Essen. . Horst Hrubesch, der frühere Stürmer von Rot-Weiss Essen und dem Hamburger SV, bildet den deutschen Fußball-Nachwuchs aus. Mit der U21-Nationalmannschaft will er sich in den Playoffs gegen die Ukraine für die EM qualifizieren. Auch an alter Wirkungsstätte.

Jerome Boateng sagt noch heute artig „Herr Hrubesch“. Dabei dürfte er auch „Horst“ sagen. Macht der Starverteidiger des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern München aber nicht. Auch bei Manuel Neuer leuchten die Augen, wenn er an die Zeit in der U-21-Auswahl zurückdenkt. „Er war nicht nur unser Trainer, sondern auch ein guter Freund“, erinnert sich der heutige Welttorhüter. Boateng und Neuer sind zwei von sechs Weltmeistern, die 2009 unter Hrubesch die U-21-EM gewannen. Auch Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil waren damals beim Triumph in Schweden dabei.

Die Weltmeister von heute haben nur gute Erinnerungen an den Westfalen, der 2009 eigentlich aushilfsweise für den entlassenen Dieter Eilts eingesprungen war. Seit dem 21. Juni 2013 ist Hrubesch wieder verantwortlicher Coach des Unterbaus der Nationalelf, er musste nach der EM 2013 in Israel mit dem Ausscheiden nach den Gruppenspielen die Nachfolge des glücklosen Rainer Adrion antreten. Hrubesch machte es gern. Das Projekt läuft nun genauso erfolgreich an wie vor fünf Jahren. Mit sechs Siegen und zwei Remis ist die DFB-Auswahl durch die Gruppenphase marschiert. Zuletzt gab es gar ein 8:0 gegen Rumänien. Nun soll in den Playoffs gegen die Ukraine am Freitag im Auswärtsspiel und Dienstag um 18 Uhr in Essen der letzte Schritt zur EM-Endrunde 2015 in Tschechien gelingen.

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Goldene Zeiten beim HSV

Doch Hrubesch denkt schon weiter. „Wenn ich nach Tschechien fahre, will ich auch gewinnen“, betont der frühere Torjäger von Rot-Weiss Essen und des Hamburger SV. Typisch Hrubesch. Als Spieler hat er von den Lehrmeistern Branko Zebec und Ernst Happel das Sieger-Gen mitbekommen. Beim HSV prägte er mit drei Meisterschaften und dem Europacup-Sieg die goldenen Zeiten entscheidend mit.

Genauso geradlinig wie er früher die Tore erzielte, übt er heute den Trainerjob aus. „Ich gebe den Spielern das Vertrauen, und sie müssen es zurückzahlen“, sagt der 63-Jährige. So einfach kann Fußball sein. Neumodische Fachbegriffe wie „falsche Neun“, „hineinkippender Außenverteidiger“ oder „vertikales Umschaltspiel“ gehören nicht zu seinem Vokabular.

Wichtige Stützen fehlen

Das kommt an bei den jungen Spielern. Der frühere Torjäger hat ein Ohr für die Themen der jungen Generation, ist eine Art väterlicher Freund, dessen kumpelhafter Stil jede Situation entspannt, aber auch Klarheit vermittelt. Eine „Riesenkommunikation und Ehrlichkeit“ zeichne das U-21-Team aus, und natürlich „große Qualität“, betont Hrubesch, bevor es ab Freitag ernst wird. Seine Rolle sei dabei gar nicht so wichtig. Auf dem Platz könne er den Spielern auch nicht mehr helfen. „Sie müssen mich zum Europameister machen und zu Olympia bringen“, sagt Hrubesch realitätsbewusst.

Geradezu fasziniert ist er von der möglichen Teilnahme am Olympischen Fußballturnier 2016 in Rio. Eine „einmalige Geschichte“ sei das, sagt der gelernte Fliesenleger und leidenschaftliche Angler. Die besten Drei bei der EM fahren nach Brasilien. Aber Hrubesch denkt in Etappen, erst einmal sind die Playoffs wichtig.

Dass er wichtige Stützen wie Erik Durm, Matthias Ginter und Antonio Rüdiger an das A-Team abgeben muss, ist für Hrubesch kein Grund zum Jammern. Dafür sei die U 21 schließlich da. So war es schon immer. Hrubesch hat die Weltmeister von morgen ausgebildet. Vor dem U-21-Triumph hatte er schon 2008 mit der U19 den EM-Titel geholt. Im Team standen damals Torhüter Ron-Robert Zieler und die Bender-Zwillinge Lars und Sven, die ebenfalls längst im A-Team angekommen sind.

Man könne nun eine neue Ära einleiten, sagt Hrubesch. Aber dafür müsse man arbeiten.