbach meine Ausbildung genossen und kenne den Verein sehr gut. Aber ich wollte das Spiel trotzdem gewinnen.

Hatten Sie als Leihspieler eigentlich regelmäßig Kontakt zu Max Eberl und Favre?

Kachunga: Der Kontakt war da, selbstverständlich. Aber wir haben mit dem SC Paderborn den Aufstieg in die Bundesliga geschafft und ich habe dann mit Gladbach zusammen entschieden, dass ich den Schritt komplett dahin machen kann, um in der ersten Liga zu spielen. Das war letztlich der logische Schritt.

Am Dienstag spielen Sie zusammen in einer Mannschaft an der Hafenstraße in Essen – leider vor einem etwas kleineren Publikum.

Kachunga: Vor ausverkauftem Haus zu spielen, ist natürlich immer wesentlich schöner, als vor einer kleinen Kulisse. Aber wenn ein Spieler den Platz betritt, muss er das ausblenden können, sein Spiel spielen und Freude daran haben. Wenn wir unsere Leistung abrufen und guten Fußball zeigen, werden die Fans auch kommen.

Korb: Wir sind verwöhnt von den vollen Stadien in der Bundesliga. Aber jeder in der Mannschaft repräsentiert Deutschland und das ist eine Ehre – da ist es egal, ob zehn oder 10.000 Zuschauer im Stadion sind.

In der Ukraine war richtig was los.

Korb: Da waren echt viele Fans. Ich habe welche mit freiem Oberkörper gesehen (lacht).