Mönchengladbach. Günter Netzer erhält im Museum von Borussia Mönchengladbach eine eigene Sonderausstellung. Wir waren bei der Eröffnung dabei.
Fußballer, Diskothekenbesitzer, Stilikone – Günter Netzer ist wohl der schillerndste Spieler der Klubgeschichte von Borussia Mönchengladbach, dessen Strahlkraft auch 46 Jahre nach seinem letzten Spiel für die Borussia die Anhänger der Fohlen erreicht. Damals, am 23. Juni 1973, wurde der gebürtige Gladbacher mit seiner Selbst-Einwechslung im Pokalfinale gegen den 1. FC Köln und dem anschließenden Siegtor zum 2:1 endgültig zur Legende. Eine Sonderausstellung („Günter Netzer – Aus der Tiefe des Raumes“) zu Ehren Netzers beleuchtet nun im vereinseigenen Museum „Fohlenwelt“ sowohl die sportlichen Leistungen des ehemaligen Weltklassespielers, als auch die vielen Facetten seines Schaffens außerhalb des Fußballplatzes.
Auch Vogts, Bonhof und Heynckes waren erschienen
Zur feierlichen Eröffnung im Borussiapark erschienen auf dem grünen Teppich neben dem Geehrten selbst noch zahlreiche ehemalige Weggefährten aus der gemeinsamen Gladbacher Zeit (1963-1973), unter anderem Berti Vogts, Rainer Bonhof und Jupp Heynckes, mit denen er 1974 auch den WM-Pokal holte. Es waren aber auch Begleiter abseits des Fußballplatzes erschienen, wie der deutsche Maler und enger Freund Markus Lüpertz.
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Dieser hielt dann auch für den passionierten Kunstsammler Netzer die Laudatio, die einer Zeitreise in das Mönchengladbach der 1970er Jahre glich und ein Loblied auf den Fußballer, den Menschen und den „ersten, wirklichen Star des Fußballs“ Günter Netzer war. Es folgte ein elfminütiger Film über den „King“, wie ihn nach Aussage von Berti Vogts im Team alle nannten, in denen mehrere Mitspieler, damalige Konkurrenten und Freunde adelten. Der Film ist allerdings nicht ausschließlich für den Abend produziert worden; Besucher der Fohlenwelt können ihn sich ab sofort im Museum anschauen.
Alte Geschichten aus vergangenen Tagen durften natürlich auch nicht fehlen und wurden von den zuvor erwähnten Mannschaftskameraden auf dem Podium zur großen Freude der geladenen Gäste zum Besten gegeben. So weiß man dank Jupp Heynckes, der jahrelang mit Netzer bei Auswärtsspielen mit der Borussia und dem DFB-Team das Zimmer teilte, nun auch, wie es um den Ordnungssinn von Netzer bestellt war. Dieser nahm es gelassen, als er das Schlusswort ergriff und sich sichtlich überwältigt für das Kommen seiner zahlreichen Freunde und Wegbegleiter bedankte. Es blieb auch in der Folge emotional, als „der rheinische Siegfried“, wie ihn Lüpertz zuvor in Anlehnung an seinen berüchtigten, blonden Haarschopf liebevoll nannte, das Produkt von sechs Monaten Vorbereitung bestaunte.
Nachgebaute Theke aus der Diskothek Lovers' Lane sorgt für Freude
Besonders die nachgebaute Theke der berüchtigten Diskothek Lovers‘ Lane sorgte bei dem ehemaligen Besitzer eben jener Diskothek für Freude. „Da gibt es mehrere Geschichten, die mir einfallen“, scherzte Netzer auf die Frage, woran er bei dem Anblick denken müsse. „Das ist das Ende“, soll Netzers damaliger Trainer, Hennes Weisweiler, seinem Schützling entgegnet haben, als dieser ihm sein Vorhaben, eine Diskothek eröffnen zu wollen, mitteilte. Tatsächlich blühte der Mittelfeldregisseur in den Folgejahren erst richtig auf und erlebte bis zu seinem Wechsel nach Real Madrid zur Spielsaison 1973/74 seine sportlich besten Jahre im Fohlentrikot.
Eine Auswahl an Exponaten, wie Trikots aus seiner aktiven Zeit als Spieler für Gladbach, Real Madrid und den Grasshopper Zürich, sind auch zu besichtigen. Dass es dazu kommen konnte, mussten die Organisatoren auch auf die Hilfe von Sammlern zurückgreifen, denn: „Günter Netzer hat nie etwas gesammelt. Keine Trikots, keine Schuhe“, sagt Markus Aretz, Direktor Unternehmenskommunikation und mit Elmar Krewels, Leiter der Fohlenwelt, maßgeblicher Realisator der Ausstellung.
Parallel zur Sonderausstellung zeigt die Fohlenwelt zudem eine Kunstausstellung mit Werken, die sich mit dem Phänomen Günter Netzer beschäftigen. Insgesamt zwölf Kunstwerke von internationalen Künstlern können bis zum 15. März 2020 in der Fohlenwelt besichtigt werden. Im Anschluss daran widmet sich die FohlenWelt der nächsten Sonderausstellung: „Für uns war es ganz klar, dass wir anlässlich Günter Netzers 75. Geburtstag am 14. September auch mit Netzer die Reihe beginnen“, sagt Aretz und fügt an: „Was danach kommt, verrate ich noch nicht. Geplant ist aber, dass wir zwei Sonderausstellungen pro Jahr organisieren werden.“