Essen. Der FC Bayern siegt auch unter Pep Guardiola weiter - die furchteinflößende Dominanz des Triple-Triumphators hat der Titelverteidiger zum Start in die neue Saison aber noch nicht versprüht. Die Bayern besiegten Borussia Mönchengladbach mit 3:1 (2:1).

Die 51. Bundesliga-Saison öffnete den Vorhang mit einem Klassiker der 70er Jahre. Und mit einigen kuriosen Szenen. Bayern München und Borussia Mönchengladbach trafen zum Auftaktspiel aufeinander, der FC Bayern siegte mit 3:1 (2:1), doch zwischenzeitlich wurde die Partie ähnlich eng wie die Duelle in den Siebzigern. "Wichtig ist, dass man das erste Saisonspiel gewinnt und drei Punkte einfährt - deswegen ist es ein guter Start heute", meinte Bayern-Kapitän Philipp Lahm. "Wir brauchen uns nicht schämen, das ist auf jeden Fall klar", sagte Mönchengladbachs Torwart Marc-André ter Stegen.

Gladbach-Trainer Favre änderte seine Elf auf drei Positionen

Die Gäste wollten nicht wehrlos nach München reisen und rechneten sich im Vorfeld der Partie durchaus etwas aus. Nach dem peinlichen Pokalaus in Darmstadt ersetzte Borussias Trainer Lucien Favre Julian Korb, Lukas Rupp und Branimir Hrgota durch Tony Jantschke, Juan Arango und Patrick Herrmann. Havard Nordtveit musste erneut zusehen, wie Granit Xhaka und Christoph Kramer die Doppelsechs besetzen. Im Angriff durften sich wieder Raffael und Max Kruse versuchen. Bayerns Startrainer Pep Guardiola machte im Vorfeld ein großes Geheimnis um seine Aufstellung. Um 19.30 Uhr wurde bekannt, wie der Spanier spielen ließ. Philipp Lahm, Jerome Boateng, Dante und David Alaba gaben die Viererkette vor Torwart Manuel Neuer. Im 4-1-4-1-System war Bastian Schweinsteiger der einzige Sechser hinter Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos und Franck Ribery. Und Mario Mandzukic durfte stürmen.

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Favre, Taktikfuchs und großer Fan von Guardiolas Arbeit, ahnte, dass es eine schwere Partie in München werden würde, hatte aber ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, als wisse er, wie man das System des Spaniers knackt. Vor allem die "schweren Fehler" aus dem Pokalspiel müsse seine Mannschaft abstellen. Doch genau die brachten die Gastgeber früh auf die Siegerstraße. Gladbach spielte mutig und gefällig kombinierend; erarbeitete sich sogar durch Kramer die erste Torchance (10.), doch die Münchener bestraften gleich die erste Unsicherheit. Ribery nahm dankbar einen unplatzierten Abschlag von ter Stegen entgegen, bediente flink Robben, der mit der Fußspitze das 1:0 besorgte.

Robben und Mandzukic treffen für den FC Bayern - 2:0 nach 16 Minuten

Die Bayern kamen ins Rollen. Und wie. Nur vier Minuten später, der Druck der Hausherren war nun nicht mehr zu übersehen, flankte Robben den Ball per Freistoß in den Strafraum. Alvaro Dominguez kam gegen Schweinsteiger zu spät. Ter Stegen parierte dessen Schuss noch, die kurze Abwehr verwertete dann aber Mandzukic. 2:0 nach 16 Minuten - es sah nach der befürchteten bajuwarischen Dominanz aus. Gladbach war angezählt. Zehn Minuten sahen die Spieler von Favre zu, wie Ribery sich durch die Abwehr tanzte und Robben seine Mitspieler nach Belieben bediente. Favre an der Seitenlinie war kein Taktikfuchs mehr, sondern fuchsteufelswild.

Es dauerte knapp eine halbe Stunde, bis sich die Borussia aus der Münchener Offensivumklammerung befreien konnte. Herrmann bediente Raffael nach einem stark vorgetragenen Konter im Strafraum, den Angriff konnte Neuer aber ebenso entschärfen wie den Versuch von Kruse nach Raffael-Vorarbeit. Vor allem die langen Diagonalpässe brachten die Gäste wieder ins Spiel.

Juan Arango, der seine leichten Muskelfaserriss auskuriert hatte und sichtlich spielfreudig war, brachte eine Flanke scharf in den Strafraum. Der ehemalige Gladbacher Dante spitzelte den Ball an Neuer vorbei ins eigene Tor - es stand nur noch 2:1 für die Bayern (40.). Dank zweier Paraden von U21-Nationaltorwart ter Stegen, der gegen Kroos und Mandzukic bärenstark reagierte, ging es mit der knappen Bayern-Führung in die Halbzeit.

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Nach der Pause gewann das Spiel an Qualität, auch weil die Gäste nun zielstrebig ihr Heil in der Offensive suchten. Kruse schoss in der 47. Minute in vielversprechenden Position seinen eigenen Mann an (Raffael) und nur wenig später stand Herrmann Kramer in ebenso torgefährlicher Situation im Weg. Gladbach spielte die Konter besser aus und vor allem Kruse entwickelte sich zu einem Aktivposten im Angriffsspiel der Borussia. "Wir haben es insgesamt gut gemacht und gute Konterchancen gehabt. So viele Chancen haben wir uns in München noch nie erspielt. Es war deshalb schade", erklärte Gladbachs Innenverteidiger Martin Stranzl.

Gladbach-Manager Eberl musste auf die Tribüne

Aber auch die Bayern kamen zu Chancen: Kroos traf nach einer Stunde aus 17 Metern nur den Pfosten. Dann wurde es kurios. Sehr kurios. Alvaro Dominguez sprang in der 67. Minute der Ball nach einem Schuss von Müller an den Arm. Elfmeter. Müller schoss selber und scheiterte am starken ter Stegen. Die Situation lief aber weiter und erneut erwischte Dominguez den Ball mit dem Unterarm. Wieder Strafstoß! Unter lauten Protesten der Gladbacher. Borussias Sportdirektor Max Eberl entlud seinen Frust an einer Werbebande und wurde auf die Tribüne geschickt. David Alaba verwandelte den zweiten Versuch vom Punkt. Diese drei Minuten haben ihren Platz in der Bundesliga-Geschichte sicher.

Die Gäste vom Niederrhein verstärkten mit Amin Younes, Branimir Hrgota und Luuk de Jong die Angriffsbemühung, München aber spielte das erste Saisonspiel ungefährdet nach Hause. So souverän und dominant, wie vor dem Saisonstart befürchtet war der Triple-Sieger allerdings nicht. Aber: Der Vorhang hat sich auch gerade erst geöffnet.

  • Die Startaufstellungen der beiden Teams:
  • München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger - Robben, Müller, Kroos, Ribéry - Mandzukic
  • Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems - Kramer, Xhaka - Herrmann, Raffael, Arango - Kruse


Der Live-Ticker zum Nachlesen
FC Bayern - Mönchengladbach 3:1