Bremen. . Beim 0:1 in Bremen erlaubte sich die ermüdete Bayer-Mannschaft die zweite Niederlage in Folge uns spürt die Verfolger Gladbach und Wolfsburg hinter sich

Es wäre ein interessantes Experiment gewesen. Wenn sich statt Philipp Bargfrede oder Aleksandar Ignjovski einfach Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler einen der herumliegenden roten Weihnachtsmäntel genommen und die Bälle ans Bremer Publikum verteilt hätte, wäre das Gejohle sicher gewaltig gewesen. Zum einen ist Völler an seiner alten Wirkungsstätte im Weserstadion immer noch ein großer Star, zum anderen wäre es die glaubwürdige Zugabe gewesen: Hatte die Werkself mit ihrem ziellosen Auftritt bereits zuvor entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Werder-Fans nach dem 1:0-Sieg bei einer vorgezogenen Bescherung wähnten.

„Das ist heute noch ärgerlicher als letzte Woche“, stellte Völler fest, und nur aus Höflichkeit vor einem Verein, dem er selbst viel zu verdanken hat, deutete er lediglich an, was er eigentlich dachte: Das 0:1 gegen Eintracht Frankfurt („die spielen gut Fußball“) konnte er irgendwie verschmerzen, das 0:1 gegen Werder („die haben aufopferungsvoll gekämpft“) eher weniger. Das Resultat blieb gleichsam ernüchternd. Völler: „Zwei Pleiten hintereinander – diesen Rucksack nehmen wir mit.“

Sebastian Mielitz (li.) und Nils Petersen (r., beide SV Werder Bremen) posieren im Weihnachtsmann-Kostüm.
Sebastian Mielitz (li.) und Nils Petersen (r., beide SV Werder Bremen) posieren im Weihnachtsmann-Kostüm. © imago/Ulmer

Speziell am Bremer Strafraum zahlte Bayer einen hohen Preis für seine „mentale Müdigkeit“ (Völler). Aber im Gegensatz zu früheren „Wüterich“-Zeiten wollte er nicht grundsätzliche Zweifel am Charakter seiner Angestellten üben. „Im Moment haben wir keine Mittel gegen tief stehende Teams. Aber das wirft uns nicht um, im nächsten Jahr greifen wir wieder an.“

"Bitterer Geschmack" nach der Hinrunde

Erstaunlicherweise ließ sein Trainer ein bisschen tiefer blicken. „In diesem Spiel hat die letzte Überzeugung gefehlt, ein Tor zu machen“, klagte Sami Hyypiä. „Jetzt ist nach der Hinrunde ein bitterer Geschmack im Mund.“ Der Finne ahnt, dass vor allem Mönchengladbach und Wolfsburg in der Rückrunde gefährlich werden, weil sie sich im Februar und März nicht von einer heroenhaften Herausforderung in der Champions League (Paris St. Germain) ablenken lassen müssen.

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Klar, dass dafür alle Kräfte gebündelt werden. „Vielleicht ist der Akku ein bisschen leer“, räumte Simon Rolfes ein. Der langgediente Bayer-Profi glaubt indes auch, die zwei 0:1-Erlebnisse zum Jahresabschluss könnten einen positiven Effekt haben. „Das schärft vielleicht die Sinne für die Vorbereitung im Winter. Es ist nie gut, wenn alles rosarot ist.“ Auch nicht zu Weihnachten.