Mönchengladbach. Joker Bas Dost hat die imposante Gladbacher Bundesliga-Heimserie beendet und dem VfL Wolfsburg noch einen wertvollen Punkt im Verfolgerduell gesichert. Der eingewechselte Niederländer traf in der 86. Minute zum 2:2 (0:0) und sorgte für den ersten Punktverlust der Borussia auf eigenem Platz.
Acht Siege in acht Heimspielen müssen sich eines Tages einfach auszahlen, und so sind auch die letzten kleinen Lücken, die es zu Saisonbeginn auf den Rängen des Mönchengladbacher Borussia-Parks gab, inzwischen verschwunden. Wenn noch ein wenig Beton zu sehen ist, dann im Gästeblock. Denn am letzten Spieltag der Hinrunde war der VfL Wolfsburg bei Borussia Mönchengladbach zu Gast, und wie es sich für ein Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gehört, war die Gladbacher Arena nahezu randvoll. Dass im Wolfsburger Block kleinere Lücken klafften, mag jedes Vorurteil bezüglich der Beliebtheit des Werksklubs bestätigen. Aber ob es der Liga und der Masse der Fans nun gefällt oder nicht, beim 2:2 im Spiel zweier ganz starker Bundesliga-Mannschaften wurde klar: Mit diesen Wolfsburgern müssen Gladbach, aber auch Leverkusen, Dortmund und Schalke im Kampf um die Plätze zwei bis vier rechnen.
Zwanzig Minuten lang suchten beide Mannschaften im letzten Spiel der Hinrunde nach Lücken in der gegnerischen Defensive, was bei zwei so gut organisierten Mannschaften keinem Team leicht fiel. Die erste Risse entdeckten schließlich die Gäste nach 21 Minuten, als Daniel Caligiuri den Gladbacher Julian Korb stehen ließ und den alten Kämpen Ivica Olic bediente, der aus spitzem Winkel knapp verzog. Zwei Minuten später prüfte Diego Galdbachs Keeper Marc-Andre ter Stegen und noch einmal vier Minuten danach schickte Borussias Schlussmann sein Team durch ein Wechselbad der Gefühle: Erst hatte er Mühe mit einem Gewaltschuss von Olic, dann reagierte er prächtig mit dem Fuß gegen Maximilian Arnolds Nachschuss.
Gladbach brauchte offenbar den dreifachen Weckruf der Wölfe, denn nach einem schnellen Angriff über Patrick Herrmann landete der Ball beim völlig frei stehenden Max Kruse - doch dem sprang das Leder ans Schienbein und von da über den Kasten. Es war nach einer halben Stunde die erste Gladbacher Torchance.
So munter blieb es bis zur Pause, Wolfsburgs Caligiuri tankte sich kurz danach durch, schob den Ball auch ins Netz, aber wegen Handspiels galt der Treffer zu Recht nicht. Und Gladbachs Herrmann forderte nach einem Foulspiel von Luiz Gustavo Elfmeter, allerdings war Schiedsrichter Günter Perl anderer Meinung.
Diego überwand ter Stegen mit einem trockenen Schuss
Der Elfmeter hätte den Borussen vielleicht Sicherheit gegeben - so trat das Gegenteil ein. Acht Minuten nach Wiederanpfiff setzte sich Ricardo Rodriguez auf der linken Seite durch und schlug den Ball scharf nach innen. Wie Diego das Leder annahm und schoss hatte was - jedenfalls ging es viel zu schnell für Gladbachs Abwehr, mit dem trockenen Schuss hieß es nicht einmal unverdient 0:1.
Aber acht Siege aus acht Heimspielen sind kein Zufall, können kein Zufall sein. Gladbach wischte sich den Mund ab und drückte sofort aufs 1:1. Und der Mann, der zuschlug, hieß wieder einmal Raffael, zuletzt Gladbachs Torschütze vom Dienst. Diesen Treffer aber darf er sich einrahmen lassen. Wie Raffael vor dem Strafraum vier Wolfsburger stehen ließ, nach rechts zog und den Ball dann zum 1:1 (59.) ins lange Eck zog, war erste Sahne.
Aber ein 1:1 ist ja noch kein Heimsieg, also legte Gladbach nur vier Minuten später nach: Freistoß heißt: Ihr Auftritt, Juan Arango. Der Mittelfeldmann, bis dahin kaum zu sehen, legte sich die Kugel zurecht und jagte den Ball wie an der Schnur gezogen genau in den rechten Knick - Freistöße schießt in dieser Liga kaum einer so gut wie Arango. Es war eine Szene, die dem VfL an die Nieren ging: Zunächst hatte Schiri Perl ein hartes Einsteigen von Christoph Kramer gegen Maximilian Arnold ungeahndet gelassen, dann holte Caligiuri Herrmann von den Beinen und schimpfte, weil der Gladbacher den Ball nichts ins Aus gespielt hatte, da Arnold immer noch am Boden lag - am Ende dieser Kette trat Arango zum Freistoß an…Wolfsburg reagierte, brachte den Ex-Dortmunder Ivan Perisic, doch die Chancen hatten weiter vor allem die Gladbacher, die nun wesentlich besser mit den Gästen zurecht kamen als vor der Pause. Erst vergab Raffael, dann der Ex-Bochumer Kramer nach 70 Minuten, als Diego Benaglio im Tor der Gäste rettete, und schließlich auch Max Kruse, der nach 77 MInuten nur knapp verzog.
Joker Bas Dost glich für Wolfsburg noch aus
Und wie es dann so geht: Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking brachte mit Bas Dost noch einen Angreifer - und wurde belohnt: Die Niedersachsen drückten und drei Minuten vor Schluss stocherte Dost den Ball aus kurzer Distanz zum 2:2 über die Linie. Aus Wolfsburger Sicht ein Zeichen für gute Moral, aus Gladbacher Sicht ärgerlich, weil die ersten Heimpunkte der Saison liegen geblieben sind. In einem aber können sich alle, über die Borussen und die Wolfsburger hinaus einig sein: Mit beiden Teams ist in der Rückrunde im Kampf um die Champions League zu rechnen.