Mönchengladbach. Im letzten Spiel des Kalenderjahres 2013 in der Fußball-Bundesliga trennten sich Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg am Sonntag 2:2-Unentschieden. Damit zieht Gladbach an Borussia Dortmund auf Platz drei vorbei. Trotzdem ärgerte sich “Fohlen“-Coach Favre nach Abpfiff.
Auch wenn Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking das letzte Spiel der Fußball-Bundesliga im Jahr 2013 nicht als Topspiel beschreiben wollte, so war die Partie zwischen dem Vierten und Fünften der Tabelle doch die Begegnung der beiden "heißen" Serientäter der Liga. Ein "geiles Spiel" erwartete der Wölfe-Coach dennoch. Die Hausherren waren vor dem Spiel seit sieben Spielen ungeschlagen, die Wölfe sogar seit neun. Durch das 2:2-Unentschieden konnte beide Klubs ihre Serie mit in den Weihnachtsurlaub nehmen.
Beide Trainer schickten ihre Erfolgsteams unverändert auf den Platz. Christoph Kramer, der unter der Woche einen Kreislaufzusammenbruch hatte, und Granit Xhaka (Mittelhandbruch) bissen im letzten Spiel auf die Zähne und mussten gemeinsam mit ihren Mitspielern gegen starke Niedersachsen Schwerstarbeit verrichten.
Zwölf Minuten dauerte es, bis die Mannschaften den Schnupperkurs und das gegenseitige Abtasten ablegten und die Offensivvisiere etwas öffneten. Raffael spielte den Schweizer Ricardo Rodriguez schwindelig, konnte das Tänzchen aber nicht krönen. Nur wenige Sekunden später konterten die Hausherren über Max Kruse, der den Ball scharf und flach vor das gegnerische Tor passte, aber keinen Abnehmer für die Flanke fand.
Die Gäste spielten abwartend, lauerten mit dem schnellen Ivica Olic immer wieder auf gefährlich Tempogegenstöße und übernahmen nach 20 Minuten die Spielkontrolle. Der Kroate wurde von dem starken Daniel Caliguri in den Strafraum geschickt, setzte sich gegen Julian Korb durch und scheiterte mit dem Außenrist denkbar knapp am langen Pfosten (21.). Drei Minuten später war es wieder Caliguri, der Raffael leicht das Spielgerät abnahm und Diego bediente. Der VfL-Regisseur versuchte es mit einem Schuss aus der Distanz, den Marc-André ter Stegen zur Ecke klären konnte. Der Gladbacher Schlussmann stand nun immer häufiger im Fokus; sportlich und nicht wegen seiner Wechsel-Absichten zum spanischen Renommierklub FC Barcelona. Einen Gewaltschuss von Olic konnte der Keeper nur noch vorne abklatschen, den Nachschuss vom jungen Maximilian Arnold pariert ter Stegen aber klasse.
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Erst nach einer halben Stunde zeigten sich die Hausherren mal wieder in der Offensive - wieder mit Tempo über die linke Seite. Patrick Herrmann legte den Ball quer auf Kruse, der das Spielgerät mit dem Schienenbein über das Tor beförderte - Gladbachs größte Chance im Spiel.
Heckings Understatement, die Begegnung sei kein Topspiel, hielt nicht stand. Wieder setzte sich Caliguri gegen drei Gladbacher Abwehrspieler durch, erzielte das Tor, nahm den Ball aber mit der Hand mit (35.). Fünf Minuten später zeigte Raffael eine ähnlich technisch starke Aktion auf der anderen Seite, als er sich mit einem Solo im Wolfsburger Strafraum durchsetzte, aber dann doch den Ball einmal zu viel von rechts auf links legte. Die Heimelf spielte im Angriff nicht konsequent genug, vertändelte immer wieder vor dem entscheidenden Pass den Ball. Torlos ging es in die Kabine und man konnte attestieren, dass es ein 0:0 der besseren Art war.
Nach der Pause fielen die Tore
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Nach dem Wechsel ging es temporeich weiter - und diesmal fielen Tore. Den Anfang machte Diego, der mit einer bärenstarken, Weltklasse-Bewegung die scharfe Flanke von Rodriguez verwertete und den Ball mit rechts flach unten im Borussia-Tor unterbrachte (53.). Wendt und die Hintermannschaft der Borussia sah schwach aus. Die Antwort der Hausherren ließ nicht lange auf sich warten. Und die war ebenso weltklasse, wie der Treffer von Diego. Kruse schickte Raffael und der Brasilianer ließ vier Gegenspieler wie Slalomstangen stehen und erzielt brachial den 1:1-Ausgleich (59.). Und damit nicht genug. Sekunden später hatte erneut Raffael den Jubelschrei auf der Zunge. Aber sein Versuch per Außenrist zentral vor dem Tor ging über das Tor. Genau ins Tor - und zwar millimetergenau - Juan Arango zwirbelte per Freistoß den Ball aus 27 Metern in den Winkel. Binnen vier Minuten drehte die Borussia das Spiel - im Stile einer Spitzenmannschaft.
Die Gastgeber suchten nun die Entscheidung. VfL-Torwart Diego Benaglio hielt überragend gegen Kramer und damit seine Mannschaft im Spiel (70.). Kruse konnte seinen Schuss auch nicht im Kasten unterbringen (78.). Die Wolfsburger drängten auf den Ausgleich und Gladbach überließ den Gästen das Feld, um sich auf Konter zu beschränken. Ein Fehler, wie sich in der 85. Minute rausstellte. Caliguri brachte die Flanke von rechts auf Luiz Gustavo und irgendwie landete der Ball bei dem gerade eingewechselten Bas Dost, der ihn über die Linie stocherte. Ein erneuter Freistoß von Arango in der Schlussminute brachte nichts ein, so dass es bei der leistungsgerechten, vorweihnachtlichen Punkteteilung blieb.
"Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt", sagte Lucien Favre nach Spielende. "Ich habe ein gutes Spiel gesehen mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Aber wir müssen dieses 2:1 unbedingt halten. Das 2:2 war unnötig. Doch wir müssen positiv denken: 33 Punkte nach der Hinrunde, positive Tordifferenz" - die Bilanz der "Fohlen" kann sich sehen lassen.
Neun Siege in neun Heimsiegen gelang nicht mal den Fohlen-Legenden um Jupp Heynckes, Günter Netzer und Berti Vogts in den 70er Jahren. Und auch der aktuellen Erfolgsmannschaft blieb dieser Rekord verwehrt. Zum Rückrundenauftakt am 24. Januar 2014 kommt dann mit Bayern München der Herbstmeister - bis dahin allerdings feiern die Gladbacher erstmal erfolgreiche Weihnachten.